Nicht besser, aber auch nicht schlechter

Kaum ein Haushalt in Deutschland ist 2009 ohne Biolebensmittel ausgekommen. 94 Prozent kauften mindestens ein Produkt mit Ökosiegel. Aber unterscheidet sich Bio- von konventioneller Kost? Nach den Qualitätsurteilen aus 52 Tests der Stiftung Warentest ist Bioware im Durchschnitt nicht besser als herkömmliche, aber auch nicht schlechter.

Trier. (red/td) Einen Gleichstand hatten die Tester schon in der Rückschau 2007 festgestellt. Seither glänzten Bioprodukte vor allem in den Tests von frischer Vollmilch und Würzölen.

Allerdings trübten auch zwei Tests der vergangenen drei Jahre die Biostatistik: So überzeugten die Bio-Babymenüs ernährungsphysiologisch nicht vollends, und viele Biorapsöle rochen und schmeckten nicht gut. In elf Untersuchungen, bei denen nur nach Pestiziden gefahndet wurde, sammelten frisches Bioobst und -gemüse sowie Biotees Pluspunkte. Bei 75 Prozent konnten keine Pflanzenschutzmittel nachgewiesen werden. So sauber waren nur 16 Prozent der konventionellen Ware. Rückstände von chemisch-synthetischen Pestiziden fanden sich nur einmal in acht Jahren.

Bioschiene kann nicht lückenlos bewiesen werden



Die Tester können nicht vollständig ermitteln, ob ein Ökoprodukt während aller Herstellungsphasen auf der Bioschiene geblieben ist. Einige Lebensmittel liefern aber Hinweise: So enthielt die frische Biovollmilch reichlich sogenannte konjugierte Linol- und Alpha-Linolensäure. Die ist typisch für Milch, die von Kühen aus Grünfütterung stammt. Und Biokühe müssen viel Grünzeug futtern. Nur zwei Biosojadrinks trugen das Biosiegel zu Unrecht. Sie waren laut Deklaration mit Kalziumkarbonat angereichert, das die EU-Ökoverordnung nicht erlaubt.

Aus den Tests lässt sich nicht ableiten, dass Bioware überdurchschnittlich viele bioaktive Substanzen enthält. Ihnen werden gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt. Die Tester stellten aber fest, dass eine naturnahe Herstellung den Anteil zum Beispiel von sekundären Pflanzenstoffen erhöht. So steckten in trüben Apfelsäften mehr Polyphenole als in klaren. Doch die Mengen an bioaktiven Substanzen reichten nicht, um daraus einen gesundheitlichen Nutzen für den Menschen abzuleiten. In puncto Keime haben Biolebensmittel keinen Nachteil, auch wenn sie fast immer ohne Konservierungsstoffe auskommen müssen. Mit zu vielen Keimen fielen in jüngster Zeit auf beiden Seiten nur Wiener Würstchen und Butter negativ auf.

Gefährliche Listerien fanden die Tester seit 2007 in keinem Bioprodukt, aber je in einem konventionellen Rahmspinat und in Grillfleisch.

Kaum Unterschiede im Geschmack



Geschmacklich unterscheidet sich Bioware im Mittel kaum von konventioneller. Einige Bioprodukte sind aber speziell. So steckte Pangasius aus Aquakultur in einem Ökofischstäbchen. Der Fisch schmeckt anders als Seelachs, der für konventionelle Fischstäbchen üblich ist.

Biolebensmittel stehen für ökologische, tiergerechte und nachhaltige Produktion. Die Zusatzqualität schlägt sich in Warentests kaum nieder, aber in CSR-Untersuchungen (CSR = Corporate Social Responsibility, soziale Unternehmensverantwortung). Diese ergänzenden Tests sind zwar selten, aber sie zeigten, dass sich fast alle Anbieter von Biogarnelen, -kochschinken und -röstkaffee "stark" für Soziales und Umwelt engagierten.

Weitere wichtige Themen im Juni-Heft von test: Alkoholfreie Weizenbiere, Autokindersitze, laktosefreie Produkte, Navigationsgeräte, Sonnenschutzfolien und Schmerztherapien bei Krebserkrankungen.

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