Spezielle Ausweise geben Angehörigen mehr Sicherheit

Das Bürgeramt der Stadt Trier wird jährlich rund 100 000 Mal kontaktiert. Es informiert seit vergangenem Dienstag im Rahmen der Aktion "Organspende schenkt Leben" über dieses Thema.

Trier. Mit Hans-Peter Wohn von der Initiative Organspende Rheinland-Pfalz und der Ärztin Dr. Undine Samuel, Geschäftsführerin der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), sprach unser Mitarbeiter Max Henning Schumitz.

Was bedeutet der Hirntod, und wie wird er definiert?

Als Organspender eignen sich allein Personen, die an einem Hirntod verstorben sind. Nur bei diesen Verstorbenen sind nach dem Ausfall der Hirnfunktionen die Organe weiter ausreichend durchblutet.

Die Ärzte verstehen unter Hirntod den unumkehrbaren und kompletten Ausfall des Gehirns. Das heißt, dass sich beim Tod weder im Großhirn noch im Kleinhirn oder im Stammhirn irgendwelche Funktionen nachweisen lassen. Nur rund ein Prozent aller Patienten sterben an einem Hirntod.

Wer entscheidet im Falle meines Todes, ob, welche und wem Organe gespendet werden?

Mehrere Ärzte stellen unabhängig voneinander den Hirntod eines Patienten fest. Wenn es die rechtlichen Voraussetzungen zulassen, entnehmen sie Gewebeproben der geeigneten Organe und gleichen die Ergebnisse der Gewebeproben anhand einer anonymisierten Datenbank ab. Aus dieser Datenbank wählen sie einen geeigneten Organempfänger aus. Derzeit warten in der Bundesrepublik Deutschland rund 12 500 Menschen auf ein Spenderorgan.

Jährlich werden bundesweit rund 2500 Organe transplantiert. Damit rangiert Deutschland europaweit im hinteren Drittel. Es gibt zu wenige Menschen, die ausreichend dokumentieren, dass sie ihre Organe spenden würden.

Welche gesundheitlichen und körperlichen Voraussetzungen muss ein Organspender mitbringen?

Weder dürfen Organspender beispielsweise HIV-positiv sein, noch dürfen sie zum Todeszeitpunkt akut krebskrank sein. Das Alter der Spender spielt nur eine untergeordnete Rolle. Aber gerade bei Leber- und Nierentransplantaten wird auf das Alter von Spender und Spendenempfänger geachtet.

Gibt es Abstoßungsreaktionen von Spenderorganen bei Transplantationen?

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Körper das Spenderorgan abstößt, ist gering. Eine allgemeine Aussage lässt sich dazu jedoch nicht treffen, da dies auch stark vom gespendeten Organ abhängig ist. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate der Empfänger liegt zwischen 70 und 95 Prozent.

Verzögert sich die Bestattung, wenn Organe gespendet werden? Können die Angehörigen den Toten nach der Organentnahme noch mal sehen?

Grundsätzlich verzögert sich die Bestattung nicht, da die Organe innerhalb von 24 Stunden nach dem Tod entnommen und transplantiert werden müssen. Die Toten bleiben in der Regel auch vor Ort, sofern das Krankenhaus, in dem sie verstorben sind, über einen eigenen Operationssaal verfügt.

Selbstverständlich können die Angehörigen ihre Verwandten auch nach der Organentnahme noch mal sehen, oder die Toten aufbahren lassen.

Weshalb ist es wichtig, seine Bereitschaft, Organe zu spenden, zu signalisieren?

Der Organspender sollte zu Lebzeiten klar dokumentieren, dass er bereit ist, seine Organe im Falle des Hirntodes zu spenden. Am einfachsten geht dies mit dem Organspendeausweis der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Wie muss ich das dokumentieren?

Grundsätzlich genügt auch der mutmaßliche Wille des Spenders. Das überlässt den Angehörigen aber letztlich die Entscheidung und macht es für alle Beteiligten schwierig.

Besser ist es, seinen Spenderwillen schriftlich zu fixieren und die Angehörigen nicht mit Zweifeln über eine gewollte oder nicht gewollte Organspende zurückzulassen.

Wo bekommt man einen Organspendeausweis?

Organspendeausweise bekommt man in vielen Bürgerbüros, bei Ärzten, in Apotheken oder auch im Internet unter der Adresse www.organspende-info.de itz

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