Katastrophenschutz Probleme am Warntag: Handys haben vielfach nicht Alarm geschlagen

Trier · Beim Warntag am 8. Dezember wurde zum ersten Mal flächendeckend die Technik Cell Broadcast erprobt. Damit sollte möglichst jedes Handy eine Benachrichtigung erhalten – aber geklappt hat es noch nicht.

Nur eine Übung: Beim Warntag am 8. Dezember 2022 sollen flächendeckend Warnmeldungen an Handys verschickt werden.

Nur eine Übung: Beim Warntag am 8. Dezember 2022 sollen flächendeckend Warnmeldungen an Handys verschickt werden.

Foto: dpa/Hauke-Christian Dittrich

Update: Um 11 Uhr war der simulierte Ernstfall. Der angekündigte Probealarm wurde bundesweit in Gang gesetzt, damit die Bevölkerung unter anderem per Nachricht aufs Handy gewarnt wird. So war zumindest der Plan. Während das neue System Cell Broadcast auf manchen Geräten pünktlich die Warnmeldung ablieferte, klingelte es auf anderen Handys aber überhaupt nicht.

Schon vorab teilten die Behörden mit, dass zu alte Smartphones die Benachrichtigung von Cell Broadcast nicht empfangen würden. Bei neueren Geräten müssen die Benutzer eventuell trotzdem noch die Systemeinstellungen ändern. Woran auch immer es im Einzelfall gelegen hat, es mehren sich die Stimmen, laut denen das neue System nicht funktioniert hat.

Ein User schildert auf Twitter den folgenden Fall: „4 Mobiltelefone im Haushalt, alle up-to-date, alle mit aktivierter Testwarn-Funktion für Cell Broadcast, NINA & KATWARN: KATWARN schlug zweimal an, sonst nix. Kein Cell Broadcast, kein NINA.“ Ein anderer User schildert zwar, dass der Alarm funktioniert hat. Es sei aber zu extremen zeitlichen Verzögerungen gekommen. „War während der Warnung in einem Online-Besprechung mit Leuten aus Frankfurt/Main und Bensheim. In Frankfurt kam die Warnung Punkt 11, bei mir 11:17 Uhr und in Bensheim 11:25 Uhr“, berichtet er.

 Eine Probewarnung, die über Cell Broadcasting versandt wurde, erscheint am bundesweiten Warntag als Push-Nachricht auf einem Smartphone.

Eine Probewarnung, die über Cell Broadcasting versandt wurde, erscheint am bundesweiten Warntag als Push-Nachricht auf einem Smartphone.

Foto: dpa/Oliver Berg

Diese Schilderungen stehen stellvertretend für viele Beschwerden, die kurz nach der angekündigten Uhrzeit in den sozialen Medien auftauchten. Verbreitet wurde der Alarm neben Cell Broadcast auch über Radio- und Fernsehsender. Wer Warn-Apps wie Nina oder Katwarn auf seinem Smartphone installiert hat, sollte auch auf diesem Weg einen Hinweis auf die Probewarnung erhalten haben.

Vorabmeldung: Der Warntag am 8. Dezember 2022

Der erste bundesweite Warntag verlief im Jahr 2020 enttäuschend. In ganz Deutschland sollte getestet werden, wie gut die Bevölkerung im Katastrophenfall mit den vorhandenen Warnmitteln erreichbar ist. Das ernüchternde Ergebnis: Ein Teil der Bevölkerung hat überhaupt keine Warnungen bemerkt. Eine der Ursachen war, dass vielerorts keine Sirenen mehr in Betrieb sind.

Nun soll der Warntag am Donnerstag, 8. Dezember 2022 wiederholt werden. Er ist eine gemeinsame Übung von Bund, Ländern sowie den teilnehmenden Landkreisen und Kommunen, um die verfügbaren Warnmittel zu testen. Dieses Mal soll auch ein neues System zum Einsatz kommen. Wenn es funktioniert, könnte es dafür sorgen, dass kaum jemand im Ernstfall uninformiert zurückbleibt.

Warntag am 8. Dezember 2022: Alle Handys sollen klingeln

Die Simulation des Ernstfalls findet am 8. Dezember um 11 Uhr statt. Um diese Zeit aktivieren die Verantwortlich die verschiedenen Warnmittel in ihrem Zuständigkeitsbereich. Dazu gehören beispielsweise die Informationen für Radio und Fernsehen oder auch die Benachrichtigungen in der Warn-App NINA. Neu ist in diesem Jahr eine weitere Art der Benachrichtigung. Um 11 Uhr sollen alle Handys in Deutschland fast gleichzeitig klingeln.

Die Technik, mit der diese Neuerung möglich wird, befindet sich noch im Testbetrieb. Sie nennt sich Cell Broadcast und könnte ab Februar 2023 in den Normalbetrieb gehen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe erklärt, dass Cell Broadcast durch eine Zusammenarbeit staatlicher Stellen mit den Mobilfunkanbietern sowie den Software- und Endgeräteherstellern ermöglicht wird. Dafür sind auch Updates in den Betriebssystemen von Smartphones notwendig.

Wie ist es möglich, am Warntag alle Handys zu erreichen?

Mit Cell Broadcast können alle Handys erreicht werden. Denn jedes Handy wählt sich in eine Funkzelle ein, um die Verbindung mit dem Mobilfunknetz herzustellen. Wenn eine Warnmeldung für ein Gebiet vorliegt, kann sie an alle Handys innerhalb der dortigen Funkzellen verschickt werden. Der Dienst funktioniert demnach ganz anonym und setzt nicht voraus, dass die Telefonnummern der Empfänger bekannt sind. Auf diese Art können ausschließlich Textnachrichten verschickt werden.

Falls bei Ihnen am 8. Dezember nicht das Handy klingelt, liegt es vielleicht daran, dass sie keine Verbindung zum Mobilfunknetz haben. Das muss nicht an einem Funkloch liegen, sondern kann auch passieren, wenn Sie ihr Smartphone darauf eingestellt haben, sich ausschließlich mit dem WLAN-Netz zu verbinden. Es ist aber auch möglich, dass andere technische Hürden auftreten. Es ist ein Smartphone ab Android-Version 11 oder iPhone 6 aufwärts notwendig. Außerdem müssen die Software-Updates auf dem aktuellen Stand sein. Teils ist eine weitere Konfiguration in den Geräteeinstellungen notwendig, wie das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe erklärt.

Mit dem Warntag 2022 beginnt erst die operative Testphase für Cell Broadcast. Sie dient auch der Fehlersuche, bevor das System im kommenden Jahr endgültig zur Verfügung steht.

Was tun, wenn Sie am Warntag 2022 keine Benachrichtigung erhalten?

Falls Sie keine Warnmeldung erhalten haben, können Sie dabei helfen, die Fehler ausfindig zu machen. Die Verbraucherzentralen erklären, dass Rückmeldungen aus der Bevölkerung unter anderem auf der Website warnung-der-bevoelkerung.de möglich sein werden.

Kann ich die Warnmeldungen auf dem Handy unterdrücken?

Der Empfang von Warnmeldungen lässt sich teilweise unterdrücken. Das gilt aber nicht für Warnungen der höchsten Stufe. Sie sollen auf jeden Fall ankommen.

Für alle niedrigeren Stufen lässt sich der Empfang für jedes Gerät individuell unterdrücken. Wie das funktioniert, hängt von dem verwendeten Smarphone-Modell und von der installierten Software ab. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe empfiehlt, dass sich die Handy-Nutzer für nähere Informationen an ihre Mobilfunkanbieter wenden.

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