Von Dividenden profitieren
Frankfurt · Der Deutsche Aktienindex Dax ist auf Rekordkurs - Anleger aber meiden Aktien nach wie vor. Dabei können sie neben Kursgewinnen auch eine jährliche Ausschüttung einstreichen.
Frankfurt (dpa) Es ist ein wenig paradox: Die meisten Sparer in Deutschland machen nach wie vor einen weiten Bogen um Aktien. Nach Angaben des Deutschen Aktieninstituts (DAI) ist die Zahl der Aktionäre 2016 sogar leicht gesunken.
Knapp 8,98 Millionen Menschen besaßen 2016 Aktien oder Anteile an Aktienfonds - etwa 30 000 weniger als ein Jahr zuvor. Nur jeder siebte Bundesbürger steckt damit direkt oder indirekt Geld in Aktien. Und das, obwohl die Kurse an den Börsen derzeit von einem Rekord zum nächsten eilen, während das Sparbuch kaum bis keine Zinsen bringt.
Dabei kann sich ein Investment in Aktien lohnen: 46,3 Milliarden Euro schütten die Aktiengesellschaften hierzulande wohl in diesem Jahr an Dividende aus - so viel wie noch nie. Das zeigt die Untersuchung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), der privaten FOM Hochschule in Essen und der Research-Plattform Dividenden-Adel. Den größten Teil des Geldes überweisen die 30 Dax-Gesellschaften mit 31,6 Milliarden Euro. Die Gewinnbeteiligung von 640 untersuchten AGen steigt damit in diesem Jahr gegenüber 2016 um neun Prozent.
Noch beeindruckender sieht es aus, wenn man einen Blick auf die Dividendenrendite wirft, also die Dividende geteilt durch den Aktienkurs. Allein bei den 30 Aktiengesellschaften aus dem Dax beträgt diese im Schnitt wohl 2,8 Prozent, hat der Fondsverband BVI ermittelt. Bei einzelnen Unternehmen kann die Dividendenrendite sogar bei fünf Prozent liegen.
Von solchen Werten können Sparer bei verzinsten Anlagen nur träumen: Gerade einmal 0,16 Prozent Zinsen bekommen sie nach Angaben der FMH-Finanzberatung in Frankfurt im Schnitt für Einlagen auf einem Tagesgeldkonto. Eine Festgeldanlage mit einer Dauer von zwölf Monaten bringt im Schnitt 0,22 Prozent. Und für das Sparbuch hat FMH im Durchschnitt magere 0,04 Prozent errechnet (Stand 24.04.17).
"Aktiendividenden sind eine feine Sache", erklärt deshalb Hubert Thaler, Vorstand der Top Vermögen AG. Kann ein Unternehmen seine Anteilseigner am Gewinn beteiligen, ist das ein gutes Zeichen - für die Geschäfte der Firma und den Anleger. "Was der Investor als Rendite ausgeschüttet bekommt, kann ihm keiner nehmen."
Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn eine hohe Dividende kann auch in die Irre führen. "Es gibt Firmen, die ihren gesamten Jahresgewinn ausschütten", erläutert Thaler. Das Problem: Das ausgeschüttete Geld lässt sich dann nicht mehr investieren.
Anleger sollten also nicht blind zugreifen, sondern schauen, woher das Geld kommt. "Die Dividende sollte immer aus dem laufenden Geschäft und nicht aus den Rücklagen gezahlt werden", sagt Jürgen Kurz von der DSW. Ein weiterer wichtiger Punkt für Anleger: Die Dividende sollte kontinuierlich gezahlt werden. "Gelingt es einem Unternehmen, die Dividende über längere Zeit mindestens konstant zu halten, spricht das für die Robustheit des Geschäftsmodells", erklärt Thaler.
Grundsätzlich sollten Anleger aber nicht nur auf die jährlichen Ausschüttungen schauen, sondern ihr Depot breit aufstellen. Die Stiftung Warentest empfiehlt als Basisanlagen börsengehandelte Indexfonds (ETFs) auf den globalen oder europäischen Aktienmärkten. Ideal sind aus Sicht der Experten ETFs, die den MSCI World, den MSCI Europe oder den Stoxx 600 Europe abbilden.
Und: Dividenden werden hierzulande meist einmal im Jahr gezahlt. Die meisten Unternehmen schütten ihre Gewinnbeteiligungen von Mitte April bis Anfang Juni aus, anders als in den USA. Dort werden die Dividenden meist quartalsweise gezahlt. Ein solcher steter Geldfluss könnte Anleger positiv beeinflussen, glaubt Christian Röhl von der Research-Plattform Dividenden-Adel. "Dieser monetäre Nieselregen ist die beste Motivation, sich vom hektischen Auf und Ab der Kurse freizumachen." Nur wer seine Aktien nicht in Panik verkauft, könne auch in Zukunft Dividenden kassieren.