Wie man sich entschuldigt

Mindestens zwei bekannte Popsongs beschäftigen sich mit der Schwierigkeit, "sorry" zu sagen, sich also zu entschuldigen. Ist das denn so schwierig, dass man sogar Lieder darüber schreiben muss? Sich zu entschuldigen, ist (auch) für Kinder nicht einfach, erfordert es doch mehrere Kompetenzen: Da ist zum einen die Perspektivenübernahme, also die Vorstellung davon, was das eigene Verhalten beim Gegenüber auslöst.

 Petra Gottwald.Foto: privat

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Was mir selbst nichts ausmacht, kann einen anderen extrem verletzen, weil Menschen sehr unterschiedlich sind und jeder eine andere Schwachstelle hat. Kleinkinder sind der Mittelpunkt ihrer eigenen Welt und zu Perspektivenübernahme noch nicht fähig. Dennoch ist es wichtig, auch jüngeren Kindern die Wirkung ihres Verhaltens klarzumachen und ihnen grenzüberschreitendes Verhalten zu untersagen.
Frühestens ab dem Kindergartenalter können Eltern davon ausgehen, dass ihr Kind sich immer besser in andere hineinversetzen kann. Zusammen mit der elterlichen Bewertung von Verhalten kann sich ein Verständnis für die Mitmenschen sowie deren Grenzen entwickeln. Nun muss eine weitere Kompetenz ausgebildet werden: Einsicht zeigen, diese formulieren und um Entschuldigung bitten - immer mit dem Risiko, dass der andere auf stur schaltet und die Entschuldigung nicht annimmt. Ist das gemeistert, werden die Erwartungen noch höher: Eine Entschuldigung hat nämlich bei älteren Kindern und Jugendlichen nur dann Wert, wenn auch ein Bemühen um Veränderung des strittigen Verhaltens erkennbar ist. Und weil das alles so komplex und schwierig ist, müssen Eltern mit gutem Beispiel vorangehen. Das bedeutet auch, sich beim eigenen Kind entschuldigen zu können!
Petra Gottwald ist Diplom-Psychologin und stellvertretende Leiterin der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V., Trier
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