Gesundheit Der Wächter der Brust

Es ist schon eine Belastung, dass nur noch der rechte Arm zur Blutentnahme zur Verfügung steht – die Venen sind nicht mehr gut ...“, sagt Andrea W., als sie mir im Brustzentrum gegenübersitzt. Ich werde hellhörig und vergewissere mich, dass bei der Patientin nur der sogenannte Wächterlymphknoten entfernt wurde.

 Dr. Marion  
 Klieden.

Dr. Marion Klieden.

Foto: Dr. med. Marion Klieden

„Nein, das ist so nicht richtig!“ antworte ich und beginne zu erklären.

Seit 2003 wird beim Brustkrebs für viele Patienten die Entfernung des Wächter-Lymphknotens (LK) – oder Englisch Sentinel – durchgeführt. Der Wächter-Lymphknoten ist derjenige, der als erster die Brust „filtert“, das heißt die erste Station, wo Tumorzellen ankommen und sich festsetzen können.

Diesen Wächter-Lymphknoten können wir finden, indem wir am Tag vor dem geplanten Eingriff eine Marker-Substanz in die betroffene Brust mit einer feinen Nadel injizieren. Er handelt sich hier um eine schwach radioaktiv markierte Substanz (Technetium 99m), die wir im OP mit einer kleinen Gammasonde (Handgerät) entdecken können. Das bedeutet, dass in über 90 Prozent der Fälle in der Achsel nur noch ein rund drei Zentimeter langer Schnitt gemacht und dann ein bis drei Lymphknoten entfernt werden (häufig gibt es zwei oder manchmal drei Wächter-Lymphknoten). Der Vorteil dieser Methode ist die Vermeidung von Lymphödemen, das heißt einer Armschwellung, mit erheblichen Beschwerden.

Es ist also für die so operierten Frauen erlaubt, dass am Arm der operierten Seite Blut entnommen und Blutdruck gemessen werden darf. Diesbezüglich bestehen keine Einschränkungen. Trotzdem erhalten wir eine Aussage über den Zustand der Lymphknoten, wissen ob sie befallen sind vom Tumor oder nicht. Dementsprechend können wir unsere Therapie planen und ausrichten.

Die Wächter-Lymphknoten-Methode ist also ein Segen für unsere Patientinnen – in den letzten Jahren sind dick gestaute und geschwollene Arme selten geworden. Die onkologische Sicherheit ist trotzdem gleichgeblieben.

 Dr. med. Marion Klieden ist Leitende Oberärztin in der Gynäkologie und Leiterin des Brustzentrums im Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen. 

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