Verführung à la carte

Die regelmäßige Ersparnis beim Einkauf durch Kundenkarten ist nur mäßig. Das berichtet die Zeitschrift Finanztest in ihrer neusten Ausgabe.

Berlin. (Ftd) Kundenkarten lohnen sich kaum: Sofern sich die Sammelpunkte überhaupt in Geld umrechnen lassen, liegt die Ersparnis oft nur zwischen 0,5 und drei Prozent. Das ergab eine Untersuchung von 23 kostenlosen Rabatt- und Bonuskarten der Zeitschrift Finanztest in der Juni-Ausgabe. Bei Anbietern, die mehr als drei Prozent Rabatt gewähren, muss der Kunde erst einen hohen Mindestumsatz erreichen: Beim Schuhhändler Görtz gibt es fünf Prozent ab einem Jahresumsatz von 700 Euro. Das sind schon mal sieben Paare neue Schuhe. Zehn Prozent gibt es beim Toom-Baumarkt, wenn die Kassenzettel aus zwölf Monaten zusammen mindestens eine Summe von 5000 Euro aufweisen. Höhe des Rabatts ist oft nicht messbar

Oft ist die Höhe des Rabatts gar nicht messbar oder die Rabattierung unübersichtlich. In allen Mehrpartner-Programmen gibt es übers Jahr verteilt bei Sonderaktionen höhere Rabatte oder mehr Punkte als sonst. Bis Ende April 2008 brachte eine große Inspektion des Autos beim Payback-Partner Auto Teile Unger (ATU) zum Beispiel auf einen Schlag 2000 Punkte. Laut Prämienkatalog gibt es dafür etwa 80 verschiedene Sachprämien - vom Duden über diverse DVDs bis zum Prominentenkochbuch. Beliebt sind sogar Programme, die gar keinen regelmäßigen Bonus bringen. Immerhin haben 4,8 Millionen Haushalte die Ikea-Family-Card. Deren Inhaber schätzen die wöchentlich neuen exklusiven Angebote und die Transportversicherung für die gekauften Möbel. Nur bei der Baumarktkette hagebau gibt es den Rabatt ohne Einschränkung sofort. Der Käufer mit Kundenkarte zahlt drei Prozent weniger für den aktuellen Einkauf. Andere Anbieter von Kundenkarten geben meist Gutscheine aus oder bieten Sachprämien. Barauszahlung ist selten

Eine Barauszahlung der gesammelten Prämien ist nur bei HappyDigits, Payback, Adler, Görtz und bei Jacques' Weindepot möglich. Verbraucher, die schnellen Rabatt ohne Schnickschnack wollen, sind mit einfachen Stempelkarten besser bedient, urteilt Finanztest. Ist zum Beispiel der zehnte Kaffee frei, sind das über zehn Prozent Rabatt. Und bei allem bleibt der Kunde anonym - anders als bei den Karten in diesem Test. Wenn Unternehmen Kundendaten für Marketingzwecke nutzen wollen, müssen sie die Einwilligung der Kunden haben. Am besten ist es, wenn der Verbraucher aktiv in die Weitergabe oder Verarbeitung seiner Daten einwilligen muss. So formuliert die Modefirma Engbers in einem separat zu unterschreibenden Abschnitt im Antrag: "Ich bin damit einverstanden, dass Engbers auch produktspezifische Kaufdaten (Artikel, Größe, Farbe) zur Pflege der Kundendaten speichert, nutzt und verarbeitet." Bei sieben der untersuchten Anbieter ist in den Anträgen oder Teilnahmebedingungen nicht vorgesehen, dass der Kunde die Nutzung seiner Daten zu Werbezwecken verweigern kann, obwohl erkennbar eine Nutzung der Daten erfolgen soll. Das ist nicht zulässig, schreibt Finanztest. Finanztest-Tipps: Nehmen Sie nur Kundenkarten von Händlern, bei denen Sie regelmäßig einkaufen. Werfen Sie einen Blick in die Rabattregeln. Dort ist geregelt, wie leicht Sie einen Rabatt erreichen, wie schnell er verrechnet wird und wann er verfällt. Schnäppchenjäger sollten trotz Kundenkarte die Preise vergleichen. Manche Waren sind zum Normalpreis bei anderen Händlern günstiger als beim Anbieter eines Rabatt- oder Bonussystems. Vielen Anbietern von Bonusprogrammen geht es nicht nur um Kundenbindung, sondern auch um die Erfassung von Kundendaten für Werbezwecke. Bevor Sie unterschreiben, sollten Sie nach Informationen schauen, wofür Ihre Daten verwendet werden und gegebenenfalls widersprechen. So vermeiden Sie, dass ständig lästiger Werbemüll in Ihrem Briefkasten landet. Weitere wichtige Themen in der Juni-Ausgabe von Finanztest: Altersvorsorgecheck, steueroptimierte Zinsanlagen, Aktienfonds Welt, Immo-Kredite für Selbstständige, Krankenversicherungen für lange Auslandsaufenthalte, Wahltarife der Krankenkassen.

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