Kind und Alter: Zwei Karrierekiller?

Kann man mit Kindern Karriere machen? Diese Frage ist immer noch weiblich. Doch das könnte sich mit der Generation Y ändern. Und ist man mit 50 schon zu alt, um aufzusteigen? Martin Wehrle, TV-Kolumnist und einer der bekanntesten Karrierecoachs Deutschlands, gibt Antworten. Joop Blauen (59) berichtet von seinem späten Erfolg.

An der Universität Trier lehren 36 Professorinnen, ihnen stehen 123 Professoren gegenüber. Dieses Verhältnis spiegelt wider, was Studien belegen: "Die Schere öffnet sich nach dem Studienabschluss, je höher die Positionen im akademischen Bereich, desto weniger Frauen trifft man dort an", sagt Claudia Winter, Frauenreferentin an der Uni Trier. Das hänge vor allem damit zusammen, dass die Phase, in der über Karriere entschieden werde, mit der Phase der Familiengründung zusammenfalle.serie tv-karrierewoche


Laut Karrierecoach Martin Wehrle nimmt die Zeit, die Frauen nach der Geburt der Kinder in den Beruf investieren, ab, die der Männer zu. Dies werde sich aber mit der nachwachsenden Generation ändern. Sie lebe nicht, um zu arbeiten, sondern arbeite, um zu leben. "Sie sehen das Leben als Gesamtheit und haben neue Werte", sagt Wehrle. Die Shell Jugendstudie hat gezeigt, dass die Mehrheit der jungen Erwachsenen sich gewünscht hätte, mehr Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Das will die sogenannte Generation Y, die auch für den Begriff Work-Life-Balance steht, offenbar anders machen.Personalpolitik entscheidend


Einer der entscheidenden Faktoren, damit Karriere und Kinder unter einen Hut gebracht werden können, ist die Personalpolitik des jeweiligen Unternehmens: "Wer wissen möchte, wie das Unternehmen zur Vereinbarkeit von Familie und Karriere steht, sollte sich die Spitze näher anschauen", rät Wehrle. Nehmen die Vorgesetzten Elternzeit? Machen sie pünktlich Feierabend? Oder sitzen sie bis weit in den Abend im Büro? Das Verhalten in der Chefetage zeige, ob es sich nur um gesprochene Worte über Familienfreundlichkeit oder um gelebte Firmenphilosophie handele.
In der Regel entscheide sich Karriere zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr, großzügig betrachtet bis zum 40. Und was ist danach noch möglich? "Alles", sagt der Karrierecoach.
Das zeigt auch die Geschichte von Joop Blauen (59) aus Föhren (Kreis Trier-Saarburg). Er ist vor vier Jahren neu durchgestartet. In einem Unternehmen, das die Reinigung von Küchen organisiert. Er akquiriert Kunden und Fachpersonal, er plant und leitet die Dienstleistungen der Firma mittlerweile in ganz Holland. Sein Tipp an die Generation Ü50: "Die Sache mit Elan angehen und viel Zeit investieren. Das, was man tut und verkauft, muss gut sein." Dann spiele das Alter keine Rolle mehr. Davon ist Joop Blauen überzeugt.Wichtig: Gute Mischung


"Ältere Mitarbeiter sind wichtig für die Unternehmen", sagt Martin Wehrle. "Sie haben Erfahrungen gespeichert." Sie seien etwa diejenigen, die noch wüssten, welche Kampagne an die Wand gefahren worden sei. Ältere und Jüngere profitierten sehr vonein ander: "Die jungen Mitarbeiter sind fitter im Bereich Technik und PC, die älteren bringen reichlich Erfahrung mit", sagt Wehrle. Studien hätten gezeigt, dass Unternehmen von einer guten Mischung profitierten. Zu Karrieresprüngen jenseits der 50 komme es dennoch eher selten, wenn doch, dann meist in kleinen oder mittelständischen Betrieben.

Die Universität hat auf ihrer Website ein Portal zum Thema Familie und Studium/Beruf
familie.uni-trier.de

Eine weitere Anlaufstelle zum Thema Karriere ist auch der Career Service an der Uni Trier auf
career-service.uni-trier.de

Teil verpasst? Dossier auf
volksfreund.de/karriereExtra

Claudia Manger ist Beauftragte für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit Trier. Sie beantwortet alle Fragen rund ums Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Telefon: 0651/2055301, E-Mail-Adresse: Trier.bca@arbeitsagentur.de Die Inforeihe BiZ & Donna bietet Veranstaltungen für Frauen, die sich beruflich orientieren oder nach der Familienphase wieder in die Arbeitswelt einsteigen wollen. Nächster Termin: 10. September, 9 Uhr, in der Agentur für Arbeit Trier. Am 11. September, 9 Uhr, findet dort eine Infoveranstaltung für alle Frauen und Männer statt, die nach der Familienphase wieder in den Beruf zurückkehren wollen. Das Berufsinformationszentrum (BIZ) bietet ein breites Informationsangebot zu Karriereplanung, Ausbildung, Studium, Weiterbildung sowie Arbeiten im Ausland. Unter www.handdrauf50plus.de finden Menschen, die 50 und älter sind, Informationen. kat

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