Gesundheitskolumne Krafttraining für den Beckenboden

Immer öfter, immer intensiver und lauter wird das Muskeltraining für Bauch- Beine- Po beworben. Wer hat je schon etwas vom Beckenbodentraining gehört, sich gar dafür interessiert? Ist das nicht etwas für Alte und Gebrechliche?

 Dr. med. Marion Klieden.

Dr. med. Marion Klieden.

Foto: Dr. med. Marion Klieden

Was hat es damit auf sich?

 Der Beckenboden ist die Muskelplatte, die den Rumpf nach unten abschließt, die Organe hält und damit unter anderem den aufrechten Gang ermöglicht. Er besteht aus mehreren Muskeln. Bei der Frau ist es nun so, dass der Beckenboden eine Lücke aufweist, die einen Teil des Geburtskanales bildet und die Geburt überhaupt erst ermöglicht. Diese Lücke ist es, die so viele Probleme bereiten kann.

Tatsächlich betrifft das nicht nur alte Frauen, sondern auch junge und sogar manchmal solche, die keine Kinder geboren haben. Besonders belastet wird der Beckenboden natürlich bei der Geburt, vor allem dann, wenn große Kinder geboren werden oder mit Saugglocke oder Zange die Geburt unterstützt werden muss. Hierbei können Teile der Muskulatur abreißen, die später nicht wieder richtig zusammenwachsen. Auch eine Schwangerschaft an sich erhöht das Risiko der sogenannten Beckenbodeninsuffizienz, selbst dann wenn sie mit Kaiserschnitt beendet wird. Viel wurde darüber diskutiert, ob aus anatomischer Sicht, sozusagen dem Beckenboden zuliebe, vermehrt Kaiserschnitte durchgeführt werden sollten. Dies entspricht weder der Natur, noch hat es sich durchgesetzt. Allerdings macht es gerade in der Zeit nach der Geburt Sinn, den Beckenboden zu trainieren.

Für das Beckenbodentraining gibt es zahlreiche Hilfsmittel: Angefangen mit kleinen Gewichten, die von der Muskulatur gehalten werden müssen, bis hin zu handy- gesteuerten Trainingsmethoden. Ein richtig durchgeführtes Beckenbodentraining sollte möglichst unter Anleitung erlernt werden bei entsprechend ausgebildeten Physiotherapeuten. Wenn mehr Frauen konsequent trainieren, können Senkungs-, und auch Inkontinenzbeschwerden ebenso wie Operationen zumindest teilweise vermieden werden. Sicherlich gilt auch hier: Alles können wir nicht vermeiden, denn es kommen genetische Faktoren dazu, ebenso wie Bindegewebsdefekte, die sich nicht wegtrainieren lassen.

Trotzdem möchte ich an dieser Stelle das Beckenbodentraining bewerben, so wie ich es auch regelmäßig in der urogynäkologischen Sprechstunde tue. Versuchen Sie es einmal – bald werden Sie erstaunliche Erfolge bemerken!

Dr. med. Marion Klieden ist Leitende Oberärztin in der Gynäkologie und Leiterin des Brustzentrums im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen.

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