Umwelt Paradiese für die Artenvielfalt

Trier · Streuobstwiesen – regionaltypisch und ökologisch wertvoll. Der Nabu gibt in der Serie „Zurück zur Natur“ Tipps, was TV-Leser für Streuobstwiesen tun können.

  Der Streuobstanbau ist eine traditionelle, naturverträgliche Wirtschaftsweise mit hochstämmigen Obstbäumen und ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel. Charakteristisch ist die Mischung alter, traditioneller Obstsorten.

Der Streuobstanbau ist eine traditionelle, naturverträgliche Wirtschaftsweise mit hochstämmigen Obstbäumen und ohne Einsatz synthetischer Behandlungsmittel. Charakteristisch ist die Mischung alter, traditioneller Obstsorten.

Foto: Nabu/Corinna Albert

() „Ihre Artenvielfalt ist enorm“, schwärmt Corinna Albert von der Nabu Regionalstelle RLP-West, wenn sie über Streuobstwiesen spricht. „Europaweit beherbergen sie über 3000 Obstsorten sowie 5000 Tier- und Pflanzenarten“. Ökologisch besonders wertvoll sind die hochstämmigen Obstbäume, denn sie werden sehr alt und entwickeln Höhlen, Spalten und Totholz. Davon profitieren Vögel, Insekten, Amphibien, Reptilien und Säugetiere. Den Menschen liefern sie Obst. Sie gestalten die Kulturlandschaft.

Trotzdem sind Streuobstwiesen gefährdet. Denn die Pflege der hohen Bäume ist ein Knochenjob, der Zeit und Muckis erfordert und daher heutzutage meist nicht mehr lukrativ ist. Wer helfen möchte, artenreiche Streuobstwiesen zu erhalten, bekommt Tipps:

Bäume schneiden! Der richtige Schnitt und vor allem die Entfernung der Misteln sind extrem wichtig für den Erhalt von Obstbäumen. Höhlen und Spalten sollten dabei als Lebens- und Bruträume bestehen bleiben. „Ökologisch ist es sinnvoll, geringe Anteile an feinem Totholz und hohe Anteile an armdickem Kronentotholz in den Bäumen zu lassen“, erklärt Albert.

Schnittgut auf die Fläche! Dünnere Äste werden zu natürlichem Dünger, wenn sie auf der Fläche gehäckselt und unter den Bäumen flach verteilt werden. Totholzhaufen aus Ästen und Stämmen dienen Eidechsen, Blindschleichen und Erdkröten als Versteck.

Tote Bäume voller Leben! Bleiben Stämme und dicke Äste abgestorbener Bäume möglichst lange als stehendes Totholz erhalten, dienen sie als Brut-, Lebens – und Nahrungsräume. Auch hier gilt: Die Statik muss stimmen, Krankheiten und Parasiten dürfen nicht übertragen werden.

Jungbäume pflanzen! Die Nachpflanzung regionaler, zum Standort passender Hochstamm-Obstsorten sichert die Streuobstwiesen. Die Sorten sollten hinsichtlich des Klimawandels Bestand haben. Wühlmausschutz, Pflanzschnitt und Stammschutz gegen Sonne und Verbiss sind sehr wichtig. In Hitze- und Trockenperioden muss gewässert werden. Die ersten fünf Jahre ist ein jährlicher Erziehungsschnitt nötig.

Grünland pflegen! Das unter den Bäumen wachsende Gras sollte je nach Standort 1-2 mal pro Jahr gemäht oder beweidet werden, um die Verbuschung zu vermeiden.

Mithelfen! Ob Kraft- oder Finanzmensch, Organisationsgenie oder „gute Seele“ – bei ehrenamtlichen Streuobstinitiativen können alle mitmachen. Für die Ernte werden Schüttler, Sammler, Schlepper und Logistiker gebraucht. „Aber auch für Koordination, Organisation, Verpflegung und Finanzielles suchen die Initiativen immer Leute“, so Albert.

Regional – erste Wahl! „Wer regionales Streuobst und seine Produkte zu fairen Preisen saisonal kauft, unterstützt Artenvielfalt, Kulturlandschaft und Klima! Denn nur so lohnt sich die Pflege der Streuobstwiesen für ihre Besitzer auch finanziell“, ist Corinna Albert überzeugt.

 Groß und Klein sind bei der Apfelernte des Nabu Südeifel dabei. Die gesammelten Äpfel werden zu Saft und Schnaps verarbeitet.

Groß und Klein sind bei der Apfelernte des Nabu Südeifel dabei. Die gesammelten Äpfel werden zu Saft und Schnaps verarbeitet.

Foto: NABU/Michael Hahn

Sortenlisten und Kontakte gibt es bei der Nabu Regionalstelle RLP-West, Pfützenstr. 1, 54290 Trier, Telefon 0651-1708819, regionalstelle.west@nabu-rlp.de

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