Mogelpackungen und Imitat-Fallen

In Supermarktregalen sind immer öfter Mogelpackungen zu finden. Die Masche "geringere Füllmenge bei gleichem Preis" werde mittlerweile bei vielen Produkten angewendet, teilt die Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) mit. Doch auch sonst müssen die Verbraucher beim Einkauf die Augen aufmachen, um nicht an der Nase herumgeführt zu werden.

 Kuriose Gewichtsangaben – hier eine Auswahl aus dem Bereich industriell gefertigten Naschwerks – machen die Ermittlung des Kilopreises zum mathematischen Abenteuer. TV-Foto: Klaus Kimmling

Kuriose Gewichtsangaben – hier eine Auswahl aus dem Bereich industriell gefertigten Naschwerks – machen die Ermittlung des Kilopreises zum mathematischen Abenteuer. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Die Verbraucherschützer sind mit einer ganzen Reihe von Lebensmittel-Herstellern unzufrieden. Zum einen wird nach der EU-weiten Änderung der Verpackungsordnung mit der Größe getrickst, zum anderen warnt die Verbraucherberatung aber auch vor der "Imitat-Falle".

Ärger mit Verpackungen:

"Das Produkt schrumpft, der Preis aber nicht", so die Kritik von Verbraucherschützer Armin Valet gegenüber dem TV. Dies sei bei Süßigkeiten, Säuglingsnahrung und Frühstückslebensmitteln sowie bei sogenannten Non-Food-Artikeln festgestellt worden. Grund dafür ist eine EU-Richtlinie, nach der die verbindlichen Mengenvorgaben für Lebensmittel entfallen. Zuvor durfte beispielsweise Milch nur in Packungen mit 0,5 Liter, 0,75 Liter oder einem Liter Inhalt verkauft werden. Diese festen Einheiten sind auch für weitere Lebensmittel wie Wasser, Limonade, Fruchtsäfte, Zucker oder Schokolade weggefallen. Verbindliche Füllmengen gelten nur noch für Wein, Sekt und Spirituosen.

Nach Angaben der Verbraucherzentrale Hamburg wurde beispielsweise bei einer bekannten Windel-Marke die Anzahl der Windeln in der Packung reduziert - dies ergab umgerechnet eine Preiserhöhung von zehn Prozent. Bei einem beliebten Geschirrspülmittel wurde das Gewicht verringert - macht 20 Prozent Preiserhöhung. Die verbraucherpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Nicole Maisch, riet den Käufern, sich zu wehren. "Die Verbraucher sollten sich das nicht gefallen lassen und teure Mogelpackungen boykottieren."

Ärger mit den Inhaltsstoffen:

"Gepresstes Fischeiweiß in Garnelenform, das täuschend echt wie Garnelen aussieht, ist nur ein Beispiel für Lebensmittel-Imitate im Supermarkt", sagt Valet.

Und weitere Kritik: Vermisst werden aber auch Meeresfrüchte im "Meeresfrüchtecocktail", Meerrettich in "Wasabi-Erdnüssen" oder Putenfleisch im "Putensalat". Die von den Verbraucherschützern aufgestellte Liste verärgert Valet: "Ein Lügendetektor würde im Supermarkt ständig ausschlagen, wenn er dort zum Einsatz käme. Denn offenbar sehen sich immer mehr Anbieter veranlasst, an den Zutaten zu sparen, und möchten vor allem eines vermeiden: dass die Verbraucher das merken."

Die Hamburger Verbraucherschützer bemängeln, dass die Bezeichnung eines Lebensmittels, etwa Schmelzkäse, manchmal versteckt auf der Rückseite stehe und kaum zu finden sei. Manche Hersteller täuschten mit Namen, Bildern und Begriffen, unter anderem "Wasabi", obwohl diese Zutaten gar nicht enthalten sind. Und auch die Zutatenliste ist den Verbraucherschützern oft zu sehr versteckt oder nur schwer zu lesen: Sie seien zu wenig kontrastreich oder versteckt im Falz. Die Schriftgröße sei zu klein, teilweise unter zwei Millimetern - auch auf größeren Verpackungen.

Verbraucher, die sich über Produkte geärgert haben, können zu den Experten Kontakt aufnehmen. "Schicken Sie uns eine E-Mail: ernaehrung@vzhh.de. Einige Anbieter nehmen die Kritik ernst und kündigen Änderungen des Sortiments, der Rezeptur oder der Verpackung an", erklärt Verbraucherschützer Armit Valet dem Volksfreund.

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