Gesundheit Mensch braucht das Sonnenvitamin

Trier · Eine Trierer Studie belegt: 90 Prozent der Senioren leiden an Vitamin-D-Mangel. Dadurch steigt bei ihnen das Risiko von Stürzen und Knochenbrüchen. Das hat der Trierer Facharzt für Altersmedizin Stefan Schilling festgestellt.

Trier. Säuglinge haben in der Regel keinen Vitamin-D-Mangel. Zumeist erhalten sie den Stoff, den ihr Körper noch nicht ausreichend bilden kann, in Form von Tabletten. Doch bereits Kleinkinder und erst recht Senioren haben einen auffallenden Mangel des für die Knochen wichtigen Vitamins. Das hat der Trierer Facharzt für Innere Medizin und Geriatrie (Altersmedizin), Stefan Schilling, in einer Studie herausgefunden.
Der Oberarzt in der geriatrischen Rehaklinik St. Irminen in Trier hat zwei Jahre lang fast 1600 Patienten untersucht. Ergebnis: Bei 90 Prozent der im Schnitt 82 Jahre alten Männer und Frauen stellte Schilling einen Mangel an Vitamin D fest. Das, so Schilling, sei repräsentativ für die gesamte Bevölkerung. Seine Studie bestätigt Erkenntnisse der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, wonach 60 Prozent der Deutschen an Vitamin-D-Mangel leiden. Laut Schilling erhöht sich dadurch das Risiko von Knochenbrüchen, von Herz- und Hirn infarkt und Rheuma. Auch könne der Mangel zu Muskelschwäche und Gleichgewichtsstörungen beitragen.
Bruchrisiko verringert


Vor allem bei Älteren führe dies zu einem erhöhten Sturzrisiko, sagt Schilling. Er hat nachgewiesen, dass bei Patienten, die während ihres Klinikaufenthaltes zehn Tage lang Vitamin-D-Tropfen erhalten haben, die Werte deutlich angestiegen sind und damit das Risiko von Knochenbrüchen minimiert werden konnte.
Um die empfohlene Menge des Vitamins aufzunehmen, müsste ein Mensch täglich fünf Kilo Schweineschnitzel, 20 bis 25 Eier, 12,5 Kilo Kalbsleber oder 1250 Gramm Shiitake-Pilze verzehren. Das zeigt: Wenige Lebensmittel erhalten Vitamin D in bedeutenden Mengen. Gerade einmal 20 Prozent des Bedarfs könne man mit der richtigen Ernährung abdecken, sagt der Trierer Mediziner.
Kaum Zusatz in Lebensmitteln



Anders als etwa in den USA ist es in Europa nämlich nicht erlaubt, das Vitamin der Nahrung zuzusetzen. Milch, Orangensaft, Brot oder Cornflakes werden dort mit Vitamin D angereichert. In Europa dürfen lediglich Margarine und Frühstücksflocken einen solchen Zusatz enthalten.
Einfacher und sicherlich kalorienärmer sei es daher, wenn man sich von Frühjahr bis Herbst regelmäßig mittags zehn Minuten lang in die Sonne setzt, am besten im T-Shirt und ohne Sonnencreme, damit die Haut das Sonnenlicht aufnehmen könne, sagt Schilling. Durch den Einfluss von Sonnenlicht werden bis zu 90 Prozent des benötigten Vitamin D in der Haut gebildet. Man spricht daher auch vom Sonnenvitamin. Wenn man es mit dem regelmäßigen Sonnenbad nicht übertreibe und es beende, bevor die Haut rot werde, bestehe auch keine Hautkrebsgefahr, erklärt Schilling. Im Winter nützt es allerdings wenig, in der Sonne zu sitzen, da die Sonnenstrahlen in einem zu flachen Winkel einfallen. Der Besuch eines Solariums ist auch kein Ersatz, weil dadurch kein Vitamin D gebildet wird.
Doch immer mehr Menschen halten sich im Sommer kaum noch draußen auf. Das führe zu dem festgestellten Mangel.
Wer also die Sonne in Maßen genießt, braucht kein zusätzliches Vitamin-D-Präparat. Ältere, die vielleicht weniger beweglich sind und nicht mehr so oft vor das Haus gehen, empfiehlt Schilling, regelmäßig Vitamin D zu sich zu nehmen. Knapp fünf Euro im Jahr koste ein solches Präparat. "Es ist höchste Zeit umzudenken", sagt Schilling. Durch Vitamin D könnten viele Krankheiten verhindert werden.Extra

Vitamin D ist eigentlich kein Vitamin. Es ist ein Hormon, das vom Körper gebildet wird. Vitamin D reguliert den Kalzium- und Phosphathaushalt im Körper. Es ist wichtig für die Härte von Knochen und Zähnen. Durch den Einfluss von Sonnenlicht werden bis zu 90 Prozent des benötigten Vitamin D in der Haut gebildet. Das schützt unter anderem vor Osteoporose oder Depressionen. Ein zu geringer Vitamin-D-Spiegel ist möglicherweise auch ein Risikofaktor für Multiple Sklerose. Anzeichen für einen Mangel sind Muskelschwäche und erhöhte Infektionsanfälligkeit. Bei einer Blutuntersuchung, die nicht von der Krankenkasse bezahlt wird, kann der Vitamin-D-Wert festgestellt werden. wie

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