TV-Telefonaktion Was bei Nierenleiden zu beachten ist

Trier · Nachgefragt: Mediziner beantworteten zwei Stunden lang Leserfragen am TV-Telefon.

Das geht an die Nieren. Das Sprichwort kennen viele Verbraucher, doch auch im Alltag plagen TV-Leser Fragen um das Organ. Hier eine Auswahl an Fragen und Antworten der TV-Telefonaktion:

Ich bin 80 Jahre alt und bei mir wurde ein unklarer Nierentumor festgestellt.

Dr. Jürgen Keil, Urologe am Petrisberg in Trier: Die Art Ihres Nierentumors ist mit sogenannten bildgebenden Verfahren nicht sicher zu klären. Im Zweifel kann es notwendig sein, den Tumor operativ zu entfernen. Doch je älter der Mensch und je kleiner der Befund ist, desto eher kann man abwartend vorgehen und regelmäßige Kontrollen in Erwägung ziehen. Zu solch einem Vorgehen gibt es belastbare Untersuchungen. In der Regel sind damit Fälle gemeint, wenn der Patient 75 Jahre oder älter ist und der Befund nicht mehr als 3,5 Zentimeter ergeben hat.

In meinem Urin wurden Entzündungszellen nachgewiesen. Muss ich Antibiotika nehmen?

Keil: Wenn Sie keine Beschwerden haben, sind Entzündungszellen im Urin keine Indikation für eine antibiotische Therapie. Dies geschieht immer noch viel zu häufig. Sinn machen Kontrollen, denn meist handelt es sich um Spontanurin, der auf natürlichem Weg gewonnen wurde. Verunreinigungen sind dann häufig.

Bei mir wurde während einer Routineuntersuchung mit Ultraschall ein Nierenstein entdeckt. Ich hatte noch nie Beschwerden. Was soll ich tun?

Privatdozent Dr. med. Andreas Neisius, Chefarzt der Abteilung für Urologie und Kinderurologie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier: Bei sogenannten asymptomatischen Steinen in den Nierenkelchen reicht es aus, diese in halbjährlichen Abständen zu kontrollieren. Wenn die Steine größer werden, kann man sie elektiv von außen zertrümmern. Bei großen Steinen muss meist eine Punktion von außen mit Zertrümmerung und Entfernung der Fragmente erfolgen. Dies muss im Krankenhaus gemacht werden.

Bei mir wurde eine große Zyste an der Niere festgestellt. Ist das schlimm?

Neisius: Etwa 80 Prozent aller Menschen entwickeln im Laufe ihres Lebens Zysten an den Nieren. Diese sind in der Regel mittels Ultraschalles gut zu beurteilen und sollten regelmäßig kontrolliert werden. Werden Zysten zu groß oder lösen Beschwerden aus, kann man sie von außen punktieren und veröden. Gelegentlich können sogenannte komplizierte Zysten auch eine Operation erfordern. Das kann ein Facharzt für Urologie anhand eines Ultraschallbefundes abschätzen und gegebenenfalls weitere Untersuchungen veranlassen.

Wie können sich Nierenerkrankungen zeigen?

Dr. med. Andreas Becker, Nephrologe in der internistischen Gemeinschaftspraxis Kutzbachstraße in Trier: Nierenerkrankungen machen typischerweise lange Zeit gar keine Beschwerden, so dass man sie als Betroffener häufig nicht bemerkt. Wassereinlagerungen, hoher Blutdruck oder ganz allgemeine Beschwerden wie Abgeschlagenheit, Leistungsknick, Appetitlosigkeit oder Juckreiz treten oft erst in fortgeschrittenen Stadien auf. Bei solchen Beschwerden kann der Hausarzt durch Blutabnahme eine Störung der Entgiftungsfunktion leicht auszuschließen. Sind die Werte auffällig, müssen weitere Untersuchungen folgen.

Meine Nierenwerte sind hoch und mein Hausarzt empfiehlt mir, mehr zu trinken. Reicht das aus?

Becker: Hohe Nierenwerte im Blut zeigen eine verminderte Entgiftungsfunktion der Nieren an. Eine mögliche Ursache können Nierenerkrankungen sein, die mit einem Gewebeverlust einhergehen. Allerdings kann die Nierenfunktion auch bei intakter Nierenstruktur schwer gestört sein. Ist der Körper beispielsweise ausgetrocknet, weil man zu wenig trinkt oder Durchfall hat, kann die Arbeit der Nieren beeinträchtigt sein. Aber Vorsicht: Zuviel zu trinken kann ebenfalls Probleme bereiten, insbesondere bei sehr alten Menschen oder bei bestehenden Herzerkrankungen. Sprechen Sie nochmal mit Ihrem Hausarzt.

Seit zehn Jahren habe ich rote Blutkörperchen im Urin und war bereits beim Urologen. Der Befund ist unauffällig. Was kann die Ursache sein?

Professor Dr. med. Stefan Weiner, Facharzt für Nephrologie und Chefarzt der Abteilung für Innere Medizin II im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier: Es handelt sich hierbei um eine sogenannte Mikrohämaturie mit Nachweis von roten Blutkörperchen im Urin-Stix. Zur weiteren Abklärung kann bei einem Nephrologen eine Urin-Mikroskopie durchgeführt werden. Dabei kann unterschieden werden, ob die roten Blutkörperchen aus den ableitenden Harnwegen stammen oder Folge eines undichten Nierenfilters sind, was auf eine Erkrankung der kleinen Nierenkörperchen hinweisen könnte. Ist dies der Fall, kann der Arzt Deformierungen der roten Blutkörperchen im Urin nachweisen. Lässt sich auch Eiweiß im Urin nachweisen, muss zur weiteren Abklärung eine Nierenbiopsie erfolgen. Ist kein Eiweiß im Urin nachweisbar und die Nierenfunktion ist normal, weist der Befund in aller Regel auf eine eher harmlose Nierenerkrankung hin, so dass auch keine Nierenbiopsie erforderlich wäre.

Ich bin 74 Jahre alt und seit fünf Jahren an der Dialyse. Gibt es eine Möglichkeit, eine Niere transplantiert zu bekommen?

Weiner: Für dialysepflichtige Patienten, die älter als 65 Jahre sind, gibt es seit 1999 die Möglichkeit, eine Spenderniere über das Eurotransplant-Senior-Programm (oder Old-for-Old Programm) zu erhalten. Hierbei werden Nieren von älteren Spendern an ältere Empfänger transplantiert. Vorteil ist, dass somit auch Organe eines älteren Spenders Verwendung finden können und die Wartezeit auf ein Organ für den älteren Empfänger hierdurch auch verkürzt wird. Wenden Sie sich bitte an Ihren behandelnden Nephrologen mit dieser Frage. Vor einer Aufnahme in das Transplantationsprogramm muss geklärt werden, ob der aktuelle Gesundheitszustand des Patienten eine Nierentransplantation zulässt.

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