Gesundheit Schaufensterkrankheit: Wenn die Gefäße zu eng werden

Trier · Wenn schmerzende Beine zum häufigen Stehenbleiben zwingen, kann die „Schaufensterkrankheit“ die Ursache sein. Dr. med. Claus Jochem erklärt, was medizinisch dahinter steckt.

 Man muss nicht vor Schaufenstern stehen, um die „Schaufensterkrankheit“ zu bekommen.

Man muss nicht vor Schaufenstern stehen, um die „Schaufensterkrankheit“ zu bekommen.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Haben Sie Schmerzen in den Waden beim Gehen, insbesondere beim Bergaufgehen, die nach wenigen Minuten Ausruhen abklingen?

Wenn ja, sollten Sie die Durchblutung Ihrer Beine überprüfen lassen. Möglicherweise leiden Sie an einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (p AVK), die umgangssprachlich auch Schaufensterkrankheit genannt wird.

Es handelt sich dabei um eine Erkrankung, die zu einer verminderten Durchblutung der Becken-Bein-Arterien führt. Weltweit sind davon mehr als 200 000 Millionen Menschen betroffen, hierzulande fast jede fünfte Person über 70 Jahren. Die p AVK ist eine ernst zu nehmende Krankheit, die durch eine Arterienverkalkung (Arteriosklerose) verursacht wird, die zu einer Gefäßverengung führt. Risikofaktoren hierfür sind: Bluthochdruck, hohe Blutzucker-und Blutfettwerte, Rauchen, Bewegungsmangel, Übergewicht. Betroffene haben ein hohes Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall. Durch frühzeitige Behandlung der Risikofaktoren kann die Häufigkeit dieser Erkrankungen deutlich vermindert werden.

Welche Beschwerden verursacht die Schaufensterkrankheit?

Schmerzen in Waden, Oberschenkel oder Gesäß, die sich in Ruhe nach kurzer Zeit bessern. In fortgeschrittenen Stadien kann es zu Ruheschmerzen und offenen Beinen kommen.
Wie wird eine p AVK diagnostiziert?

Durch eine Dopplerdruckmessung wird der Blutdruck in den Armen und Beinen gemessen. Der dabei ermittelte Knöchel-Arm-Index liefert einen Hinweis auf verengte Arterien in den Beinen. Durch eine spezielle Ultraschalluntersuchung der Gefäße mittels Farbduplexsonografie können Verengungen in den Gefäßen sichtbar gemacht werden und die weitere Therapie geplant werden. MRT und CT sind weitere Methoden, um Durchblutungsstörungen der Beine abzuklären.
Wie wird die Schaufensterkrankheit behandelt?

Erster Schritt ist eine gesunde Lebensweise: Nichtrauchen, gesunde Ernährung, Gewichtsabnahme bei Übergewicht, regelmäßige körperliche Aktivität, insbesondere ein regelmäßiges Gehtraining und die Behandlung der kardiovaskulären Risikofaktoren. Wird die Lebensqualität durch die beim Gehen auftretenden Schmerzen stark eingeschränkt, können verengte oder verschlossene Gefäße im Rahmen einer Angiografie (Röntgenkontrastmitteluntersuchung) mit einem Ballon aufgedehnt (dilatiert) werden. Um das betroffene Gefäß offenzuhalten, werden oft zusätzliche Gefäßstützen (Stents) eingelegt. Bei langstreckigen Gefäß­verschlüssen kann eine Bypassoperation die mangelhafte Durchblutung verbessern.

Nach Gefäßeingriffen ist eine lebenslange blutverdünnende Behandlung erforderlich. 

Dr. med. Claus Jochem, Facharzt für Innere Medizin und Gefäßmedizin (Angiologie), Trier.

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