Miese Inkasso-Masche sorgt für Ärger

Trier · Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine angebliche Gewinn-Abzock-Firma und eine Ludwigshafener Inkassofirma, die in deren Auftrag ungerechtfertigt Geld eintreiben sollte. Auch in der Region sind Schreiben aufgetaucht.

 Dieses Schreiben sorgt für Ärger. Der Adressat weiß nichts von der Forderung. Gegen den Absender ermittelt die Staatsanwaltschaft. Foto: privat

Dieses Schreiben sorgt für Ärger. Der Adressat weiß nichts von der Forderung. Gegen den Absender ermittelt die Staatsanwaltschaft. Foto: privat

267,99 Euro sollte TV-Leser Erwin S. aus der Eifel auf ein Konto der Postbank in Hamburg überweisen. Die Firma Focus Forderungsmanagement aus Ludwigshafen hatte ihn aufgefordert zu zahlen. Wofür, das wusste er aber nicht. Denn er hatte nichts bei der das Inkasso beauftragenden Firma DGG-200 gekauft. Auch sei ihm nicht bewusst, dass er im Internet "irgendetwas Bezahlpflichtiges" angeklickt haben soll.
Die Hauptforderung beläuft sich nach dem Schreiben auf 177 Euro, der Rest setzt sich aus Verzugszinsen, Kontoführungsgebühren, Auslagen und Inkassogebühren, die mit 54 Euro angegeben werden, zusammen.
Erwin S. tut gut daran, das Geld nicht zu zahlen. Denn gegen die Ludwigshafener Firma wird wegen Betrug ermittelt. Die Frankenthaler Staatsanwaltschaft hat ein Verfahren gegen das Unternehmen eingeleitet und Vermögen im Wert von 843 000 Euro sichergestellt. Mit dem Geld sollen Geschädigte, die Geld auf das Konto überwiesen haben, entschädigt werden. Laut Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, dass die Ludwigshafener Firma Inkassohonorare und Rechtsanwaltsgebühren zu Unrecht kassiert hat. Eine Anfrage unserer Zeitung zu den Vorwürfen blieb von Focus Forderungsmanagement unbeantwortet.
In verschiedenen Internetforen wird seit geraumer Zeit vor der Firma gewarnt. Angeblich treibt sie Geld im Auftrag von Gewinnspielfirmen wie der im Schreiben an Erwin S. genannten DGG-200 Geld ein. Doch genau wie der Eifeler haben die von der Inkassofirma Angeschriebenen an keinem Gewinnspiel teilgenommen. Vielmehr scheinen die mit der Masche in Verbindung stehenden Unternehmen aus irgendwelchen Gründen an die Anschriften gekommen zu sein und versuchen, die Adressaten durch Einschüchterung und Drohung ("Wenn innerhalb dieser Frist keine Zahlung erfolgt, und wir auch keine sonstige Nachricht erhalten, geht dieser Vorgang direkt zu unseren Rechtsanwälten, mit dem Auftrag, gerichtlich gegen Sie vorzugehen") von der Zahlung zu überzeugen.
Das Geschäft solcher dubioser Inkassofirmen scheint sich zu lohnen. Wenn zum Beispiel pro Monat 100 000 solcher Schreiben jeweils mit einer durchschnittlichen Forderung von 100 Euro in Deutschland verschickt werden und nur ein Viertel der Empfänger zahlt, kommen so allein 30 Millionen Euro pro Jahr für die Abzock-Firmen zusammen.
Die Ludwigshafener Firma scheint ein Teil eines möglicherweise größeren Betrugs zu sein. Denn die Krefelder Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine in Krefeld sitzende Firma, die mehrere solcher angeblichen Gewinnspiele betrieben und Inkassofirmen mit dem Eintreiben angeblicher Teilnahmegebühren beauftragt haben soll. Darunter soll, so die Ermittler, auch die Ludwigshafener Focus Forderungsmanagement sein. Vergangene Woche wurden bei der Krefelder Firma Vermögenswerte in Höhe von rund 484 000 Euro sichergestellt.
Geschädigte müssen ihre Ansprüche, also das Geld, das sie überwiesen haben, nun per Gericht geltend machen, um später möglicherweise zumindest einen Anteil davon wiederzubekommen.Extra

Unseriöse Inkassofirmen nutzen die Angst und Unbedarftheit einiger Verbraucher aus. In offiziell wirkenden Schreiben drohen sie mit Zusatzkosten und gerichtlichen Schritten, wenn sich die Empfänger weigern, die geforderte Summe zu zahlen. Verbraucherschützer und Juristen raten, auf keinen Fall zu zahlen. Zumeist handele es sich bei den oft im imitierten Juristendeutsch formulierten Drohungen nur um heiße Luft. Um sich abzusichern, sollte man der Forderung schriftlich widersprechen, am besten per Einschreiben mit Rückschein. Die in dem Schreiben genannte Firma, die das Inkassounternehmen angeblich beauftragt hat, muss nämlich nachweisen, dass die Forderung gerechtfertigt ist, dass also tatsächlich an einem gebührenpflichtigen Gewinnspiel teilgenommen wurde. Auf keinen Fall sollte man gegenüber den Unternehmen irgendetwas unterschreiben! Mit einer Unterschrift wird die Forderung anerkannt, auch wenn sie unberechtigt ist. wie

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