Streusalz und Heizungsluft: Worunter Haustiere im Winter leiden

Berlin (dpa/tmn) · Dicke Jacken, Schneeketten, Hustenbonbons: Um sich selbst zu schützen, greift der Mensch im Winter zu allerlei Hilfsmitteln. Tiere kommen mit der Kälte meist gut alleine zurecht. Aufgeheizte Wohnungen machen ihnen oft mehr zu schaffen.

Wenn die Tage kalt und dunkel sind, ist die gut geheizte Wohnung für Menschen verführerisch. Für Haustiere reichen die eigenen vier Wände aber nicht aus. So brauchen beispielsweise Hunde auch im Winter genügend Auslauf, sagt Theodor Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer. „Ein gesunder Hund kommt auch bei Minusgraden gut mit dem eigenen Fell aus.“ Wärmebedürftiger sind Vierbeiner, die älter als 15 Jahre sind oder sehr wenig Fell haben - zum Beispiel südamerikanische Nackthunde. „Für solche Tiere lohnt sich der Kauf eines Hundepullovers“, sagt Burkhard Wendland vom Bundesverband praktizierender Tierärzte.

Streusalz und Splitt können das Gassigehen für den Hund im Winter zu einer echten Qual machen. „In den Pfoten sind in der Regel feine Risse. Wenn dort Salzwasser oder Splittkörner hineingelangen, ist das für den Hund sehr schmerzhaft und kann zu Entzündungen führen“, warnt Mantel. Die Pfoten müssen dann vorsichtig abgewaschen werden. Um die Tiere beim Spaziergang zu schützen, sollten Besitzer die Tatzen mit Vaseline oder speziellem Pfotenbalsam einreiben. Von Handschuhen an den Pfoten rät Tierarzt Wendland ab. „An den Pfoten befinden sich Schweißdrüsen. In den Handschuhen sammelt sich dann Flüssigkeit in den Zehenzwischenräumen. So können Ekzeme entstehen.“

Unempfindlicher sind da Katzen: „Sie verletzen sich selten ihre Pfoten an Splitt oder Salz, da sie bei Schnee und Eis die Wohnung meist gar nicht verlassen wollen“, sagt Mantel. Hat man eine Katze mit ausgeprägtem Wandertrieb, sollte man ihre Pfoten aber bei der Rückkehr kurz kontrollieren und gegebenenfalls abwaschen. „War die Katze auch im Herbst öfter draußen, hat sie ein entsprechend dickes Winterfell entwickelt und friert nicht.“

Schwieriger ist die Kälte für Meerschweinchen. „Sie stammen aus den Anden und sind zwar widriges Wetter gewohnt. Dennoch sollte man ihre Boxen im Winter nicht draußen lassen, sehr kalte Temperaturen können die Tiere nicht gut ab“, sagt Mantel.

Deutlich kälteresistenter sind Karnickel. „Kaninchen, die schon im Herbst draußen gehalten wurden, bekommen ein dichtes Fell und halten dann auch Minusgrade gut aus“, sagt Sina Fischel, Tierärztin in München. Im Winter sollten Tierhalter die Box der Langohren besonders großzügig mit Stroh auslegen, so dass sich die Tiere darin gut einmummeln können, und sicherstellen, dass das Gehäuse vor Regen und Wind geschützt ist. „Außerdem muss man häufig das gefrorene Trinkwasser gegen neues, lauwarmes Wasser austauschen“, rät Mantel.

Menschen haben es im Winter gern wohlig warm und drehen die Heizung hoch. Trockene Heizungsluft ist aber weder für Mensch noch Tier gesund. „Gerade für Katzen ist das ein Problem, da sie sich gerne mal auf die Heizkörper legen“, sagt Fischel. Auch für Hunde, Meerschweinchen und Nager ist es in Heizungsnähe ungesund. Die warme Luft trocknet die Haut und Schleimhäute aus. „Bindehautentzündungen, Atembeschwerden und im schlimmsten Fall eine Luftröhrenentzündung können die Folge sein“, warnt Wendland. Helfen kann dagegen eine Schale Wasser, die man an oder auf die Heizung stellt. Das Wasser, das man täglich wechseln sollte, verdunstet und befeuchtet die Luft. Nasse Wäsche aufzuhängen, hat denselben Effekt.

Gegen zu trockene Luft hilft auch regelmäßiges Lüften. Aber Achtung: Tierkäfige für Nager oder Vögel sollten dabei auf keinen Fall im Zug stehen. „Das kann zu Erkältungen und Bindehautentzündungen führen“, sagt Tierärztin Fischel. Also lieber den Käfig kurz wegstellen und stoßweise lüften. Wer es gerne frisch in der Wohnung hat oder Heizkosten sparen will, kann die Wohnung am Abend abkühlen lassen. Hunde, Katzen und Meerschweinchen können laut Mantel bei Temperaturen von bis zu zehn Grad ohne Decken sehr gut schlafen.

Wenn sich die Schlafdauer im Winter etwas erhöht, sei das nichts Außergewöhnliches, gerade bei älteren Tieren. „Aber wenn ein Hund plötzlich 20 Stunden schläft, sollte man zum Tierarzt: Kleintiere halten keinen Winterschlaf“, sagt Mantel.

Menschen leiden im Winter häufiger unter Grippen und Erkältungen. Bei Haustieren gebe es hier keine saisonale Häufigkeit, so Mantel. „Viele denken, dass eine trockene Nase bei Hund und Katze bedeutet, dass das Tier Fieber hat. Es kann aber kerngesund sein. Aufschlussreicher ist es meistens, wenn das Tier plötzlich sehr wenig oder gar nicht mehr frisst.“

Apropos Fressverhalten: Gerade in der Weihnachtszeit ist es wichtig, Plätzchen und andere Leckereien vom tierischen Speiseplan fernzuhalten. „Süßigkeiten für Menschen sind nichts für Vierbeiner, Hunde können zum Beispiel an Schokolade sterben“, warnt Fischel. Naschereien sollten Halter daher unbedingt außerhalb der Reichweite neugieriger Schnauzen aufbewahren.

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