Mal mit Whirlpool, meist mit Notruf

Trier · Beim betreuten Wohnen gibt es unterschiedlichste Modelle für unterschiedliche Geldbeutel.

Trier Die einen bieten einen luxuriösen Rundumservice mit Sauna und Whirlpool. Andere eine kleine Wohnung, die zu einem Pflegeheim gehört. Hinter dem Begriff "betreutes Wohnen" stecken auch in der Region Trier ganz unterschiedliche Modelle.So bietet eine Trierer Seniorenresidenz Menschen mit gut gefülltem Geldbeutel betreutes Wohnen an, das eher an Hotelaufenthalte denken lässt. Neben Hausdame, Hausmeister und Notruf gehören auch Sauna, Whirlpool, Gymnastikraum, Bibliothek, Hobbyraum, Konzerte, 21 Tage Pflege bei Krankheit sowie die wöchentliche Wohnungsreinigung zum festen Serviceangebot. Das alles bezahlt man allerdings auch. Eine 32 Quadratmeter große Einzimmerwohnung gibt es ab 1303 Euro. Eine 2-Zimmer-Wohnung ist laut Homepage nicht unter 1974 Euro zu haben. Auch "Pflegewohnen" ist in der Residenz möglich. Das heißt: Die Bewohner werden tatsächlich in den Wohnungen gepflegt (2058 Euro Eigenanteil ab Pflegestufe 2). Das ist, wie die Verbraucherzentrale betont, die absolute Ausnahme. In den meisten Einrichtungen werden mobile Pflegedienste separat beauftragt. Stationäre Pflege ist meist gar nicht möglich. In der Regel ist betreutes Wohnen auch deutlich günstiger. Der TV hat mit zwei Anbietern gesprochen, die eher ins klassische Bild vom Service-Wohnen passen. Und die beide betonen, dass sie selbst keine Pflegeleistungen anbieten.Die Wohnungsbau Holz GmbH hat in Saarburg-Beurig 2012 ein erstes Gebäude mit 24 barrierefreien Wohnungen hochgezogen. "Wir haben uns gefragt: Ist das nicht zu viel?", sagt Albert Holz. Doch dann zeigte sich, wie riesig die Nachfrage ist. Die Firma baute und baute. Erst weitere 24 Wohnungen, dann zwei Gebäude mit je 17 Einheiten, dann eines mit 27. All diese Wohnungen sind bereits verkauft - überwiegend an Investoren, und sie sind vermietet. Ein letztes Haus mit 15 Einheiten soll im August bezugsfertig sein. Damit stehen den Saarburgern 124 Service-Wohnungen zur Verfügung. Doch betont Holz, dass die Bewohner von überall herkommen. Meist, weil ihre Kinder in der Nähe leben. "Wir haben früh erkannt, wie viele Menschen so leben wollen", sagt der Geschäftsmann, dessen Firma für die Vermietung der Appartements und die Betreuung der Bewohner verantwortlich ist. Nicht jeder darf einziehen: Mindestens 60 muss man sein oder eine Behinderung haben. Zum Service zählen ein Hausnotruf, ein Hausmeister und eine Hausdame, die den Bewohnern bei Alltagsproblemen zur Seite steht sowie gemeinsame Aktivitäten. Das alles ist im Mietpreis enthalten: 675 Euro warm kostet ein 50-Quadratmeter-Appartement. Ein täglicher Fahrdienst - egal, ob es zum Arzt oder zur Apotheke geht - steht je Haus zur Verfügung (vier Euro pro Fahrt). Das Auto selbst hätten die Investoren als Solidarbeitrag finanziert. Ein Supermarkt ist ganz in der Nähe. Das sei für die Leute Gold wert, sagt Holz. Auf den Dörfern sei betreutes Wohnen problematisch. "Da fehlen Geschäfte und Ärzte."Wer einen Pflegedienst benötigt, beauftragt diesen selbst. "Wenn jemand bettlägerig ist, dann geht das bei uns nicht mehr", sagt Holz. Dann steht doch der Umzug ins Pflegeheim an, vor dem sich so viele fürchten.Ganz ähnlich und doch ein wenig anders funktioniert betreutes Wohnen beim DRK-Kreisverband Bitburg-Prüm. In Bitburg betreut das DRK im "Limbourgs Garten" 59 Wohnungen. Verkauft oder vermietet werden diese allerdings vom Projektträger. So kostet ein 2-Zimmer-Appartement mit 54 Quadratmetern 159 000 Euro - oder 552 Euro Miete im Monat. Hinzu kommt die Service-Pauschale des DRK: 89,50 Euro für Alleinstehende, 134,25 Euro für Paare. Inbegriffen sind Hausnotruf, Beratung, Vermittlung von zusätzlichen Dienstleistungen, Hilfe beim Wechsel in ein Pflegeheim, Freizeitangebote und die Nutzung der Gemeinschaftsräume. In Prüm gibt es ein ähnliches Angebot, allerdings vermietet das DRK seine 21 Wohnungen dort selbst. Und wer lebt in den Wohnungen? "Die meisten Paare versuchen, in den eigenen vier Wänden zu bleiben", sagt DRK-Bereichsleiterin Silvia Bach. Für beide Einrichtungen gilt: Die meisten, die das Angebot nutzen, sind alleinstehende Frauen. Und viele von ihnen haben sich auch für die neue Wohnform entschieden, weil sie dort nicht mehr alleine sind. KommentarMeinung

Bauherren sollten fürs Alter planenEs ist sehr gut, dass derzeit so viele barrierefreie Wohnungen gebaut werden, denn der Bedarf ist riesig. Und er wird mit dem demografischen Wandel stark steigen. Gut ist auch, dass immer mehr Service-Wohnungen entstehen. Solange man damit keine falschen Hoffnungen verbindet, sind diese ein prima Angebot für Senioren, deren eigene Wohnungen nicht altersgerecht sind. Wer heute ein Haus baut oder saniert, sollte allerdings besser gleich für sein älteres Ich mitplanen. Um auch mit 70 oder 80 noch zu Hause leben zu können. k.demos@volksfreund.de

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