Wenn das Zittern immer schlimmer wird

Großer Klärungsbedarf beim Thema Parkinson: Zwei Stunden lang stand keines der vier Telefone still, an denen unsere Experten die Fragen der Leser zum Thema beantworteten.

 Der Professor für Soziologie Helmut Dubiel hält sich sein Buch „Tief im Hirn“ vors Gesicht. Dubiel, der seit 1993 an Morbus Parkinson erkrankt ist, lebt mit einem Hirnschrittmacher und hat seine Erfahrungen in dem Buch geschildert. Foto: dpa-Archiv

Der Professor für Soziologie Helmut Dubiel hält sich sein Buch „Tief im Hirn“ vors Gesicht. Dubiel, der seit 1993 an Morbus Parkinson erkrankt ist, lebt mit einem Hirnschrittmacher und hat seine Erfahrungen in dem Buch geschildert. Foto: dpa-Archiv

Trier. (fgg) Sie beginnt häufig schleichend, etwa mit dem Zittern einer Hand: Etwa ein Prozent aller Menschen über 60 Jahre leidet unter Morbus Parkinson, der Schüttellähmung. Die langsam fortschreitende Erkrankung führt zu Muskelzittern und -steifigkeit. Besonders feinmotorische Tätigkeiten wie das Schreiben werden immer schwieriger, später kommen oft auch Gleichgewichtsstörungen hinzu. Ausgelöst wird die Krankheit durch das Absterben von Zellen im Gehirn, die den für Bewegungen wichtigen Botenstoff Dopamin produzieren.

Mit vielen unterschiedlichen Fragen wandten sich Leser an unsere Experten. Hier eine Auswahl:

Seit einiger Zeit merke ich, dass ich immer unwillkürliche Bewegungen mit dem Kopf mache. Kann das eine beginnende Parkinson-Erkrankung sein?

Dr. Jörg Wiesenfeldt, Oberarzt der Abteilung für Neurologie des St.-Elisabeth-Krankenhauses in Wittlich: Vermutlich ist Ihre Sorge unbegründet, denn es gibt mehrere denkbare Ursachen für Ihre Kopfbewegungen. Lassen Sie sich von einem Facharzt gründlich neurologisch untersuchen!

Onkel und Tante mütterlicherseits sind an Parkinson erkrankt. Muss ich damit rechnen, ebenfalls ein erhöhtes Erkrankungsrisiko zu haben?

Dr. Peter Fuchs, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie: Wenn mehrere Personen einer Verwandtschaftslinie an Parkinson erkrankt sind, ist die statistische Wahrscheinlichkeit etwas größer. Nur bei einem geringen Teil der an Parkinson Erkrankten lassen sich genetische Auffälligkeiten feststellen. Selbst wenn eine solche Auffälligkeit bei Ihnen festgestellt würde, hieße das aber nicht, dass sie auch an Parkinson erkranken werden: Sie wären dann ein sogenannter stummer Genträger. Genetisch bedingte Parkinson-Erkrankungen treten in der Regel schon im jüngeren Lebensalter auf, während die typische Form der Krankheit in höherem Lebensalter auftritt. Wenn Sie Sorge haben, sollten Sie sich an einen Neurologen wenden.

Bei mir ist ein Restless-Leg-Syndrom diagnostiziert worden - darum habe ich das Medikament Levodopa erhalten, das laut Beipackzettel aber ausdrücklich für Parkinson-Patienten gedacht ist. Leide ich an einer Vorstufe der Krankheit?

Dr. Peter Fuchs: Nein, das Restless-Leg-Syndrom hat mit Parkinson nichts zu tun. Das Medikament ist einfach nur zur Behandlung beider Krankheiten nützlich.

Ich habe im Internet gelesen, dass es eine Blutuntersuchung gibt, mit der man feststellen kann, ob man einmal an Parkinson erkranken wird. Was halten Sie davon? Wie wird eine Parkinson-Diagnose überhaupt erstellt?

Dr. Anne Hassler, Fachärztin für Neurologie aus Trier: Es gibt keine Blutuntersuchung, mit der eine bestehende oder drohende Parkinson-Erkrankung ausgeschlossen oder nachgewiesen werden kann. Die Diagnose einer Parkinson-Erkrankung wird in der Regel durch eine körperliche neurologische Untersuchung gestellt. Nur in seltenen Fällen ist zur Begrenzung gegen andere Erkrankungen spezifische Zusatzdiagnostik erforderlich.

Wann hilft die Operation (Tiefe-Hirnstimulation)?

Dr. Jörg Wiesenfeldt: Bei häufigem Wechsel von Unbeweglichkeit und Überbeweglichkeit bei mehrjährigem Krankheitsverlauf kann ein sogenannter Hirnschrittmacher eine gute Therapiemöglichkeit sein.

Ich habe seit fünf Jahren Parkinson. Zur gestörten Bewegung kommen jetzt noch Schluckbeschwerden, und ich werde auch immer vergesslicher. Was kann ich tun?

Dominik Düntzer, Physiotherapeut und Kinesiologe aus Trier: Zur Behandlung der Schluckbeschwerden wäre eine Kombination aus Logopädie und Physiotherapie sinnvoll. Gegen die Vergesslichkeit kann man mit Kinesiologie gut arbeiten und vor allem mit dem sogenannten Brain Gym gute Erfolge erzielen. Zur Abklärung der Ursache der Vergesslichkeit und Frage einer möglichen medikamentösen Therapie sollten sie aber nochmals ihren behandelnden Arzt aufsuchen.

Vor Jahren habe ich begonnen zu zittern. Es wurde ein sogenannter essentieller Tremor festgestellt. Kann sich hieraus mit der Zeit Parkinson entwickeln?

Dr. Anne Hassler: Durch eine neurologische Untersuchung kann ein Parkinson-typisches Zittern in der Regel mit hoher Sicherheit vom essentiellen Tremor unterschieden werden. Menschen, die unter einem solchen Tremor leiden, haben kein erhöhtes Risiko, an Parkinson zu erkranken: Es handelt sich um völlig unterschiedliche Krankheiten.

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