Serie: Der Garten im August Gärtnern ohne Stress – so funktioniert Permakultur

Graach-Schäferei · Permakultur wird oft als Nichts-Tun-Garten beschrieben. Stimmt das, wollte der TV wissen und hat den Naturgarten von Monika und Walter Frank in Graach-Schäferei besucht.

 Im Permakulturgarten von Monika und Walter Frank auf der Schäferei in Grace hoch über der Mosel ist viel Platz für Wildstauden, Kräuter und Gemüse zur Selbstversorgung.

Im Permakulturgarten von Monika und Walter Frank auf der Schäferei in Grace hoch über der Mosel ist viel Platz für Wildstauden, Kräuter und Gemüse zur Selbstversorgung.

Foto: Kathrin Hofmeister

An einem heißen Tag wie diesem ist es besonders angenehm, in den Naturgarten von Monika und Walter Frank zu treten. Eingebettet in das Grün hochgewachsener Bäume und runter gekühlt von der Luftfeuchtigkeit der Teiche, spricht aus jeder Ritze der Hanglage die Philosophie der Permakultur.

Vor rund 40 Jahren begann das damals junge Ehepaar auf dem geerbten Wochenendgarten-Grundstück auf der Graacher Schäferei zu gärtnern. Für beide war von Anfang an klar: „Kein Kunstdünger, keine Spritzmittel mehr!“

Alles sollte im Einklang mit der Natur bestellt werden. „Früher war das eine Schiefergrube, aus der die Dächer der Schäferei eingedeckt wurden“, erinnert sich Walter Frank. „Da können Sie sich vorstellen, dass hier kein Humus war.“ Ein möglichst humusreicher Boden ist jedoch eine der Grundsäulen in der Permakultur. Dauerhumus speichert CO2. Heute ist der Boden durch die eigene Kompostwirtschaft aufgewertet und wo immer möglich, bedeckt. Zwischen den Gemüsepflanzen liegt Grasmulch. Am Rand des Sitzplatzes beschatten Walderdbeeren den Boden, verströmen ihren aromatischen Duft und laden zum Schmausen ein.

Von den Beeren, Obstbäumen, Nutz- und Wildpflanzen im Garten kann sich die Familie weitgehend selbst versorgen. In Monika Franks Familie hat das Tradition: „Wie hätte man ohne Selbstversorgung in den mageren Jahren des letzten Jahrhunderts überleben können.“ In letzter Zeit treibe einige die Sorge um, es könnte wieder so kommen. „Gerade Jüngere, haben das Gefühl, sie müssen etwas unternehmen, um sich ernähren zu können.“ Der Permakulturkurs, den Monika und Walter Frank im Frühjahr über die Katholische Erwachsenenbildung angeboten haben, war jedenfalls sofort ausgebucht. Zwei Folgekurse schlossen sich an.

Was lernt man dort zur Permakultur? Grundsätzlich müsse man verstehen, dass alles mit allem zusammenhängt. „Es geht vor allem um eine Sozialgemeinschaft von Mensch, Pflanze und Tier“, sagt Walter Frank und hebt die Solidargemeinschaft der Menschen untereinander hervor. Die Einnahmen aus ihren Permakultur- und Wildkräuterkochkursen beispielsweise spendet das Ehepaar an die Hungerhilfe.

Im Permakulturgarten fokussiert man sich nicht auf einzelne Bestandteile, sondern schaut auf die Wechselwirkung und versucht ein funktionierendes Ökosystem aufzubauen. Ein Blick auf die Magerwiese, in der gerade Färberkamille und Berufskraut blühen und von den fünf eigenen Bienenvölkern emsig aufgesucht werden, zeigt die Kreisläufe auf. „Bevor wir die Bienen hatten, haben wir nur die Hälfte an den Obst- und Beerensträuchern geerntet“, stellen die beiden fest.

Überall im Gelände trifft man auf Bauten aus recyceltem Material. Permakultur will nach Möglichkeit keinen Abfall produzieren. Mit 10.000 Liter Regenwasser werden wertvolle Ressourcen gesammelt. Am Rand des rund 3500 Quadratmeter großen Terrains begrenzen Benjeshecken den Garten. Die aus abgeschnittenen Ästen, Zweigen und anderem Totholz aufgeschichteten Wälle entwickeln sich durch natürlichen Aufwuchs zu schützenden Hecken und bieten einen einmaligen Lebensraum für Vögel, Amphibien und Insekten. An anderer Stelle gibt es sogar eine Wildzone. „In den extra eingezäunten Bereich gehen wir nie rein“, erklären die beiden, „die Zone fünf ist allein für die Natur und ihr Wildleben vorgesehen.“

In der Permakultur teilt man den Garten in verschiedene Zonen. Die Zonierung richtet sich danach, wie oft man den jeweiligen Bereich benutzt. Kräuter, die man jeden Tag erntet und der Kinderspielplatz, den man vom Haus aus im Blick haben will, bilden die Küchen-Kinder-Zone eins. Gemüse und Salat stehen in Zone zwei. Nach den Kartoffeln und Sträuchern muss man nicht so häufig schauen. Sie bilden Zone drei, gefolgt von den Obstbäumen in Zone vier. Ein besonderer Bereich im Garten von Familie Frank ist der Panoramaplatz. Von der mit Wildblumen, Kräutern und Sandplätzen für Wildbienen umgebenden Sitzgruppe hat man einen fantastischen Blick auf die Moselweinberge. Denn auch das Genießen, darf im Permakulturgarten nicht zu kurz kommen. Wenn man will, kann man das Prinzip der Permakultur „keine Energie zu verschwenden“ auch mal darauf beziehen, das „Sein lassen“ als Beobachten und „Nichts-tun“ zu begreifen.

Nähere Informationen zu den Aktivitäten im Naturgarten GAIA von Monika und Walter Frank findet man auf der Website www.naturgarten-gaia.de

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