Gesudnheit Wenn der Hüftschwung schmerzt

Der Leibarzt der Rock‘n Roll-Legende hat Einblicke in die Krankenakte des „King“ gewährt. Der Hüftschwung, der den Sänger weltberühmt machte und seine weiblichen Fans in Ekstase versetzte, soll schwerste Muskelschäden zur Folge gehabt haben“. Elvis Presley: Krank durch Hüftschwung, Quelle: FOCUS Online

Die kreisenden Hüftbewegungen und der laszive Hüftschwung lösten unter den damals geltenden Moralnormen eine Welle der Empörung im konservativen Amerika aus. Dennoch wurde dieses Tanzelement richtungweisend für viele spätere Tanzstile und tänzerische Gymnastik, wie dem Twist oder dem Hula Hoop, und wird heutzutage in speziellen Hüftschwungkursen beispielsweise zum Erlernen des typischen „Shakira–Hüftschwungs“ angeboten. Anatomisch gesehen ist der Hüftschwung ein rhythmischer Wechsel zwischen Stand- und Spielbein, wobei das Becken auf der Standbeinseite nach außen verlagert und gleichzeitig auf der Spielbeinseite abgesenkt wird. Das Absenken geschieht, indem die Gesäßmuskulatur, die das Becken in der Standphase in der Horizontalen hält, inaktiviert wird und damit ein willkürliches Hinken provoziert. Die Beckenkippbewegung muss in der Endphase abgebremst werden, was mit einer Mehrbelastung der Gesäßmuskulatur einhergeht.

Das Hüftkreisen ist eine Drehbewegung des Beckens, die durch Rotation in den Huftgelenken erfolgt. Bei der kreisenden Bewegung des Beckens wird das Gesäß wechselseitig nach hinten herausgestellt. Dabei muss der große Rollhügel, das ist die am weitesten nach außen ragende Stelle des Oberschenkelknochens, unter der Oberschenkelfaszie hindurch gleiten.

In der Standbeinphase ist die Faszie ebenso wie die Gesäßmuskulatur maximal angespannt, um das Beckens in der Horizontale zu halten. Das willkürliche Abkippen und Verdrehen des Beckens in dieser Phase setzt Muskulatur, Faszie und den darunter liegenden Schleimbeutel einer starken mechanischen Belastung aus, die schmerzhafte lokale Entzündungsreaktionen auslösen und den normalerweise flüssigen Bewegungsablauf stören kann.

In der weiteren Folge kann es zu einem Hüftschnappen (auch „schnellende oder springende Hüfte“, in der Fachsprache „Coxa saltans“) kommen, wenn die Faszie des Oberschenkels nicht reibungslos über den Rollhügel der Hüfte gleitet, sondern sich ruckartig verschiebt. Als zusätzliche begünstigende Faktoren gelten Beinlängendifferenzen, eine ausladendere Form des Beckens (haufigeres Auftreten bei Frauen) und vor allem Überlastung, beispielsweise im Sport, worauf Bezeichnungen wie Jogger’s hip, cyclist’s hip und dancer’s hip hinweisen. Neben lokalen Druckschmerzen wie beim Liegen auf der betreffenden Seite, treten Schmerzen vor allem unter Belastung auf, gelegentlich verbunden mit einem Reiben beim Gehen oder Bewegen. Im Rahmen einer fachärztlichen Abklärung sollten andere Ursachen der Beschwerden, insbesondere Erkrankungen des Hüftgelenks selbst, ausgeschlossen werden.

Zur Behandlung steht eine breite Palette an lokalen physikalischen Maßnahmen wie  Elektro- und Stoßwellentherapie, Röntgenreizbestrahlungen sowie  krankengymnastische Übungsbehandlungen und Manualtherapie zur Verfügung, sowie bei anhaltenden Funktions- und Belastungsschmerzen auch lokale Infiltrationen und in selteneren Fällen auch operative Behandlungsverfahren.

Prof. Dr. Wolfgang Menke, Orthopädie, Rheumatologie, Sportmedizin, ZAR Trier.

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