Wie Kinder Streit schlichten können

Mediation versucht, einen Streit auf sanfte Weise so beizulegen, dass die Interessen beider Seiten dabei berücksichtigt werden. In einer Kurzserie stellt der TV das Verfahren und die unterschiedlichen Ansätze vor. Zum Abschluss gibt es am Mittwoch eine Telefonaktion mit Experten.

 Die beiden Konfliktlotsen Paula und Lisa (rechts) auf dem Hof einer Grundschule in Berlin. Sie sind an ihren Mützen zu erkennen. Foto: dpa-Archiv

Die beiden Konfliktlotsen Paula und Lisa (rechts) auf dem Hof einer Grundschule in Berlin. Sie sind an ihren Mützen zu erkennen. Foto: dpa-Archiv

Trier. Eine Eskalation, die am Ende einen als Gewinner, den anderen aber als Verlierer dastehen lässt, soll vermieden werden.

Das kann besonders dann von großer Bedeutung sein, wenn die streitenden Parteien auch nach Lösung des aktuellen Konflikts noch miteinander auskommen wollen - oder müssen. Das ist beispielsweise an Schulen der Fall. Darum erfreut sich die Mediation an vielen Schulen auch steigender Beliebtheit.

TV-serie mediation



Sie wird dort oft von eigens ausgebildeten Schülern durchgeführt, jeweils unter Anleitung und Begleitung etwa der Schulsozialarbeit und einer Lehrkraft, die ihrerseits in Mediation ausgebildet ist. In Pausen oder auch während der Schulstunden stehen die oft als Konfliktlotsen bezeichneten Mediatoren bereit und können von den Mitschülern nach Bedarf aufgesucht werden. Im Gespräch werden die unterschiedlichen Sichtweisen, Anliegen, Bedürfnisse und Wünsche geklärt und eine einvernehmliche Lösung gesucht. Was dazu notwendig ist, etwa zukünftige Verhaltensänderungen, wird in einem Protokoll dokumentiert. Die Umsetzung dieser Vereinbarungen wird in einem Folgegespräch überprüft. "Solche Programme können bereits in der Grundschule beginnen", erklärt die Trierer Psychologin Julia Jäger. Die Erfahrungen seien sehr positiv: "Wie das Lehrerkollegium und die Schulleitung Konflikte bearbeiten, wirkt bedeutsam auf die Art und Weise, wie die Schüler streiten."

Die Erfahrungen seien sehr positiv. Sollte ein Konflikt allerdings schon derart eskaliert sein, dass das Machtgefälle zwischen "Tätern" und "Opfer" zu groß geworden sei, etwa durch Mobbing, seien andere Lösungsstrategien hilfreicher, etwa der "No-Blame-Approach".

Natürlich können aber nicht nur einzelne Schüler in Streit miteinander geraten: Auch wenn etwa zwischen einer Lehrkraft und einer ganzen Klasse dicke Luft herrscht, kann vermittelt werden - wobei in solchen Fällen sicherlich eher ein externer Schlichter hinzugezogen werden sollte.

Ein solcher kann auch bei Streitigkeiten am Arbeitsplatz enorm hilfreich sein. "Oft versuchen die Betriebsräte bereits nach dem Prinzip der Mediation zu vermitteln", erklärt die Mediatorin Christiane Cluse.

"Allerdings sind die ja selbst in so vielfältiger Weise in den Betrieb verstrickt, dass sie nicht wirklich ganz neutral sein können."

Hilfe bei verfahrenen Fällen



Ohnehin herrsche in vielen Fällen schon ein Machtgefälle zwischen den Streitenden, bedingt durch die offizielle Hierarchie - und die gefühlte, etwa durch die Jahre der Betriebszugehörigkeit. Da sei es umso besser, wenn im Konfliktfall jemand vermittelt, der nicht Vorgesetzter, Betriebsrat oder Kollege ist und keine Verpflichtungen aus einer solchen Position heraus berücksichtigen müsse. "Auch wenn ein Konflikt bereits eskaliert ist und etwa Abmahnungen drohen oder ausgesprochen wurden, kann Mediation noch eine Chance bieten", erklärt Cluse. Arbeitsrechtliche Maßnahmen werden für die Dauer der Mediation gestoppt, so dass beide Seiten noch einmal miteinander reden können, ohne dass ihre Äußerungen publik werden und sie fürchten müssen, ihr Gesicht zu verlieren.

So ist die Mediation auch in einem "justiziablen" Fall eine Alternative zu einem Schlichtungsverfahren oder gerichtlichen Prozess, bei denen die Kompetenz zur Streitentscheidung an einen Dritten abgegeben würde.

Sollte aber in der Mediation keine Einigung erzielt werden, so wird die arbeitsrechtliche Auseinandersetzung wieder aufgenommen.

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