Leicht übertrieben: Kaum Kalorien gespart

Berlin · Silberstreifen, hellblauer Himmel, Wattewölkchen - die Schönwetteraufmachungen von Light-Produkten machen Hoffnung, dass ihr Inhalt nicht zu schwer auf den Hüften lastet. Aufschriften wie "leicht" und "balance" verstärken die Aussicht. Doch lohnt sich das? Stiftung Warentest ist den Versprechen nachgegangen.

Berlin. Ein exemplarischer Einkauf leichter Lebensmittel der Stiftung Warentest ergab: Einige sind dem Etikett nach kaum energieärmer als das herkömmliche Pendant. Das traf etwa zu auf Eis, Kakaogetränkepulver, Chips, Kekse. Dagegen waren fettgeminderte Milchprodukte und Wurst wirklich leichter.
Laut Umfragen greift jeder vierte Bundesbürger regelmäßig zur Light-Ware. Dazu zählen Lebensmittel, bei denen eine Zutat - meist Fett oder Zucker - oder der gesamte Kaloriengehalt um mindestens 30 Prozent reduziert ist. Der Handel mit den leichten Lebensmitteln blüht seit den frühen 80er Jahren. Von vielen Markenprodukten gibt es heute Light-Ausgaben, die selten mehr kosten. Vor etwa sechs Jahren lancierten auch die Discounter eigene Light-Linien, deren Artikel aber oft etwas teurer sind als die des übrigen Sortiments.
Übergewichtige kaufen besonders häufig Light-Produkte und hoffen, dass sie beim Abnehmen helfen. Der Ernährungsmediziner Thomas Ellrott von der Universität Göttingen beurteilt Light-Produkte differenziert. In schlechten Fällen nutzen Verbraucher sie als Alibi für ungehemmtes Schlemmen.
Bestimmte Light-Produkte aber wie fettgeminderte Wurst oder Käse können laut Ellrott durchaus positiv wirken. Studien legen nahe, dass damit bei einer insgesamt fettarmen Ernährung im halben Jahr bis zu sechs Pfund purzeln können. Doch Vorsicht: Bei schwerem Übergewicht helfen Light-Produkte nicht.
Allerdings werden fettreduzierte Genussmittel wie Chips und Eis oft zum Bumerang. Selbst wenn sie nicht so vor Fett strotzen wie die Originale, können sie umso mehr Kohlenhydrate haben. Und die liefern auch Energie, so dass die leichten Varianten unterm Strich wenig Kalorienvorteile bieten.
Sie erleichtern aber das Gewissen - man greift unbedacht zu und isst mehr. Auch zuckerreduzierte Kekse und Kuchen sind oft Kalorienfallen. Denn den üblichen Zucker ersetzen Zutaten mit ähnlichen Backeigenschaften wie Fruchtzucker und Sirupe. Sie klingen gesünder, liefern aber so viel Energie wie Zucker.
Nicht immer bringt es Vorteile für die Energiebilanz, wenn von grundsätzlich fettarmen Lebensmitteln wie Joghurt und Quark noch Fett abgezwackt wird. Darunter leiden Vollmundigkeit, Cremigkeit und Aroma. Die Folge: Dem Geschmack sollen extra Zucker, Süßstoffe und Aromen auf die Sprünge helfen, für Konsistenz sorgen Bindemittel. Immerhin gelten die Zusatzstoffe als gesundheitlich unschädlich.
In Flüssigem wie Limonaden können Süßstoffe den Zucker einfach und wirkungsvoll ersetzen.
Doch die Süßstoff-Drinks sind - gerade für Kinder - keine guten Durstlöscher, da sie an süßen Geschmack gewöhnen. Das trifft auch auf zuckerfreie Bonbons zu. Zuckeraustauschstoffe senken die Kalorien zwar zum Teil, können aber auch zu Durchfall führen. td
Weitere interessante Themen in dem neuen Mai-Heft der Stiftung Warentest sind unter anderem die Themen Handy-tarife, Akkubohrer und Spielkonsolen.

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