Tag der einfachen Freuden: Die kleine Portion Gratis-Glück

Bochum (dpa) · Tag der einfachen Freuden“ - das klingt nach gut gemeinter Kalenderweisheit. Doch Psychologen sagen: Einfache Freuden werden völlig unterschätzt. Wenn man sie sich regelmäßig gönnt, bringen sie mehr als der große, aber seltene Glücksrausch.

Am Samstag (6. Oktober) ist der „Tag der einfachen Freuden“. Man soll da etwas unternehmen, was höchstens ein paar Euro kostet oder gar nichts. Macht das Sinn? Und ob. „Es ist total wichtig, es ist viel wichtiger als man meint“, sagt der Bochumer Professor Jürgen Margraf, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie.

„Wir neigen dazu, alles was klein und alltäglich ist, zu unterschätzen, und alles, was groß und außergewöhnlich ist, zu überschätzen.“ Stichwort „hedonistische Tretmühle“.

Viele Leute strampeln sich ab, zum Beispiel für Erfolgserlebnisse im Beruf. Haben sie die angestrebte Position schließlich erreicht, stellt sich auch tatsächlich ein großes Glücksgefühl ein. Aber das ist nicht von Dauer. „Nach einiger Zeit ist man auf Normalnull zurück“, warnt Margraf. Und danach ist ein noch größerer Erfolg nötig, um einen vergleichbaren Glücksrausch zu erzielen.

„Was viel stärker zu unserem Wohlbefinden beiträgt, sind die alltäglichen positiven Dinge“, erläutert Margraf. „Das sind ganz wesentlich Beziehungen, Erlebnisse, Erfahrungen. Und nicht so sehr Sachen, die man anfassen kann wie Besitztümer.“ Was es im einzelnen ist, hängt ganz von den persönlichen Vorlieben ab.

Für den einen beginnt der Tag schon gut, wenn er einfach noch zehn Minuten im Bett liegen bleibt. Oder extra lange duscht. Eine Kerze zum Frühstück anzündet. Der andere entspannt sich, wenn er abends nach dem Nach-Hause-Kommen erst mal eine CD auflegt. Oder sich etwas außer der Reihe gönnt.

„Das muss kein Fünf-Gänge-Menü im Restaurant sein, das kann auch ein Döner sein“, sagt Margraf. „Nur dann bitte nicht im Laufen essen, sondern ganz bewusst genießen!“ Solche Dinge müssten fest eingeplant werden, weil man sonst dazu tendiere, sie auf den nächsten Tag zu verschieben. „Man kann das vielleicht ganz knapp auf die Regel bringen: Eine Sache jeden Tag.“

Zusätzlich kann man die Fähigkeit trainieren, schöne Dinge, die sich spontan ergeben, mitzunehmen. Das bedeutet dann zum Beispiel: Wenn die Sonne rauskommt, eben eine Tasse Tee kochen und sich damit raussetzen. Gerade jetzt an einem schönen Oktobertag, wenn das Licht lange Schatten wirft, kann das ein Glücksmoment sein.

Um auch einfache Freuden richtig genießen zu können, müsse man sich im Grunde nur bewusst machen, „dass jeder Moment unwiederholbar“ sei, meint der Psychiater und Bestseller-Autor Manfred Lütz („Bluff!“).

Sein persönlicher Tipp für Samstag: eine halbe Stunde durch den Wald gehen. „Nicht mit einem Buch "Mein Wald gehört mir", nicht aus Gesundheitsgründen und auch nicht, um seiner Frau nachher zu erzählen, dass man durch den Wald gegangen ist. Sondern um diesen unwiederholbaren Moment zu riechen, zu schmecken, zu erleben. Das kann Lust am Leben machen.“

Am „Tag der einfachen Freuden“ (International Frugal Fun Day) soll man für möglichst wenig Geld möglichst viel Spaß haben. Die Organisatoren des besonders in den USA populären Tages sehen die „Kostenobergrenze“ bei fünf US-Dollar. Am Tag der unbegrenzten Möglichkeiten sollen Teilnehmer ihrer Fantasie freien Lauf lassen: Man könne etwa ein Gratis-Konzert besuchen oder Drachen steigen lassen, Wandern oder nette Menschen treffen, jemanden zum Essen einladen oder sich einladen lassen. Seit etwa zehn Jahren überlegen auch in Deutschland immer mehr Zeitgenossen an mindestens einem Tag im Jahr, wie man sich und anderen umsonst oder mit wenig Geld eine Freude machen kann.

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