Schöne Blüte - giftiger Inhalt

Trier · Beunruhigte Leser beobachten eine Ausbreitung des Jakobs-Kreuzkrautes. Der TV ist der Frage nachgegangen, wie gefährlich die heimische Pflanze ist. Fazit: Tierhalter sollten die derzeit in Blüte gehenden Korbblütler in Schach halten. Vonseiten des Naturschutzes gibt es keine Notwendigkeit der Bekämpfung.

 Das gelb blühende Jakobs-Kreuzkraut taucht häufig an Straßenrändern auf. Auf abgemähten Rändern verschwindet es wieder. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Das gelb blühende Jakobs-Kreuzkraut taucht häufig an Straßenrändern auf. Auf abgemähten Rändern verschwindet es wieder. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Trier. 13 gilt landläufig als Unglückszahl. Ausgerechnet 13 Zungenblüten hat das Jakobs-Kreuzkraut meist. Wie Sonnenstrahlen leuchten sie an den derzeit in Blüte gehenden Pflanzen und lassen bei vielen die Alarmglocken läuten. Seit die Pflanze mit den giftigen Alkaloiden durch die Medien ging, ist sie gefürchtet. Zu Recht, sagen Tierhalter.
Am empfindlichsten auf die Giftstoffe reagieren Pferde, gefolgt von Rindern. Schafe und Ziegen sind weniger betroffen. Auf der Weide werden die harten älteren Pflanzen mit dem abschreckenden Geruch instinktiv gemieden.
In Heu und Silagefutter verliert Jakobs-Kreuzkraut seinen bitteren Geschmack, nicht aber seine giftigen Inhaltsstoffe. "Innerhalb des Grünlands ist es daher ein Problem", sagt Werner Roth. Der Jakobs-Kreuzkrautexperte am Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Bitburg ist zuständig für den Grünlandbereich vom Nürburgring bis zum Erbeskopf.
Er beobachtet eine Zunahme vor allem an Böschungen und Straßenrändern, auf Brachflächen, aber auch auf Grünland.
"Den Samenflug muss man unbedingt verhindern", sagt er. Wie das am besten gelingt, testet das DLR auf Versuchsflächen in Rivenich, Neumagen-Dhron und Badem. Schnittversuche hätten gezeigt, dass der beste Schnittzeitpunkt zu Blühbeginn ist. "Gutes Wiesen- und Weidenmanagement" sehen auch Biotopbetreuer als wichtigste vorbeugende Maßnahme. Dazu zählt die jährliche Mahd extensiv genutzter Wiesen zwischen Juni und Juli. Für den Eifelkreis Bitburg-Prüm beispielsweise gibt es in den Vertragsflächen des von Landesregierung und EU geförderten Programms agrar-umwelt-landwirtschaft, kurz Paula, derzeit keine zunehmende Gefährdung durch Jakobs-Kreuzkraut.
"Jakobs-Kreuzkraut ist eine Saum- und Randbereichspflanze", sagt Beate Jacob, eine der Biotopbetreuerinnen. Dort gehöre sie auch hin. Bei wenig Blütenangebot liefere sie Insekten Nahrung.
Aus Sicht des Naturschutzes gibt es daher keine Notwendigkeit, die heimische Pflanze zu bekämpfen, wie die Unteren Naturschutzbehörden der Region auf TV-Anfrage mitteilen.
Anders als der Riesen-Bärenklau ist das Jakobskreuzkraut kein Neophyt. Damit bezeichnet man aus anderen Ländern eingewanderte Pflanzen, die durch ihren starken Ausbreitungsdrang einheimische Pflanzen zu verdrängen drohen.
Tätig werden sollte man, wenn man Tiere hält oder Grünland bewirtschaftet. Sobald das Jakobs-Kreuzkraut in Blüte gegangen ist, lässt es sich am besten mitsamt der Wurzel ausreißen. Da die Inhaltsstoffe bei empfindlichen Personen allergische Hautreaktionen auslösen können, empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen. Chemische Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln ist an Auflagen gebunden.

Wer sich hierzu informieren möchte, hat am 28. Juni auf den DLR-Versuchsflächen in Rivenich die Möglichkeit dazu. Zum Thema "Wie gefährlich ist Jakobs-Kreuzkraut und welche Möglicheiten der Bekämpfung gibt es?", informiert Werner Roth jeweils um 15 und 18 Uhr. Treffpunkt ist in Klausen, Parkplatz an der Kirche, an der Straße nach Piesport.

Sie haben eine Frage an unsere Gartenexpertin Kathrin Hofmeister? Schreiben Sie uns! Die für alle Hobbygärtner spannend sten Fragen werden im Volksfreund beantwortet. Mehr dazu unter www.volksfreund.de/garten
Das Jakobs-Kreuzkraut, botanisch Senecio jacobaea, gehört zur Familie der Korbblütler, die man leicht an ihren sonnenartigen Blüten erkennt. Als meist zweijährige Pflanze bildet sie im ersten Jahr eine Rosette aus. Im zweiten Jahr schiebt sie einen bis ein Meter hohen Blütenstängel mit fiederteiligen, etwas spinnwebig behaarten Blättern. Der Stängel färbt sich mit zunehmender Reife meist braunrot. Eine Einzelpflanze kann bis zu 3000 Samen bilden, die im Boden bis zu 25 Jahre keimfähig bleiben. kf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort