Von Patienten für Patienten

Berlin · Welcher Arzt ist für mich geeignet? Und wo finde ich ihn? Das fragen sich Millionen Bundesbürger Jahr für Jahr. Ein gestern gestartetes Internetportal, in dem Ärzte von Patienten für Patienten beurteilt werden können, soll ihnen die Suche künftig erleichtern.

Berlin. Rund 130 000 Allgemein- und Fachmediziner bieten in Deutschland ihre Dienste an. Hinzu kommen noch 55 000 Zahnärzte und 20 000 Psychotherapeuten. Um den richtigen zu finden, gewinnt das Internet zunehmend an Bedeutung. In den USA informiert sich schon fast jeder dritte Patient im Netz, bevor er einen bestimmten Arzt aufsucht. Dieser Trend wird sich nach Einschätzung von Experten auch in Deutschland durchsetzen.
Die Krankenkassen AOK und Barmer GEK hatten zusammen mit Patienten- und Verbraucherorganisationen deshalb bereits im Mai des Vorjahres eine Internetplattform gestartet, auf der Versicherte ihre Haus- und Fachärzte beurteilen können. Sie ist über die Internetseiten dieser Kassen und dem Verbraucherschützer-Portal www.weisse-liste.de abrufbar. Gestern kam zu diesen Portalen ein weiteres Angebot zur Begutachtung von Zahnärzten hinzu. Ebenfalls seit gestern beteiligt sich auch die Techniker Krankenkasse an der Aktion. Insgesamt 37 Millionen Bundesbürger und damit knapp die Hälfte aller Krankenversicherten bekommen so die Möglichkeit, ihre Praxis-Ärzte einschließlich der Dentisten online zu begutachten. Notwendig dafür ist eine Registrierung mit den Angaben der Versichertenkarte. Wer einer anderen Kasse angehört, kann ebenfalls profitieren - zumindest die Ergebnisse der Bewertungen stehen allen Interessierten zur Verfügung.
Zwar gibt es auch noch eine Reihe anderer Arztbewertungsportale. Nach Einschätzung von AOK-Chef Jürgen Graalmann mangelt es den meisten aber an Objektivität. Durch das von den drei großen Kassen angewendete Registrierungsverfahren würden zum Beispiel Mehrfachbewertungen von ein- und demselben Patienten verhindert. Auch verzichte man bewusst auf "Freitextfelder", um mögliche Diffamierungen der Ärzte auszuschließen. Von den 130 000 Praxis-Ärzten sind auf diese Weise bislang 3500 verlässlich begutachtet worden.
Nach den Auswertungen der Patienten-Fragebögen ist für die Zufriedenheit mit dem Arzt vor allem dessen Auskunfts- und Kommunikationsbereitschaft entscheidend. Die Versicherten legen Wert auf verständliche Erklärungen, und sie wollen in Entscheidungen für anstehende Behandlungen eingebunden werden. Die allermeisten Mediziner erfüllen diese Anforderungen zufriedenstellend. 85 Prozent der Patienten würden ihren Arzt "bestimmt" oder "wahrscheinlich" weiterempfehlen. Allerdings schneiden die Hausärzte besser ab als die Fachärzte. So gaben 17 Prozent der Patienten an, dass sie ihren behandelnden Fachmediziner nicht noch einmal aufsuchen würden. Bei den Hausärzten waren es dagegen nur drei Prozent.
Bleibt noch die Frage, warum Zahnärzte gesondert bewertet werden sollen. "Zahnärzte sind speziell", meinte Barmer-GEK-Vize Rolf-Ulrich Schlenker. Bei den Patienten dominierten Schmerzängste, und auch die Kostenaspekte würden eine größere Rolle spielen. Deshalb sei ein besonderes Frageprofil für Zahnärzte notwendig, so Schlenker. vet

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