Gesundheit Was tun, wenn wir die Welt nicht mehr verstehen?

Trier · Experten geben am Mittwoch bei einer TV-Telefonaktion von 17 bis 19 Uhr Tipps zum Umgang mit Ängsten bei Erwachsenen und Kindern während der Corona-Krise.

 Was ist da los? Kinder haben Fragen rund um das neuartige Coronavirus. Die sollten Eltern auch beantworten.

Was ist da los? Kinder haben Fragen rund um das neuartige Coronavirus. Die sollten Eltern auch beantworten.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Angst um die Gesundheit, Geldsorgen, Bangen um die Existenz: Die Welt ist im Ausnahmezustand und viele Menschen fürchten, sich mit dem Virus anzustecken, sie sorgen sich um ihre Liebsten, den Arbeitsplatz, das Unternehmen oder darum, den Kredit nicht zurückzahlen zu können. Und Kinder verstehen die Welt nicht mehr: Die Kita ist zu, Opa darf nicht besucht werden, die beste Freundin kommt nicht mehr zum Spielen. Auch das löst Ängste aus.

Was hilft Erwachsenen und Kindern während der Corona-Krise, um mit Ängsten umzugehen? Stefanie Stahl nennt als ersten Schritt: „Wichtig ist, die Situation anzunehmen. Es ist wie es ist.“ Stahl ist eine deutschlandweit bekannte Psychotherapeutin und Bestsellerautorin mit freier Praxis in Trier.  Sie sagt: Wer sich etwa in Wutgefühle hineinsteigere, ziehe sich noch mehr runter, verändere aber nichts. Sie rät dazu, Abstand zu belastenden Gedanken, zu schaffen. Etwa indem man sich nüchtern klar mache, „diese Gedanken bringen einen nicht weiter.“ Um das hinzubekommen, empfiehlt sie eine mentale Übung: Gedanken in eine Seifenblase packen und vorüberziehen lassen.

Eine der größten Sorgen, die Menschen weltweit zurzeit umtreibt, ist die Angst, krank zu werden, sich mit dem Coronavirus anzustecken. „Wer sich Sorgen um die Gesundheit macht, sollte mit dem Verstand überprüfen, ob diese Sorgen berechtigt sind oder man sich hineinsteigert“, sagt Stahl. Für die allermeisten Menschen sei das Coronavirus nicht bedrohlich, das sei Fakt. Es gehe darum, Krankenhäuser nicht zu überlasten, um die Versorgung der Kranken zu gewährleisten. Ein weiterer Tipp von ihr: Das menschliche Gehirn habe leider die Fähigkeit, sich Horrorszenarien auszudenken. Gemeinsam sei ihnen, dass es Fantasien seien, die sich in der Zukunft abspielten, mit der aktuellen Situation aber nichts zu tun hätten. Stahl sagt: „Angst richtet sich immer auf die Zukunft.“ Deshalb sollte das Augenmerk auf das Jetzt, auf das Hier und Heute gerichtet werden. Statt sich in negative Gedanken zu verlieren, kann man der Bestsellerautorin zufolge überlegen, etwas Sinnvolles zu tun oder aufzuschreiben, was Sorgen bereitet. Menschen, die um ihre Existenz bangen, rät sie ebenfalls, nicht in totale Katastrophen-Szenarien abzurutschen.  „Besser ist es, nach Lösungen für das Problem zu suchen und darauf zu vertrauen, dass die Bundesregierung kein Interesse an Firmenpleiten hat und sehr viel dafür tun wird, um Betroffene zu unterstützen.“

Auch das Leben von Kindern steht zurzeit Kopf. Kitas und Schulen sind zu, Freunde oder Oma zu treffen, ist tabu. „Es beängstigt Kinder, plötzlich Bezugspersonen wie Erzieherinnen, Lehrer, Freunde oder Verwandte nicht mehr sehen zu können“, sagt Soi Papanastasiou, Psychologin der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle der Diakonie in Trier. Wichtig sei es, Kontakt zu halten - per Telefon, Skype oder einen Brief zu schreiben. Und offen mit Kindern über die Corona-Krise zu sprechen und zu erklären, was los sei. „Ein Realitätsscheck hilft beim Relativieren“, sagt die Psychologin. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, sich zu infizieren? Kennen wir jemanden, der an Corona erkrankt ist? Auch Fragen nach dem Virus oder warum man die Großeltern nicht mehr sehen kann, sollten ehrlich beantwortet werden. Ein strukturierter Tagesablauf könne eine zurzeit verlorene Sicherheit ausgleichen. Ebenso, den Kindern zu erklären, dass man durch Hände waschen und Abstand halten aktiv etwas tun kann, um sich vor dem Virus zu schützen. „Familien sollten sich auch nicht ständig mit Corona beschäftigen, sich informieren, aber auch schöne Dinge machen. Aufgabe der Eltern ist es laut Papanastasiou in der aktuellen Situation, Kinder zu beruhigen. Sie gibt zu bedenken: „Eigene Unruhe und Unsicherheit überträgt sich auf Kinder.“

 Stefanie   Stahl  0651-7199-196

Stefanie Stahl 0651-7199-196

Foto: Stefanie Stahl
 Birgit  Weinmann-Lutz  0651-7199-197

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Foto: Birgit Weinmann-Lutz

Am Mittwoch können Sie persönlich mit Stefanie Stahl (Foto: Roswitha Kaster), Soi Papanastasiou, Birgit Weinmann-Lutz und Ludger Brünnette am Telefon sprechen und Ihre Fragen zum Thema „Umgang mit Ängsten während der Corona-Krise“ stellen.

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