Kolumne Hauptsache gesund Wenn das Herz nicht nur aus Liebe rast

Nicht immer sind es Verliebtheit, Aufregung oder Stress, die unser Herz zu schnell schlagen lassen. Ohne körperliche Anstrengung ist dies sogar eine Erscheinung, die gesundheitliche Schäden ankündigen kann. Unser Kolumnist Dr. med. Frederik Voss hat sich mit dem Herzrasen oder auch Tachykardie auseinandergesetzt.

 Der Trierer Rhythmologe Dr. med. Frederik Voss.  
  Foto: Brüderkrankenhaus

Der Trierer Rhythmologe Dr. med. Frederik Voss. Foto: Brüderkrankenhaus

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Es gibt viele gute Gründe für einen beschleunigten Herzschlag: Vorfreude oder Verliebtheit zum Beispiel, oder sportliche Betätigung. Auch Stress und Aufregung sind als Ursachen für einen erhöhten Puls meist unbedenklich. Schlägt das Herz sehr viel schneller, kann dies ein Alarmsignal sein. Erst recht, wenn das Herz von jetzt auf gleich vom Ruhepuls in Rasen umschlägt. Herzrasen wird als Tachykardie bezeichnet und ist ein Krankheitsbild, mit welchem die Rhythmologie häufig konfrontiert wird.

So klagte ein Patient über spontan einsetzendes Herzrasen. Aus heiterem Himmel kamen die Anfälle, und sie konnten während der ausgedehnten Bergetappe mit dem  Fahrrad ebenso auftreten wie beim entspannten Fernsehabend.

Ob in Ruhestellung oder nach körperlicher Anstrengung – das Rasen kam ohne Vorankündigung und ging bisweilen auch mit leichtem Schwindel, Unwohlsein und leichter Atemnot einher. Doch ebenso plötzlich wie es gekommen war, verschwand das Herzrasen auch wieder – ohne dass der Patient hierzu bewusst etwas beigetragen hätte. Die Anfälle konnten wenige Minuten bis mehrere Stunden dauern, traten mehrmals am Tag auf oder blieben über Wochen aus. Eine Beobachtung wusste der Patient noch zu berichten: Nach dem Herzrasen verspürte er oft verstärkten Harndrang.

Es bedurfte einer umfassenden Diagnostik, bis der Mann wusste, was ihm fehlte. Oder besser: Was er zu viel hatte. Denn der Patient litt unter einem Wolff-Parkinson-White-Syndrom. Damit verfügte er über eine zusätzliche Leitungsbahn zwischen Vorhof und Kammer, die – vereinfacht gesagt – eine Art Kurzschluss im Herzen auslösen konnte, wenn die elektrischen Impulse von der Herzkammer wieder in den Vorhof zurückgeleitet wurden. Diese Tachykardien schränkten die Lebensqualität des Patienten spürbar ein, hing doch die Möglichkeit eines Anfalls wie ein Damoklesschwert über allen seinen Aktivitäten.

Häufiger als das WPW-Syndrom, das sich mittels elektrophysiologischer Untersuchung (EPU) abschließend diagnostizieren, verorten und auch veröden lässt, ist das wesentlich gefährlichere Vorhof­flimmern. Dieses kann sich ebenfalls in Herzrasen äußern und obendrein schwerwiegende bis lebensbedrohliche Folgen wie beispielsweise einen Schlaganfall nach sich ziehen.

Auch eine Überfunktion der Schilddrüse sowie Hormonveränderungen wie beispielsweise in den Wechseljahren müssen als potenzielle Auslöser in Betracht gezogen werden.

Um der Ursache auf den Grund zu gehen, bedarf es eines EKGs, idealerweise während einer solchen Rhythmusstörung. Auch ein Herzultraschall wird der behandelnde Arzt veranlassen. Oft ist jedoch zusätzlich eine spezielle Katheteruntersuchung vonnöten, die elektrophysiologische Untersuchung, kurz EPU. Dieses minimal­invasive Verfahren verspricht beispielsweise beim WPW-Syndrom einen maximalen Behandlungserfolg. Seit der Katheterablation, also dem Veröden der zusätzlichen Leitungsbahn, blieben die Tachykardien bei dem Patienten vollends aus.

Privatdozent Dr. med. Frederik Voss ist Chefarzt der Rhythmologie am Herzzentrum Trier des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Trier.

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