Kindern helfen, schlimme Erlebnisse zu verarbeiten

Trier · Wie kann die Familie nach einem traumatischen Erlebnis helfen? Können Schulprobleme mit einem Trauma zusammenhängen? Psychologinnen gaben unseren Lesern wertvolle Tipps am Telefon rund um das Thema "Kinder und Traumata".Ich erlebe es als traumatisch, dass ich seit der Trennung meines Sohnes von seiner Frau keinen Kontakt mehr zu meinen Enkelkindern haben darf.

Was raten Sie mir?Christiane Ehlert-Olejnik, Diplom-Psychologin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Diakonischen Werks in Traben-Trarbach: "Wenn kein Kontakt möglich ist, sollte man nach einer Scheidung zumindest die nonverbalen Kontakte aufrechterhalten. Etwa an Feiertagen wie Weihnachten oder an Geburtstagen können Sie Ihren Enkelkindern Geschenke oder Karten schicken. Damit kommt die Botschaft rüber: ,Du bist mir nicht egal.\' Und, dass man gerne etwas für das Kind tun möchte. Wichtig ist auch, dass Sie dafür sorgen, dass es nicht zu noch größeren Konflikten kommt. In einer Lebensberatungsstelle können Sie Hilfe bekommen, um mit dieser Situation besser umgehen zu können."Wann spricht man eigentlich von einem traumatischen Ereignis?Christiane Ehlert-Olejnik: "Dann, wenn ein Mensch sich einer Situation ausgeliefert sieht und praktisch handlungsunfähig ist. Man spricht von einer traumatischen Zange - man kann weder der Situation entfliehen noch dafür kämpfen, dass sich die Situation im eigenen Sinne ändert. Aber das muss allerdings nicht zwangsläufig eine sogenannte Traumafolgestörung hervorrufen."Können Konzentrations- und Motivationsprobleme in der Schule auch noch nach Jahren mit einem traumatischen Erlebnis zusammenhängen? Mein Kind wurde traumatherapeutisch behandelt, Alpträume und belastende Erinnerungen tauchen nicht mehr auf.Angela Schuster, Diplom-Psychologin in der Lebensberatung des Bistums Trier in Hermeskeil: "Die Konzentrations- und Motivationsprobleme in der Schule können durchaus in Zusammenhang mit dem Trauma stehen. Schauen Sie genau hin, welche Konzentrations- und Motivationsprobleme es sind? Suchen Sie das Gespräch mit den Lehrern und überlegen Sie gemeinsam, welche Lernstrategien helfen könnten.Nach dem Tod der Mutter ist meine Nichte (15) zu ihrem Vater gezogen. Damit war dann sowohl ein Wohnort als auch ein Schulwechsel verbunden. Sie hat Probleme in der Schule, ihre Gedanken schweifen ständig ab. Und sie kann sich nach nun schon drei Wochen immer noch nicht vorstellen, dass ihre Mutter tot ist. Soll sie mal eine Beratungsstelle aufsuchen?Christiane Ehlert-Olejnik: "Das Ereignis scheint zu groß für die Seele zu sein! Auf jeden Fall sollte Ihre Nichte Hilfe in Anspruch nehmen. Dass sich das Mädchen nach drei Wochen noch nicht vorstellen kann, dass Ihre Mutter tot ist, kann ein durch dieses Trauma hervorgerufenes Symptom sein. Sie ist wohl noch nicht bereit, den geliebten Menschen loszulassen."Wie kann die Familie nach einem traumatischen Erlebnis helfen?Angela Schuster: "Direkt nach einem traumatischen Ereignis geht es darum, basale Funktionen aufrechtzuerhalten: Hat das Kind genug zu essen und zu trinken? Genügend Schlaf? Kann es darüber reden, wenn es möchte? Was tut ihm gut oder könnte ablenken? Zuwendung, auch ohne Worte wie eine Umarmung, kann stabilisieren."kat

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