Leben retten kann jeder - Aktionswoche gestartet

Trier · Jeder kann Leben retten, doch die wenigsten tun es. Viele Menschen mit Herzstillstand könnten gerettet werden, wenn sie rechtzeitig Erste Hilfe bekommen würden. Der TV erklärt, wie es richtig gemacht wird.

"Drücken, drücken, drücken." Das ist der einfache, aber effektive Rat, den Fabian Spöhr, Trierer Notarzt und Chef-Anästhesist im Trierer Brüderkrankenhaus, gibt. Ein Ratschlag, der Menschenleben retten kann. Dann nämlich, wenn jemand einen Herzstillstand erleidet. Noch immer schauen viele - oft sind es die Angehörigen - hilflos zu. Auf jeden Fall muss sofort professionelle Hilfe über den Notruf 112 gerufen werden, nachdem ein Herzstillstand festgestellt wurde (Hinweise darauf sind fehlende Atmung und fehlende andere Lebenszeichen).
Doch bis der Rettungswagen oder der Notarzt eintreffen, vergehen zumeist viele Minuten. Wertvolle Minuten, die das Leben des Patienten retten können, wie Spöhr erklärt. Denn unmittelbar nach einem Herzstillstand sollten Erste-Hilfe-Maßnahmen beginnen. Drücken eben.

Es muss keine professionelle Herzmassage sein. "Auch wenn man nur auf den Brustkorb drückt, ist das besser, als nichts zu tun", erklärt der Notfallmediziner.

Auch eine Mund-zu-Mund-Beatmung, vor der sich viele Ersthelfer ekeln, muss nicht sein. "Hauptsache, der Kreislauf wird durch das Drücken auf die Brust wieder in Gang gebracht und damit die Sauerstoffversorgung des Gehirns." Schon drei Minuten ohne Sauerstoff können, so Spöhr, zu unheilbaren Hirnschäden führen. Je länger der Patient ohne Hilfe ist, desto größer das Risiko, dass er stirbt.

Gerade mal jeder Fünfte versuche in Deutschland einen Menschen mit Herzstillstand durch eine einfache Herzdruckmassage ins Leben zurückzuholen, weiß der Trierer Notarzt. In anderen Ländern sei die Quote viel höher, in den Niederlanden liege sie bei 60, in Norwegen sogar bei 70 Prozent.

Warum das so ist, kann sich Spöhr auch nicht wirklich erklären. Vermutlich hängt es mit der typischen deutschen Angst zusammen, bei einem Fehler juristisch belangt zu werden. Dazu bestehe keine Veranlassung, wer helfe könne nichts falsch machen. Auch wenn der Patient womöglich nicht überlebe, werde der Ersthelfer nicht belangt. Auch könnten Laien bei der Ersten Hilfe nichts falsch machen. Selbst wenn durch das Drücken eine Rippe oder das Brustbein breche, sei das nicht so schlimm, jedenfalls nicht lebensbedrohend. Auch professionellen Helfern passiere das.

Folgende Tipps sollten bei einem Herzstillstand beachtet werden:
Prüfen: Ist die Person bewusstlos, atmet sie nicht oder nicht normal?
Rufen: Rufen Sie 112 an oder veranlassen Sie eine andere Person zum Notruf.
Drücken: Beginnen Sie mit der Herzdruckmassage fest und schnell in der Mitte der Brust. Hören Sie nicht auf, bis Hilfe eintrifft.

Auch wenn eine Person nicht mehr atmet, befindet sich Sauerstoff im Blut. Durch stetiges Herunterdrücken des Brustbeins zirkuliert das Blut wieder im Körper und versorgt das Gehirn und andere Zellen mit dem lebenswichtigen Sauerstoff. Mit der sofortigen Herzdruckmassage wird wertvolle Zeit gewonnen, bis medizinische Helfer eintreffen und Maßnahmen ergreifen.

Bei einer Herzdruckmassage drücken Sie fest auf den Brustkorb (zwischen den Brustwarzen). Damit setzen Sie die lebenswichtige Blutzirkulation in Gang. Denn steht das Herz still, findet auch kein Blutkreislauf statt. Zur Aktivierung müssen Sie das Brustbein fünf bis sechs Zentimeter nach unten drücken, zwei Mal pro Sekunde (100 bis 120 pro Minute).

Die sofortige Herzdruckmassage verdoppelt bis verdreifacht die Überlebenschance. Jeder kann es tun. Sie können nichts falsch machen.

Eine bewusstlose Person hat kein Schmerzempfinden. Einige Patienten berichten über Schmerzen in der Brust, nachdem sie das Bewusstsein wiedererlangt haben. Allerdings ist das ein ziemlich geringer Preis für das Leben, das ihnen gerettet wurde.

Wenn Sie in Mund-zu-Mund-Beatmung ausgebildet sind, wenden Sie dieses Verfahren zusätzlich zur Herzdruckmassage an. Wenn nicht, konzentrieren Sie sich auf die Herzdruckmassage. Damit ist schon viel gewonnen.

IInfos im Netz


Auf www.einlebenretten.de erhält man weitere Tipps, wie sich Ersthelfer im Notfall richtig verhalten. Dort finden Sie unter Downloads auch ein Faltblatt zum Ausdrucken und Mitnehmen, auf dem die wichtigsten Regeln ebenfalls notiert sind. Extra: Aktonswoche

Ein plötzlicher Herzstillstand kann jeden treffen. Daher soll in der derzeit bundesweit laufenden Woche der Wiederbelebung des Berufsverbandes Deutscher Anästhesisten und der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin das Bewusstsein in der Bevölkerung für Erste Hilfe geschärft und zum Handeln im Notfall motiviert werden. Am kommenden Donnerstag, 11 bis 16 Uhr, findet auf dem Kornmarkt in Trier eine Informationsveranstaltung zum Thema Lebensrettung statt. Veranstalter sind Anästhesie und Intensivmedizin des Brüderkrankenhauses zusammen mit der Berufsfeuerwehr Trier. red

Zu wenige Notärzte in der Region: Es kommt auf die Ersthelfer an

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