Trier „Ich muss nachts häufig zur Toilette“

Trier · Fachärztinnen beantworteten viele Leserfragen am TV-Telefon rund um das Tabu-Thema „Inkontinenz“.

Kaffee kann die Blase reizen. Deshalb sind bei Inkontinenzbeschwerden stilles Wasser und Kräutertees besser.

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Das Thema „Inkontinenz“ warf bei unseren Lesern viele Fragen auf. Hier eine Auswahl Antworten:

Ich, 56, bin in den Wechseljahren und meine Gebärmutter wurde vor drei Jahren entfernt. Seitdem geht beim Husten, Niesen und bei Belastung Urin ab. Es wird immer schlimmer. Was kann ich tun?

Dr. med. Marion Klieden, Leitende Oberärztin in der Gynäkologie und im Beckenbodenzentrum des Klinikums Mutterhaus in Trier: Sie leiden an einer Belastungsinkontinenz. Trainieren Sie intensiv und dauerhaft Ihren Beckenboden. Sollten sich Ihre Beschwerden dadurch nicht bessern, müssten Sie zur weiteren Abklärung ins Beckenbodenzentrum. Möglicherweise wird die Einlage eines sogenannten TVT-Bandes diskutiert.
 
Seit einiger Zeit muss ich, 58, mindestens zehnmal tagsüber zur Toilette, wobei ich dann nur kleine Mengen an Urin entleere. Manchmal erreiche ich die Toilette nicht rechtzeitig.
Klieden: Bei Ihnen zeigt sich das klassische Bild einer Dranginkontinenz, die medikamentös behandelt werden kann. Schreiben Sie genau auf (Miktionsprotokoll), wie häufig Sie die
Toilette aufsuchen und wie viel Urin sie entleeren. Auch ein Training des Beckenbodens oder eine Behandlung durch Elektrostimulation sind hier mögliche therapeutische Ansätze.

Ich muss nachts häufig zur Toilette, dadurch ist meine Nachtruhe massiv gestört, tagsüber ist es besser.
Dr. med. Silvia Salm, Oberärztin der Abteilung für Urologie und Kinderurologie des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier und Leiterin des Moselzentrums für Kontinenz (MZK): Lassen Sie das nächtliche Wasserlassen (Nykturie) abklären. Urologische oder internistische Ursachen können beispielsweise eine überaktive Blase oder das Ausschwemmen von Ödemen nachts sein. Oder eine hohe Trinkmenge abends. Hilfreich ist hier, ein Miktionsprotokoll (Ein- und Ausfuhr) über zwei, drei Tage zu führen. 

Meine Blase ist überaktiv, aber ich vertrage keines der Medikamente. Gibt es noch eine andere Behandlungsmöglichkeit?
Salm: Falls es sich um eine sogenannte Detrusorüberaktivität handelt, die man durch eine Untersuchung feststellen kann, kann man Botox in die Blase spritzen.
 
Seit acht Jahren nehme ich, 84, wegen meiner Harninkontinenz Medikamente. Seit einiger Zeit bringen die Tabletten jedoch keine Verbesserung, ich brauche viele Vorlagen. Die Prostata ist nicht vergrößert. 
Dr. med. Nicole Nothardt, Fachärztin für Urologie (Zusatzbezeichnung Palliativmedizin, Psychosomatik) mit Praxis in Hermeskeil: In diesem Alter sollte geklärt werden, ob weitere Erkrankungen hinzugekommen sind, welche die Kontinenz verschlechtern können: zum Beispiel Diabetes mellitus, Morbus Parkinson oder auch eine demenzielle Entwicklung. Auch sollte geprüft werden, ob sich die 
hausärztliche Medikation geändert hat. Sprechen Sie ehrlich mit Ihrem behandelnden Urologen über die Situation. Werden andere Krankheiten ausgeschlossen, ist eine sogenannte urodynamische Funktionsuntersuchung zur weiteren Abklärung möglich und es ist zu klären, ob eine Botox-Instillationstherapie infrage kommt.
 
Ich hatte Prostatakrebs und nach einer radikalen Prostataentfernung vor neun Monaten habe ich eine 
störende Restbelastungsinkontinenz. Ich brauche zwei Vorlagen innerhalb von 24 Stunden. Was kann ich 
zusätzlich zu den erlernten Beckenbodenübungen tun?
Nothardt: Grundsätzlich ist eine Stabilisierung der Kontinenz bis zu einem Jahr nach der Operation möglich.
Die Beckenbodenübungen könnten mit Hilfe eines Physiotherapeuten (über ein Kassenrezept) intensiviert werden, weiter kann beispielsweise darüber nachgedacht werden, ein Elektrostimulationsgerät einzusetzen oder eine Zeitlang Medikamente zu nehmen. Ein Jahr nach erfolgter Therapie kann auch noch mal ein Antrag auf stationäre Reha gestellt werden.