Statt Party folgt Panik, statt Ekstase Erbrechen

Trier · Drogenhersteller liefern sich ein Hase und Igel-Spiel mit dem Gesetzgeber - und haben dabei die Nase deutlich vorne. Eine unüberschaubare Vielzahl ebenso wirksamer wie gefährlicher Legal Highs ist im Internet frei verfügbar. Ärzte und Polizei warnen. Doch sind den Beamten die Hände gebunden.

Sie versprechen Energie, Euphorie, Partystimmung und Ekstase. Und das angeblich ohne Reue: "Um böse Nebenwirkungen muss man sich kaum sorgen, da alle Produkte natürlich oder pflanzlich sind", heißt es in einem der vielen Onlineshops, die Legal Highs anbieten. Drogen, die in Deutschland legal sind, weil sie - noch - nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

Harmlos zu sein, davon sind solche Substanzen allerdings weit entfernt. Ein offenbar etwas ehrlicherer Anbieter schreibt: "Beim Rauchen kann es zu schweren Vergiftungserscheinungen kommen, die auch tödlich enden können." Davon, die bunten Päckchen ungewissen Inhalts zu verkaufen, hält ihn das allerdings nicht ab.

Die Folgen sind gravierend. Jährlich landen Hunderte Jugendliche aus der Region im Krankenhaus, weil sie solche psychoaktiven Substanzen rauchen, schlucken oder schniefen. 25 Menschen starben laut Bundeskriminalamt 2014 an den Folgen des Konsums. In die Statistik des Jahres 2015 fließt nun wahrscheinlich auch der Tod einer jungen Frau aus Idar-Oberstein ein, die nach dem Rauchen einer Kräutermischung starb. Hier Fragen und Antworten zum Thema:

Was sind Legal Highs?
Diese unterschiedlichsten Drogen werden online in Form von Kräutern, Pulvern, Tropfen oder Pillen verkauft. Ihre Wirkung ähnelt oft jener von Cannabis, Ecstasy oder Amphetamin. Ständig werden durch gezielte Veränderung der chemischen Struktur neue, ungeprüfte psychoaktive Substanzen auf den Markt gebracht. Es ist ein Hase-und-Igel-Spiel zwischen Hersteller und Gesetzgeber. Das mit Abstand größte und derzeit wichtigste Marktsegment stellen laut Landeskriminalamt die synthetischen Cannabinoide dar, die, auf Pflanzen aufgebracht, als Kräutermischungen (Cannabisersatzprodukte) gehandelt werden. Im Vergleich zu Cannabis sei der Konsum aber mit deutlich höheren Risiken verbunden.

Welche Nebenwirkungen haben die Drogen?
Bei Patienten, die legal Highs konsumiert haben, beobachten Ärzte Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Herzrasen, Muskelkrämpfe, Panikattacken, Bewusstlosigkeit, Halluzinationen oder Abhängigkeit. Zudem können die Drogen laut Wolfgang Thomas, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin am Trierer Mutterhaus, Psychosen auslösen.

Ist der Konsum legal?
Wer glaubt, die Polizei würde sich nicht für die Drogen interessieren, irrt gewaltig. "Bei jedem Besitz einer Kräutermischung besteht der Verdacht eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz", heißt es aus dem Trierer Präsidium. Daher ermitteln die Beamten auch in jedem Fall. Eine Untersuchung der Mischung beim Landeskriminalamt in Mainz klärt, ob die Substanzen dem Betäubungsmittelgesetz unterliegen. Sind sie dort nicht gelistet, sind den Ermittlern die Hände gebunden. Sie müssen das Verfahren einstellen. "Die Verkäufer wissen um diesen Umstand und versuchen natürlich, das Gesetz zu umgehen, indem sie die Zusammensetzung der Kräutermischungen regelmäßig geringfügig ändern", sagt Präsidiumssprecherin Sabine Bamberg.

Was können Eltern tun?
Eltern sollten früh mit ihren Kindern über Drogen und die damit verbundenen Gefahren reden. Falls Eltern bei ihren Kindern häufige, extreme Stimmungsschwankungen, aggressives, unruhiges, aber auch depressives Verhalten feststellen, können Drogen der Grund sein. Weitere Anzeichen können Vernachlässigung der Schule oder der Arbeit sein, Vernachlässigung der Körperpflege und finanzielle Probleme. Eltern sollten ihre Kinder auf den möglichen Drogenkonsum ansprechen und frühzeitig Hilfe in einer Drogenberatungsstelle suchen.

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