Mit voller Kräuterkraft in den Mai

Trier · Der Wonnemonat ist die ideale Pflanzzeit für Kräuter aller Art. Für Garteneinsteiger wie Profis versprechen die pflegeleichten Vitaminspender Praxiserfolg mit Genussprämie. Wärmeliebende Arten wie Basilikum oder exotische Salbeisorten sollten jedoch erst Ende des Monats ins Freie gesetzt werden.

Trier. Früher hieß es, für jedes Wehwehchen sei ein Kraut gewachsen. Heute denkt niemand mehr an Gebrechen, wenn er Rosmarin und Lavendel hört. Kräuter verkörpern die pure Lebenslust. Und das zu Recht: Thymian, Dost und Basilikum verleihen der südländischen Küche die nötige Würze. Minzen und Gourmetgeranien sorgen für den Hauch Exotik im Lifestyle. Blattschmuck von buntlaubigen Salbeisorten bereichert den Ziergarten. Heilende Wirkung haben sie aber immer noch. Stressbewältigung im Vorbeigehen geht so einfach, wenn man Kräuter in greifbarer Nähe hat. Viele Würz- und Teekräuter sind Kontaktdufter, die ihre ätherischen Öle bei Berührung verströmen. Einmal über den Ananassalbei gestreift, und die Welt ist für einen kurzen Moment eine Cocktailbar. Selbst gängige Salatkräuter scheinen allein durch den Anblick ihres frischen Grüns Vitalität zu verleihen.
Beim Einkauf im Supermarkt nimmt man gerne Schnittlauch, Basilikum und Würzkräuter der mediterranen Küche mit. Doch für die Gartenkultur ist der Griff zu dem üppigen Kräutergrün enttäuschend. Ausgepflanzt verkümmern die eingetüteten Kraftpakete. Der Grund: Sie sind für den direkten Verzehr produziert. Wer Kräuter zum langfristigen Beernten sucht, sollte sich beim Einkauf nicht von oberirdischer Üppigkeit täuschen lassen. Haben Kräuter oben viel Masse, unten aber kaum Wurzeln, sei das, " als wenn ein Mensch auf wackeligen Füßen steht", beschreibt Gärtnermeisterin Julia Moll die Wuchsschwierigkeiten. Der Ballen sollte durchgewurzelt sein. Dann legen sie ausgepflanzt schnell zu. Bei allen exotischen Kräutern und wärmeliebenden wie Basilikum, weiß die erfahrene Gärtnerin aus der Vulkaneifel, wartet man jedoch noch die Schafskälte Ende Mai ab.
Robuste Sorten für die Region seien Zyprisches Basilikum, Strauchbasilikum African Blue, das zweifarbige Harlekin und Kubanisches Habana mit besonders viel Geschmack. Einmal sei ein Eifeler zu ihr gekommen und hätte gesagt, er habe ein winterhartes Basilikum. Die Pflanze stellte sich als Minze heraus: "Riechen Sie mal an der", fordert die Besitzerin der Gärtnerei Eifeler Küchenkraut auf. Aus dem grünen Blattschopf mit dunkler Färbung strömt Basilikum-Aroma mit einer feinen Minznote.
Neben Basilikum-Minze gibt es Mentha, wie die Trendpflanze botanisch heißt, in Geschmacksnoten von After-Eight-Schokolade bis Ananas. Schon ein Zweig Erdbeerminze in eine Karaffe gehängt, macht aus geschmacklosem Wasser ein erfrischendes Getränk. Grob kann man die Gattung in Minzen mit Mentholgehalt und solche mit wenig Menthol und fruchtiger Note einteilen. Erstere erkennt man an ihren glatten Blättern mit oft rötlicher Färbung und erfrischendem Pfefferminzgeschmack. Fruchtminzen dagegen sind grün behaart. Das flauschigste Blatt trägt die Apfelminze. Sie ist Julia Molls Lieblingssorte. Schon die Großmutter hatte einen großen Strauch im Garten. "Wenn die Leute sagen, sie wollen eine normale Pfefferminze, dann meinen sie Apfelminze", berichtet die Oberscheidweilerin. Manchmal hat man halt doch ein bisschen "Heimweh" nach dem Altbekannten.
KRäUTER PFLANZEN


Kräuter in Topf und Kasten pflanzen: Vereinfacht kann man Kräuter nach ihren Ansprüchen in Salatkräuter wie Schnittlauch, Pimpinelle und Kerbel, grünstrotzende wie Minzen und Zitronenmelisse und mediterrane Arten wie Thymian und Rosmarin unterteilen. In diesen Gruppen setzt man sie in Gefäße: Alle grünen in organisch aufgedüngte Erde mit einem hohen Lehmanteil (Topfpflanzenerde). Graulaubige, sonnenhungrige Südländer in besonders durchlässigen Boden mit Sandanteil. Auf eine Drainageschicht kommt Vlies, darüber füllt man die Erde. Im Handel gibt es seit neuerem Profi-Drainagen in Beuteln oder Stoffpads. Sie sind wiederverwendbar. kf

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