Zehn Regeln für die Geldanlage

Vor wenigen Wochen hat die Stiftung Warentest die deutschen Banken untersucht und den Instituten keine guten Noten ausgestellt. Auch die Verbraucherberater in Rheinland-Pfalz führen eine lange Mängelliste an und fordern: Die Beratungsqualität muss besser werden. Dazu können auch die Kunden ihren Teil beitragen.

Trier. Langfristige Anlagen für Senioren oder hochriskante Papiere für ältere Menschen schlagen immer wieder bei den Verbraucherberatungen in Rheinland-Pfalz auf. Die sogenannten "Best Ager" - also Verbraucher in den besten Jahren jenseits der 50 - besitzen mehr als die Hälfte des Gesamtvermögens in Deutschland. Und dies belief sich 2009 immerhin auf stolze 4,67 Billionen Euro.

Nachfrage bei Verbraucherberatung steigt



Vor allem nach der Finanzkrise sind viele Anleger aufgeschreckt, zumindest aber besorgt, ob ihre Spargroschen sicher und gut angelegt sind. "Wir stellen fest, dass die Beschwerden und Nachfragen bei uns zunehmen", erklärt Sylvia Beckerle von der Verbraucherberatung Rheinland-Pfalz.

Seit dem 1. Januar 2010 gelten neue Vorschriften für die Anlageberatung. Banken und Sparkassen müssen nun die Gespräche dokumentieren, wenn sich ein Kunde über Wertpapiere beraten lässt. Ziel der Regel ist es, Falschberatung zu minimieren. "Unsere Erfahrung zeigt, dass hier noch einiges im Argen liegt - quer durch die gesamte Branche und alle Banken", sagt Rechtsanwalt Rainer Zahnhausen. Er berichtet von Fällen, bei denen Kunden - um die 80 Jahre alt - Anlagen aufgeschwatzt bekamen, die über 20 Jahre und länger laufen. "Da ist einiges nicht in Ordnung", erklärt er.

Die Bankverbände der Privatbanken, der Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken weisen die Kritik zurück. Natürlich gebe es Fälle, in denen es nicht optimal gelaufen sei. Doch dies sei bei weitem nicht die Regel. "Anfangs gab es bei der Anwendung der neuen Vorgaben - insbesondere bei der Protokollierung der Anlageberatung von Neukunden - Anlaufschwierigkeiten. Doch mittlerweile haben sich die notwendigen Geschäfts- und IT-Prozesse in den meisten Banken eingespielt", sagt Tanja Beller, Pressesprecherin des Bundesverbands deutscher Banken, dem TV auf Anfrage.

Auf die Ziele des Anlegers kommt es an



Die Experten der Verbraucherberatung raten Bankkunden, sich auf jeden Fall selbst gut vorzubereiten und sich bei ihren Geldanlagen vor allem Zeit zu nehmen. Ihre zehn Tipps:

Auf Ihre Ziele kommt es an: Bevor Sie Geld anlegen, sollten Sie intensiv darüber nachdenken, was Sie mit der Anlage erreichen wollen. Denn davon hängt alles andere ab.

Schulden zurückzahlen lohnt sich. Bevor jemand über neue Anlagen nachdenkt, sollte er prüfen, ob er noch Schulden hat und ob es sich nicht lohnt, diese zunächst zurückzuzahlen.

Auch Ihre Absicherung ist wichtig: Überprüfen Sie, ob Sie und Ihre Familie gut gegen existenzielle Risiken (schwere Krankheit, Unfall) abgesichert sind.

Verinnerlichen Sie das sogenannte magische Dreieck: Mehr Rendite bekommen Sie nur, wenn Sie auf Sicherheit oder schnelle Verfügbarkeit (Liquidität) verzichten. Mehr Sicherheit bieten Anlagen nur, wenn Sie auf Rendite oder Liquidität verzichten.

Nicht mehr Risiko, als Sie tragen können: Bei einer Geldanlage Risiken einzugehen muss nicht schlimm sein. Gefährlich ist nur, Risiken einzugehen, die man erstens nicht eingehen wollte und zweitens nicht verkraften kann. Geht es Ihnen nur um den Erhalt Ihres Vermögens, dann sind Sie nicht gut beraten, auf hohe Renditen zu schielen, die auch ein hohes Risiko bergen.

Setzen Sie nie alles auf eine Karte: Ein kluger Berater legt nicht alle Eier in einen Korb. Denn die Streuung über verschiedene Produkte und Anlagenklassen wie Aktien, Immobilien und Anleihen senkt das Gesamtrisiko.

Kaufen Sie nur, was Sie verstehen: Es gibt Anlageprodukte, die wirklich toll klingen, wenn ein geschickter Verkäufer sie beschreibt: Zertifikate mit hoher Renditechance und gleichzeitiger Absicherung gegen Kursverluste, Investmentfonds, die komplizierte Strategien verfolgen. Aber kaufen Sie trotzdem nur, wenn Sie verstanden haben, wie es funktioniert. Das bedeutet: Nur dann zustimmen, wenn Sie selbst beschreiben können, wann Sie Gewinne und wann Sie Verluste machen.

Lassen Sie sich nicht von der Vergangenheit blenden: Vorsicht! Vergangene Kurssteigerungen sind keine Garantie für die Zukunft.

Achten Sie auf die Kosten: Konzentrieren Sie sich nicht auf Versprechen, sondern auf die Fakten. Dazu gehören Provisionen und Gebühren.

Vertrauen Sie Ihrem Berater nicht blind: Scheuen Sie sich nicht, verschiedene Angebote einzuholen, und vergleichen Sie. Hinterfragen Sie Aussagen von Beratern, Vermittlern und Verkäufern kritisch. extra I Beratungsprotokoll: Die Banken und Finanzinstitute sind seit Beginn des Jahres verpflichtet, bei einer Anlageberatung über Wertpapiere ein Protokoll anzufertigen und den Kunden auszuhändigen. Beratungen zu Tages- oder Festgeld fallen nicht darunter. Dabei ist es im Gesetz nicht zwingend vorgeschrieben, dass die Kunden das Protokoll unterschreiben. Einige Banken bitten allerdings die Verbraucher darum. Zum einen, damit die Berater abgesichert sind, oder aber, wenn Anlagen besonders risikoreich sind, "damit auch dem Kunden diese Sachlage" noch einmal deutlich werde. Ist der Kunde nicht mit dem Inhalt des Protokolls einverstanden, hat er ein Widerspruchsrecht. Besondere Regeln gibt es zudem für die telefonische Beratung. Hier sieht das Gesetz vor, dass Beratungsprotokolle per Post zugeschickt werden müssen. Allein dieser Bereich macht rund 70 Prozent der jährlich etwa acht Millionen Beratungen aus.extra II So äußern sich Sparkassen und Genossenschaftsbanken: Sparkasse Trier und Volksbank Trier haben sich auf Anfrage zu Kritik und Vorgehensweise bei den Beratungen erklärt. Horst Schreiber, Vorstand der Volksbank Trier: "Die Volksbank Trier dokumentiert Protokolle durch Unterschrift des Bankberaters, für den Kunden besteht keine Unterzeichnungspflicht. Noch vor Vertragsabschluss wird dem Kunden eine Ausfertigung des Protokolls überreicht. Ein elementarer Teil des genossenschaftlichen Geschäftsmodells ist es, Kunden und Mitglieder mit unserem Fachwissen nach ihren Bedürfnissen qualitativ zu beraten." Ähnlich die Stellungnahme der Sparkasse Trier. Vorstandsmitglied Peter Späth: "Der Kunde steht im Mittelpunkt mit seinen Wünschen, seinem persönlichen Bedarf, seiner Zukunftsplanung. Unser Ziel sind zufriedene Kunden, die sich bei uns gut aufgehoben fühlen und gerne wiederkommen."

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