Nur nicht den Kontakt abbrechen!

Pickel, Wutausbrüche, Rückzug: Wenn die Kinder in die Pubertät kommen, bricht für Familien eine neue Zeit heran. Wie können Teenager und Eltern besser durch die Phase des Umbruchs kommen?

Trier. Drei Experten gaben unseren Lesern wertvolle Tipps am Telefon. Hier eine Auswahl an Fragen und Antworten.

Ich glaube meine 16-jährige Enkelin hat eine Essstörung. Was kann ich tun?

Christian Botzet vom Palais e.V. in Trier: Sie müssen reagieren! Dabei spielt das Wie eine große Rolle. Eine Faustregel ist: ansprechen ja, verurteilen nein! Verwenden Sie sogenannte Ich-Botschaften! Sagen Sie beispielsweise: "Ich mache mir Sorgen um Dich!" Falsch wäre, zu sagen: "Du bist doch viel zu dünn." Das wären sogenannte Du-Botschaften, und dabei blockiert das Gegenüber. Weiter können Sie vorschlagen: "Wir beide können ja mal eine Beratungsstelle aufsuchen." Wichtig ist, dass Sie gefühlvoll und sensibel mit Ihrer Enkelin sprechen und einen ruhigen Moment für das Gespräch wählen.

Mein Sohn hat sich vom Körpergeruch so verändert. Wie kann ich damit umgehen?

Michael Naundorf, Sozialarbeiter der Lebensberatungsstelle in Wittlich: Ihr Sohn bekommt es nicht so mit, weil es sein Eigengeruch ist. Machen Sie ihn sanft darauf aufmerksam, bevor er Reaktionen, die sehr verletzend sein können, aus seinem Umfeld wie der Schule oder von Freunden bekommt.

Ich erziehe meinen Enkel (16). Wir hatten immer ein sehr gutes Verhältnis, doch in letzter Zeit hat er sich stark verändert. Seine Haare werden immer länger, er hat eine Freundin und redet nicht mehr so viel mit mir. Wie kann ich damit umgehen?

Michael Naundorf: Pubertät bedeutet auch, dass für Ihren Enkel andere Themen wichtiger werden wie Freunde, Freundin und berufliche Interessen. Auch das verstärkte Achten auf Äußeres spielt dabei eine Rolle. Was Sie beschreiben sind Ablösungssignale. Für Sie ist es wichtig zu lernen, mit diesem Ablösungsprozess umzugehen.

Mein Sohn (15) ist oft zornig, und er sagt, dass er keinen Bock auf uns hat. Auch sein Ton ist sehr verletzend. Er taucht nur noch zum Essen auf und dann schottet er sich meist ab. Ist das normal?

Anne Bonse-Koch, Psychologin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle des Diakonischen Werkes in Trier: Ja, das ist völlig normal. Haben Sie Geduld, und warten Sie auf Momente, in denen Ihr Sohn zugänglich ist! Diese Momente gibt es. Nutzen Sie diese Gelegenheiten, und machen Sie ihm deutlich, dass Sie mit ihm in Kontakt sein möchten! Fragen Sie ihn, was ihn beschäftigt oder was es im Freundeskreis gibt! Oder sprechen Sie mit ihm über Aktuelles! In Kontakt sein heißt, sich als Gesprächspartner anbieten und Interesse deutlich machen. Sagen Sie ihm auch unmissverständlich, dass sein Ton oft verletzend ist, und dass Sie einen anderen Ton wünschen!

Seit unsere Tochter(13) in der Pubertät ist, sacken ihre Noten ab. Kann es da einen Zusammenhang geben?

Anne Bonse-Koch: Dass die Schulleistungen sinken, lässt sich oft während der Pubertät feststellen. Die Wichtigkeit der Hausaufgaben etwa schwindet, andere Themen gewinnen an Bedeutung. Aber seien Sie auch aufmerksam! Manchmal können andere Gründe hinter schlechten Noten stecken. Wichtig ist, dass Sie in Kontakt mit Ihrer Tochter bleiben.

Wir beobachten seit längerer Zeit, dass der Einfluss der Klassenkameraden auf unsere Tochter (15) immer größer und unser Einfluss auf sie immer geringer wird. Wir haben Angst den Kontakt zu ihr zu verlieren.

Michael Naundorf: Sprechen Sie mit Ihrer Tochter und drücken Sie Ihre Sorge aus! Nicht vorwurfsvoll, sondern stellen Sie Ihre Position dar! Die meisten Jugendlichen wünschen sich Erwachsene, die klar sagen, wie sie bestimmte Dinge sehen und welche Werte sie haben. Das gibt den jungen Leuten Orientierung. Bedeutsam ist, dass die Botschaft, "Ich habe Interesse an dir, du bist mir wichtig", bei Ihrer Tochter ankommt. kat

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