Wenn ein Winterblüher im Winter nicht blüht

Strotzend vor Blüten werden Christrosen jetzt im Winter angeboten. Doch nach dem rauschenden Blütenfest folgt oft die Ernüchterung.

Trier. Ursula Petrini aus Trier hat Glück mit ihren Christrosen im Blumenkasten und Pech mit ihren auf dem Friedhof gesetzten Exemplaren. Seit drei Wintern pflanzt sie erfolglos blühende Exemplare.

Erste Möglichkeit: Im Topf blühend gekaufte Christrosen sind auf Blüten im Jahr des Verkaufs getrimmt. Für die Pflanzen bedeutet es, dass sie sich verausgabt haben und sich gerne eine Auszeit gönnen würden. Hier kann man es mit einem Dünger für Alpinpflanzen versuchen. Christrosen sprechen gut auf eine Portion Korallalgenkalk an, die man vorsichtig um die Staude einbringt.

Nun schreibt Ursula Petrini, dass Düngemaßnahmen nicht den erwünschten Erfolg gehabt hätten: "Habe sogar schon Eierschalen feingebröselt um die Christrosen herum gestreut." Sinn der Kalkbehandlung, bei der Kalk in den Boden eingearbeitet werden sollte, ohne den Wurzelbereich der Christrose zu sehr zu stören, ist es, Bedingungen wie am Naturstandort zu schaffen. Die echte Christrose (Helleborus niger) mit porzellanweißen Blüten und fingerförmigen Blättern stammt ursprünglich aus den Kalkalpen.

Zweite Möglichkeit: Den Christrosen ist der Boden zu sauer. Dazu würde passen, dass Koniferen, Kamelie und Winterheide, die saure Böden bevorzugen, auf dem Grab bestens gedeihen. Ohne Gegenmaßnahme (Boden kalken und düngen) können Mulchabdeckungen Pflanzen in ihrer Blühlaune hemmen. Ist der Platz zu schattig, fällt der Flor komplett aus. Generell gilt: je schattiger der Standort, desto weniger Blüten. Suche ich einen Platz für meine Christrosen, rufe ich mir ein Bild aus den Alpen in Erinnerung: Hunderte prächtiger Exemplare auf einem fast baumfreien, nach Westen ausgerichteten Hang. Mit dem Kopf im Licht. Mit den Wurzeln fest verankert in schattigen Felsritzen. Auf den Garten übertragen heißt das: erhöhte Pflanzstellen, am besten in Verbindung mit Steinen suchen, an denen das Wasser gut ablaufen kann. Der Untergrund sollte mineralisch und feucht, aber auf keinen Fall staunass sein. Auch Mäuerchen bieten sich an. Ins Pflanzloch eine Portion Hornspäne oder andere organische Dünger geben!

Damit sind wir bei der dritten Möglichkeit: dem Einpflanzen - oder anders ausgedrückt, beim "dritten Versuch, im vergangenen Dezember", wie Ursula Petrini schreibt. Stauden, die so spät im Jahr gesetzt werden, haben es schwer. Der Boden ist zu kalt, um sie gut einwurzeln zu lassen. Christrosen sind noch dazu absolute Umzugsmuffel. Werden sie verpflanzt, brauchen sie mindestens drei Jahre, um sich zu etablieren - und der Gärtner Geduld. In den Verkaufstöpfen wachsen sie mit ihren Wurzeln oft im Rund. Werden sie ins Freie gesetzt, sollte man den Wurzelballen vorsichtig lockern und so den Spiralwuchs aufheben. Das gilt übrigens für alle Containerpflanzen mit starkem Wurzelfilz.

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