Kolumne Hauptsache gesund! Die Füße werden taub: Was nun?

Die Polyneuropathie ist eine verbreitete Krankheit. Prof. Dr. Matthias Maschke erklärt, was sich hinter der Krankheit verbirgt, die sich oft durch Taubheit in Händen und Füßen zeigt.

 Prof. Dr. Matthias Maschke

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Foto: Prof. Dr. Matthias Maschke

Ein zunehmendes Taubheitsgefühl beginnend an den Zehen, seltener an den Fingern, kennen viele Menschen. Manchmal beginnt es sehr langsam und breitet sich dann schleichend wie ein Strumpf über die Füße bis in die Unterschenkel, manchmal auch wie ein Handschuh über die Hände und Unterarme aus.

Weitere Symptome der Polyneuropathie

Zumeist handelt es sich dabei um eine der häufigsten Erkrankungen bei Menschen über dem 60. Lebensjahr, eine so genannte Polyneuropathie. Es kann dabei auch zu brennenden Missempfindungen und unangenehmen Schmerzen, vor allem auch nachts, kommen. Neben den sensiblen Störungen kann es zu motorischen Ausfällen wie leichten Lähmungen der Zehen- oder Fußhebung kommen.

Sehr störend kann eine zunehmende, durch die Polyneuropathie bedingte Stand- und Gangunsicherheit sein. Die Polyneuropathie entsteht durch eine Schädigung vieler Nerven des so genannten peripheren Nervensystems, also im Verlauf der Nerven an den Beinen und Armen außerhalb des Rückenmarks oder des Gehirns. Nach Studien sind bis zu 20 Prozent der Menschen über dem 60. Lebensjahr betroffen, es kann aber auch jüngere Menschen betreffen, selbst Kinder.

Bei Ursachen für Polyneuropathie liegt Diabetes vorne

Häufigste Ursache für Polyneuropathie in der westlichen Welt ist mit weitem Abstand der Diabetes mellitus, gefolgt von einem erhöhten Alkoholkonsum. Seltenere Ursachen sind zum Beispiel Vitaminmangelzustände (Vitamin B12, Folsäure), Tumorerkrankungen, Medikamente (wie etwa bestimmte Chemotherapien), entzündliche und autoimmune Erkrankungen und gerade bei jüngeren Menschen auch angeborene, genetische Erkrankungen.

Leider gibt es über 200 unterschiedliche Ursachen für eine Polyneuropathie. Insofern wäre beim Auftreten der oben beschriebenen Symptome wichtig zu klären, ob eine behandelbare Ursache vorliegt.

Bei einigen Erkrankungen wie der chronischen entzündlichen Form (so genannte CIDP) sind teilweise sehr gute Therapiemöglichkeiten gegeben.

Was tun, wenn Hand oder Fuß taub werden?

Daher der Rat: bei ersten Anzeichen der oben genannten Symptome hausärztlich untersuchen lassen, womöglich Laborwerte bestimmen und bei unklarem Ergebnis, vor allem bei rascher Verschlechterung fachärztlich-neurologische Abklärung anstreben.

Wichtig ist aber auch, präventiv und bei Verdacht auf eine Polyneuropathie, die eigene Ernährung zu hinterfragen und den Alkoholkonsum – gerade auch in den aktuell stressigen Zeiten – zu begrenzen, das heißt demnach: Frauen weniger als 0,1 l Wein, Männer weniger als 0,2 l Wein pro Woche, möglichst drei bis vier Tage pro Woche keinen Alkohol.

Prof. Dr. Matthias Maschke, Chefarzt der Abteilung für Neurologie und Neurophysiologie mit überregionaler Stroke Unit, Brüderkrankenhaus Trier

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