TV-Telefonaktion Damit Kinder wieder gerne in die Schule gehen

Trier · Nachgefragt: Experten beantworteten Leserfragen am TV-Telefon.

 Die Schule hat wieder begonnen. Für viele Kinder eine Herausforderung.

Die Schule hat wieder begonnen. Für viele Kinder eine Herausforderung.

Foto: dpa/Felix Kästle

Fast alle Eltern stehen irgendwann vor dem Problem: Das Kind hat keine Lust, in die Schule zu gehen. Und durch die Corona-Krise hat sich dies auch verstärkt. Experten haben am TV-Telefon zu diesem Thema Rat gegeben. Hier die wichtigsten Fragen und Antworten:

In der Grundschule unseres Kindes ist nichts Besonderes vorgefallen, doch es klammert, sobald wir gehen wollen.

Carmen Löwen, Sozialpädagogin in der Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle der Diakonie in Traben-Trarbach: Schauen Sie genau hin: Gab es zu Hause ein einschneidendes Erlebnis? Oft steckt Trennungsangst dahinter. Was passiert mit dem Vater, wenn das Kind in der Schule bleibt?  Was passiert mit dem Kind, wenn der Vater nicht verfügbar ist? Sprechen Sie mit den Lehrern, vielleicht gibt es doch etwas in der Schule, von dem Ihr Kind nichts erzählt.  Gerade in der „Corona-Zeit“ gibt es wenige Möglichkeiten für Eltern, ihr Kind bis in den Klassenraum zu begleiten. Vielleicht kann Schulsozialarbeit vor Ort helfen, um den Übergang zu erleichtern. Da Grundschüler noch positiv auf Belohnungssysteme ansprechen, kann man auch mit den Interessen der Kinder arbeiten. Belohnen Sie ihr Kind mit Kleinigkeiten, die nicht alltäglich, aber besonders sind.

In der Grundschule meiner Tochter gab es einen Feueralarm, den die Lehrerin vorbereitet hatte. Ein Junge hat geweint und unsere Tochter geht seitdem nicht mehr gerne zur Schule. Sie sitzt mit gepackten Sachen im Unterricht und rennt mir hinterher, wenn ich sie in die Schule bringe.

Bernhard Laux,  Diplom-Pädagoge der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V. in Trier und Projektleiter „Reintegration in die Zukunft“ (RidZ) – ganzheitliches Präventions- und Reintegrationsprojekt für schulverdrossene und schulverweigernde Schülerinnen und Schüler:  Der Feueralarm war wohl traumatisch für Ihre Tochter. Die Situation sollte in der Schule aufgearbeitet werden. Vielleicht kann die Schule gemeinsam mit dem Hausmeister und den Eltern erkundet werden und der Alarm erneut ausgelöst werden, nachdem Ihrer Tochter genau erklärt wurde, was dann passiert. Verfestigen sich die Ängste sollte das Kind professionelle Hilfe erhalten.


Nach dem Wechsel auf eine weiterführende Schule vor gut einem Jahr klagt unser Kind ständig über Bauch- und Kopfschmerzen und bleibt oft zu Hause. Mit dem Lehrer, dem Schulsozialarbeiter und dem Jugendamt haben wir bereits gesprochen und vieles probiert, ohne Erfolg.
Laux: Gut, dass sie intensiv mit der Schule und dem Jugendamt zusammenarbeiten. Die Nähe zur Schule bei Problemen ist wichtig, um Ängste abzubauen und die Hürde nicht größer werden zu lassen. Denken Sie über therapeutische Unterstützung nach, eventuell kommt auch eine Aufnahme in unserem Projekt „Reintegration in die Zukunft“ (RidZ) infrage.

Unser Kind hat Schwierigkeiten beim Lernen und fühlt sich auch mit manchen Klassenkameraden nicht so wohl. Kürzlich hat die Klassenlehrerin angerufen und gesagt, dass es einen Tag gefehlt hat. Wir haben ihm sofort das Handy weggenommen und es musste alles nacharbeiten.  Das hat es auch gemacht und sich angestrengt. Das Handy haben wir dann wieder zurückgegeben. Ich habe Sorge, dass das noch mal passiert.

Dr. Christina Lukas, Diplom-Psychologin und Leiterin der Lebensberatungsstelle des Bistums Trier in Bitburg: Es ist wichtig, direkt zu reagieren und deutlich zu machen, dass Schwänzen nicht toleriert wird. Gut, dass die Lehrerin sich sofort gemeldet hat und Sie als Eltern auch unmissverständlich deutlich gemacht haben, dass es so nicht geht. Gleichzeitig ist es wichtig, dem Kind bei Lernschwierigkeiten und bei Problemen mit Klassenkameraden Unterstützung anzubieten. Klären Sie mit Ihrem Kind, wie Sie es unterstützen können und beziehen Sie die Klassenlehrerin mit ein.

Im vergangenen Schuljahr hatte unser Kind 60 Fehltage, weil er immer unter Bauchschmerzen litt. Ärzte konnten nicht helfen. Jetzt hat er die Schule gewechselt, aber leider geht es schon wieder los mit den Fehltagen. Wir Eltern sind verzweifelt und bangen um den Schulabschluss unseres Kindes.

Dr. Lukas: Sprechen Sie mit Ihrem Kind und machen Sie deutlich, dass Sie sein Fehlen nicht mehr entschuldigen werden. Und sprechen Sie offen mit der Klassenleitung, dass Ihr Kind wohl Sorgen und Ängste rund um den Schulbesuch hat und deshalb nicht kommt. Bitten Sie die Klassenleitung um Unterstützung. Lassen Sie Ihr Kind gleichzeitig wissen, dass Sie seine Sorgen und Ängste ernst nehmen und versuchen werden, ihm zu helfen. Als Eltern können Sie sich Unterstützung in einer Beratungsstelle holen, damit Sie eine klare Position zum Thema Schulbesuch entwickeln können und auch in schwierigen Situationen stark bleiben. Auch eine Familienberatung ist möglich.

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