Schiefer Turm zum Flößerdenkmal - Die Weltkulturerbestadt Torun

Torun (dpa/tmn) · Torun ist nicht nur etwas für Liebhaber von Klöstern, Kirchen und Kopernikus: In der Altstadt gibt es eine Menge Cafés und Restaurants. Und natürlich Lebkuchen. Und die Geschichte vom Flößer mit den Fröschen.

Wer sich in Toruns Altstadt verabredet, trifft sich am besten bei Nikolaus Kopernikus: Das Denkmal des berühmten Astronomen steht direkt vor dem Rathaus auf dem Hauptplatz Rynek Staromiejski und ist gar nicht zu verfehlen. Zu seinen Füßen wird es im Sommer allerdings oft eng: Kleinkinder spielen da, Teenager auf Shoppingtour legen hier eine Pause ein, Touristen setzen sich mit einem Eis auf die Bank direkt vor den Füßen des Astronomen.

Kopernikus, nach dem die Universität und alles mögliche andere benannt ist, gehört zu Toruns Aushängeschildern. Im Dom wurde er getauft, in dem Gebäude daneben ist er zur Schule gegangen. Allerdings ist dummerweise nicht ganz sicher, wo er 1473 geboren wurde. In der nahen Kopernikastraße stehen zwei ausgesprochen schöne gotische Häuser mit Backsteingiebeln. Eines davon könnte das Geburtshaus des Astronomen sein - oder eben auch nicht. Egal: Es heißt jedenfalls Kopernikus-Haus und beherbergt ein Museum zu dessen Leben und astronomischen Entdeckungen.

Nur auf den ersten Blick ist es kurios, dass das Bezirksmuseum im Kopernikus-Haus auch eine Ausstellung über Pfefferkuchen zeigt. Denn Torun (Thorn) ist zwar in ganz Polen für Kopernikus bekannt, aber genauso als „Miasto Pierników“, als Pfefferkuchen-Stadt. Pfefferkuchenbäcker gab es hier schon im Mittelalter, und die Lebkuchen wurden bald zum Exportschlager. Als Souvenirs erleben die „Thorner Lebkuchen“ gerade ein Revival. Dabei soll schon Frédéric Chopin ein Fan davon gewesen sein. Zumindest war der Komponist als Teenager mal in der Stadt und schwärmte dabei von den Lebkuchen, von denen er gleich welche per Post verschickte.

Ein großer Vorzug Toruns, das seit 15 Jahren zur Liste des Unesco-Weltkulturerbes gehört: Alle Sehenswürdigkeiten werden hier wie auf dem Präsentierteller serviert. „Die Stadt ist sehr überschaubar“, sagt Szymon Wisniewski, Leiter der Tourist Information. „Von einem Ende der Altstadt zum anderen schafft man es in sieben Minuten. Dafür braucht man keine U-Bahn.“ Zu sehen gibt es trotzdem viel. Zu den gotischen Vorzeigebauten der Stadt gehört die Marienkirche aus dem 13. Jahrhundert.

Fast nichts mehr übrig ist von der Burg des Deutschen Ordens - bei einem Aufstand der Stadtbürger wurde sie schon 1454 weitgehend zerstört. Nur ein Teil steht noch - der, in dem im Mittelalter die Toiletten untergebracht waren. Er sieht sogar noch ganz dekorativ aus.

Das gilt auch für den Schiefen Turm von Torun, einem der ungewöhnlichsten Bauwerke der Stadt: Er stammt aus dem 14. Jahrhundert und hat sich mit der Zeit beachtlich zur Seite geneigt. Es gilt als Herausforderung, sich mit dem Rücken an die Vorderfront zu stellen und die Hände auszustrecken - ohne umzufallen. Wer ein Glas zu viel getrunken hat, schafft das nicht. Gelegenheit dazu gäbe es in Torun genug: „Wir haben in der Altstadt mehr als 100 Pubs und Restaurants“, sagt Szymon. „Selbst wenn man in jedem nur zehn Minuten bleibt, bräuchte man dafür ganz schön lang.“

Manche Cafés sind besonders schön geworden: Das 1945 gegründete „Lenkiewicz Cafe“ zum Beispiel hat seinen Platz inzwischen unweit der Weichsel mit einem Hinterhof, in dem heute riesige Eisbecher serviert werden. Auch der Artus-Hof, im 19. Jahrhundert an der Stelle seines mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet, hat ein gemütliches Kaffeehaus bekommen.

Nur ein paar Schritte sind es bis zum Brunnen auf dem Hauptplatz Rynek, den das Denkmal eines Violine spielenden Flößers ziert, während die Frösche auf dem Brunnenrand fasziniert zu lauschen scheinen. Die Figurengruppe erinnert an eine Sage aus Torun: Sie erzählt von einer Froschplage, die die Bürger zur Verzweiflung trieb. Bis der Bürgermeister einen Flößer bat, die Tiere mit seiner Geige zu verzaubern. Tatsächlich folgten sie ihm aus der Stadt und kamen nie wieder - eine Rattenfängervariante der etwas freundlicheren Art.

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