Antworten der Erziehungsexperten zur TV-Telefonaktion Was tun bei Schulschwänzen?

Trier · Experten beantworten bei TV-Telefonaktion Erziehungsfragen.

Mein Sohn, 15, Gymnasiast, hat die unterschiedlichsten psychischen Diagnosen und viele Heim- und Klinikaufenthalte hinter sich. Vor etwa zwei Jahren hat er das letzte Mal regelmäßig die Schule besucht. Welche Perspektiven gibt es noch für ihn?

Bernhard Laux, Diplom-Pädagoge der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V., Projektleiter „Reintegration in die Zukunft“ (RidZ) – ganzheitliches Präventions- und Reintegrationsprojekt für schulverdrossene und schulverweigernde Schülerinnen und Schüler: Grundsätzlich muss die Frage nach schulischen Alternativen und Perspektiven, die vielleicht noch nicht angedacht sind, beantwortet werden.  Welche kreativen Möglichkeiten sind im System Schule und mit Jugendhilfe sinnvoll und durchführbar? Parallel dazu ist sicher eine weitere therapeutische Begleitung dringend notwendig.

Meine Tochter wiederholt die neunte Klasse und verweigert vom ersten Tag an die Mitarbeit. Beispielsweise macht sie keine Hausaufgaben. Was kann ich tun?

Laux: Sicherlich spielt auch Abgrenzung in der Pubertät eine Rolle. Suchen Sie sich Hilfe in einer Lebensberatungsstelle. Auch ist es wichtig, im Kontakt und im Austausch mit der Schule zu bleiben.

Ich ärgere mich, dass, sobald die Schulnoten feststehen, der Unterricht von Eltern und Schülern nicht mehr ernst genommen wird.

Monika Neumann, Diplom-Sozialarbeiterin und Leiterin der Lebensberatungsstelle des Bistums Trier in Gerolstein: Geben Sie die Noten erst so spät wie möglich bekannt, und  besprechen Sie das Thema auch mit den Eltern, dass  schulische Regeln nicht in eine Beliebigkeit abdriften.

Meine Ex-Frau und ich leben das sogenannte Wechselmodell, die beiden Mädchen sind eine Woche bei mir, eine Woche bei ihr. Die Jüngste klagt immer öfter über Kopf- und Bauchschmerzen, wenn sie in die Schule gehen soll. Körperlich ist alles in Ordnung. Es gab mal einen unschönen Vorfall, Mitschüler hatten sie angegriffen. Ich habe mit der Lehrerin darüber gesprochen. Aber einen direkten Zusammenhang mit den Kopf- und Bauchschmerzen sehe ich nicht.

Neumann: Bleiben Sie in gutem Kontakt sowohl mit den Kindern als auch deren Freunden und den Lehrern. Interessieren Sie sich für den Schulalltag. Wie ist es, wenn die Kinder bei der Mutter sind? Führen Sie ein Tagebuch, notieren Sie, wann die Kopf- und Bauchschmerzen auftreten, um ein genaueres Bild der Situation zu bekommen.  Oftmals lösen familiäre Umbrüche sowie Unter- oder Überforderung  Schulunlust oder -angst aus. Wichtig ist, die Gefühle der Kinder ernst zu nehmen. Angst lässt sich auch nicht ausreden.

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