Mehr als ein Spielzeug - Ein Familienhund macht viel Arbeit

Dortmund (dpa/tmn) · Viele Kinder würden sich wohl sofort für einen Hund entscheiden. Die Arbeit bleibt dann aber meist an den Eltern hängen. Bevor sie einen Familienhund anschaffen, sollten sich Erwachsene deshalb überlegen, ob sie diese Aufgabe übernehmen wollen.

Für viele Kinder ist es ein großer Traum, einen eigenen Hund zu haben. Sie möchten mit ihm spielen und ihn als ständigen Begleiter dabeihaben. Diese Vorteile sehen Eltern zwar ebenfalls - doch sie ahnen auch, dass das neue Familienmitglied vor allem für sie selbst mehr Arbeit bedeutet. Deswegen sollte ein Hund nicht nur für Kinder ausgesucht werden, sondern ein Tier für die ganze Familie sein.

„Grundsätzlich sind alle Hunde für das Zusammenleben geeignet“, sagt Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen in Dortmund. „Alle Hunde halten es mit großen und kleinen Menschen aus, dafür sind sie schließlich einmal gezüchtet worden.“ Dennoch sollte man sich gut überlegen, was für einen Hund man sich in die Familie holt. Herdenschutzhunde wie Kangal oder Kuvazs beispielsweise seien nicht so gut geeignet. „Diese Tiere sind sehr eigenständig und halten Distanz zum Menschen, während Kinder eine enge soziale Interaktion mit dem Hund erwarten.“

Wer kleinere Kinder ab etwa drei Jahren hat, sollte einen Hund aussuchen, dem es nicht so viel ausmacht, wenn ihn das Kind etwas zu grob tätschelt oder an den Ohren zieht. „Da passen in der Regel größere Hunde gut, die sehr geduldig sind, viel zulassen und eine relativ hohe Reizschwelle haben“, sagt Kopernik. Dazu gehörten Golden Retriever, Berner Sennenhunde und Neufundländer. Wem das zu groß sei, könnte über einen Beagle nachdenken. „Das ist ein Hund, der sich durch enorme Verträglichkeit auszeichnet.“ Er mache einiges mit - entwickle allerdings auch eine gewisse Jagdleidenschaft und sei ziemlich verfressen.

Für Kinder eignen sich auch Hütehunde wie Pulis, Bearded Collies, Shelties oder Deutsche Schäferhunde. „Sie haben den Vorteil, dass sie sehr eng an Menschen gebunden sind und keine große Affinität gegenüber Wild und dem Jagen haben“, sagt Kopernik. Gut passen außerdem Pudel. „Sie sind sehr intelligent, verspielt und bauen zu Menschen eine enge Bindung auf.“

Bevor man sich aber einen Hund in die Familie holt, sollten noch weitere Dinge berücksichtigt werden. „Eltern sollten sich fragen, ob sie die Bedürfnisse eines Tieres erfüllen können - und zwar über die gesamte Lebenszeit“, sagt Tiertrainerin Bina Lunzer aus Purkersdorf in Österreich. Ein Hund müsse nicht nur täglich mehrfach raus, die Tiere leben auch bis zu 20 Jahre. In dieser Zeit könnte sich die Familiensituation deutlich verändern. „Zehn Jahre später studieren die Kinder vielleicht in einer anderen Stadt und können den Hund nicht mitnehmen“, so Lunzer.

Gerade in den ersten beiden Jahren müssen die meisten Hunde gut erzogen werden. Daher muss auch geklärt werden, wer das in der Familie übernehmen wird. „Wird es dieser Person auf Dauer Spaß machen, mit dem Hund an seinen guten Manieren zu arbeiten?“, fragt Lunzer. „Nehmen Sie eine Katze auf, ersparen Sie sich diesen Zeitaufwand.“

Hinzu kommt, dass sich ein Kind nie allein um einen Hund kümmern kann, wie Autorin und Hundetrainerin Katharina Schlegl-Kofler aus Rosenheim betont. „Kleinere Kinder können das Tier bürsten, den Napf säubern oder ihm Tricks beibringen.“ Je älter ein Kind werde, desto mehr Aufgaben könne es übernehmen. „Aber auch ein Jugendlicher muss zur Schule, seine Hausaufgaben machen und kann sich dann nicht um den Hund kümmern.“ Außerdem könnten auch ältere Kinder nicht mit jedem Hund Gassi gehen, schließlich könnten gerade größere Tiere sehr kräftig sein. „Der Hauptverantwortliche muss ein Erwachsener sein.“

Einen Hund nur für sein Kind anschaffen - das sollten Eltern angesichts dieser Aufgaben, die auf sie zukommen, besser lassen. „Wer schon immer einen Hund haben wollte und nie dazu gekommen ist, dann ist jetzt die Gelegenheit“, sagt Tiertrainerin Lunzer. „Wenn das aber nicht so ist und Sie nur Ihrem Kind zuliebe den Hund anschaffen möchten, ist die klare Empfehlung: Finger weg. Sie tun sich und Ihrem Kind - und auch dem Hund - keinen Gefallen.“

Literatur:

Schlegl-Kofler, Katharina: Ein Hund für die ganze Familie, GU. 64 S., 7,99 Euro, ISBN-13 978-3833824067

Ein Hund kann für Kinder mehrere Vorteile haben. „Er ist wie ein extrem komfortables Ruhekissen“, sagt Hundeexperte Udo Kopernik. „Ein Hund ist immer für das Kind da, kuschelt gerne und schimpft nicht wie Eltern, wenn die Noten mal nicht stimmen.“ Außerdem könne man ihm alles anvertrauen - „der verrät anders als Geschwister nichts“ - und sei gegen die Eltern ein sicherer Verbündeter. „Hinzu kommt, dass Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen und gegenüber den Bedürfnissen anderer tolerant zu sein.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort