Telefonaktion Nesthocker? So helfen sie Ihren Muttersöhnchen auf die Sprünge

Trier · Nachgefragt: Expertinnen beantworteten Fragen zum Thema „Nesthocker“ am TV-Telefon.

 Das Hotel Mama ist beliebt und bequem. Doch zwischen Eltern und KIndern führt das irgendwann zu Konflikten.

Das Hotel Mama ist beliebt und bequem. Doch zwischen Eltern und KIndern führt das irgendwann zu Konflikten.

Foto: Getty Images/iStockphoto/YorVen

Entwicklungspsychologen sprechen von Nesthockern, wenn erwachsene Kinder nicht flügge werden – und manchmal verzweifeln Eltern an dieser Situation. Warum bloß zieht das erwachsene Kind nicht aus? Dahinter können vielfältige Motive stecken: Von der Bequemlichkeit bis bin zu unbewussten Signalen, die Mütter und Väter senden. Hier eine Auswahl an Fragen unserer Leserinnen und Leser und die Antworten der Expertinnen:

 

Mein Sohn, 28, hat eine Lehre gemacht, dann studiert und jetzt möchte er noch den Master machen. Während der Lehre hat er nicht zu Hause gewohnt, zu Beginn des Studiums ist er wieder zurückgekehrt. Er beteiligt sich nicht an Kosten und macht nichts im Haushalt. Ich will, dass er endlich auszieht, so wie seine beiden älteren Geschwister. Was soll ich tun?

Monika Neumann, Diplom-Sozialarbeiterin und Leiterin der Lebensberatung des Bistums Trier in Gerolstein: Es gibt sicher Gründe, warum das Wohnen im Elternhaus derzeit für Ihren Sohn sinnvoll ist. Sprechen Sie mit Ihrem Sohn! Sie sollten sich beide für das Gespräch Zeit nehmen und offen mit ihm über seine Pläne diskutieren. Und verdeutlichen Sie ihm, dass sich erwachsene Kinder an den Lebenshaltungskosten wie Miete, Nebenkosten, Anschaffungen, Lebensmittelkosten angemessen beteiligen müssen und eigene Aufgaben in Haushalt und Garten erfüllen müssen.

 

Unsere Kinder, 30 und 28, wohnen noch zu Hause. Unsere Tochter studiert, der Sohn macht eine Ausbildung. Aus beruflichen Gründen ist mein Mann nur am Wochenende da. Wir machen uns Sorgen, weil die Kinder doch langsam flügge werden sollten. Wie sollen sie je lernen, mit dem Alltag klarzukommen, wenn es zu Hause so komfortabel ist? Die Freundin meines Sohnes ist auch ständig bei uns.

Neumann: Überprüfen Sie sich als Eltern selbstkritisch, ob sie wirklich loslassen können oder ob sie, vielleicht auch unbewusste Signale senden, welche die erwachsenen Kinder zu Hause binden. Manchmal übertragen Eltern unausgesprochen Funktionen an die Kinder. Zum Beispiel, dass Sie als Mutter nicht allein sind, wenn der Vater auf Dienstreise ist.


Mein Neffe ist Ende 20 und hat seit seinem Schulabschluss eigentlich nichts Berufliches mehr in Angriff genommen. Er wohnt noch bei den Eltern und verlässt nur selten das Haus. In seinem unmittelbaren Umfeld scheint das niemanden zu stören. Ich mache mir große Sorgen um ihn. Was kann ich tun?

Petra Gottwald, Diplom-Psychologin bei dem Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V. in Trier:

Sie können das Gespräch mit den Eltern oder Ihrem Neffen suchen, Ihre Sorge äußern und Ihre Unterstützung anbieten. Oft hat es einen wachrüttelnden Effekt, wenn Außenstehende andere Menschen mit ihrer Wahrnehmung konfrontieren. Dadurch bekommt man einen anderen Blick auf die eigene Situation. Wenn allerdings bei keinem der Betroffenen ein wirklicher Leidensdruck und Veränderungswunsch besteht, sind die Erfolgsaussichten vermutlich eher gering.

Woran liegt es eigentlich, dass Kinder zu Nesthockern werden, und wie können wir als Eltern das vermeiden?

Gottwald: Oft liegt dem Phänomen eine Mischung aus zu wenig Anreiz zum Ausziehen und zu wenig Zutrauen in die eigene Selbständigkeit und die notwendigen Kompetenzen für den Alltag zugrunde.

Kinder sollten daher so früh wie möglich altersangemessene Aufgaben in der Familie und im Haushalt übernehmen,  Ausmaß und Anspruch sollten stetig gesteigert werden. Zum einen fördert das wichtige Kompetenzen für eine eigenständige Lebensführung und lässt junge Menschen eine sogenannte Selbstwirksamkeit erleben. Zum anderen wird es dadurch nicht so bequem im elterlichen Haushalt, dass man ihn gar nicht mehr verlassen möchte. 

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