Wittlich Neue Drogenspürnase im Wittlicher Knast

Wittlich · In der Wittlicher Justizvollzugsanstalt testet das Mainzer Justizministerium ein neues Gerät, mit dem selbst seltene Rauschgifte aufgespürt werden sollen. Die ersten Funde stimmen Gefängnisleiter Jörn Patzak zuversichtlich.

 Das im Wittlicher Gefängnis eingesetzte Drogenspürgerät sieht aus wie ein Drucker und analysiert in kurzer Zeit, ob ein Stoff Rauschgift enthält.

Das im Wittlicher Gefängnis eingesetzte Drogenspürgerät sieht aus wie ein Drucker und analysiert in kurzer Zeit, ob ein Stoff Rauschgift enthält.

Foto: TV/JVA Wittlich

Im Gefängnis sind Drogen zwar teuer. Aber wer Rauschgift haben will, bekommt es auch. Künftig soll es aber noch ein bisschen schwieriger werden, die Drogen unbemerkt hinter schwedische Gardinen zu schmuggeln. In einem deutschlandweit einmaligen Projekt wird in der Justizvollzugsanstalt Wittlich derzeit ein Gerät getestet, das selbst künstlich hergestellte, sogenannte psychoaktive Drogen aufspüren kann.

Nach Angaben des JVA-Leiters Jörn Patzak ist das etwa zwei Schuhkartons große Gerät in Wittlich seit sechs Wochen im Einsatz und kann schon erste Erfolge vorweisen. So entdeckten die Justizvollzugsbediensteten in einem Fall ein künstliches Cannabinoid, die synthetische Nachbildung eines Stoffs aus der Hanfpflanze. Ein anderes Mal schlug das Gerät Alarm, weil in einem Fläschchen Augentropfen Methadon enthalten war. In einem weiteren Fall war auf einem Papierstreifen Heroin.

„Wir können dadurch das Dunkelfeld erhellen“, ist JVA-Leiter Jörn Patzak sicher, dass durch das neue Drogenspürgerät jetzt auch Rauschgifte gefunden werden, die vorher nie entdeckt worden wären. Ermöglicht wird dies laut Patzak durch eine vom rheinland-pfälzischen Landeskriminalamt aufgebaute Datenbank, die kontinuierlich erweitert werde.

Um zu testen, ob Drogen enthalten sind, wird ein Teststreifen über das vermeintliche Rauschgift gezogen und anschließend in das Gerät gesteckt. Ist tatsächlich Rauschgift enthalten, ertönt ein Piepston, blinkt ein rotes Lämpchen, und das gefundene Rauschmittel wird angezeigt. Je nach Schwere des Delikts wird die Staatsanwaltschaft über den Fund informiert. „Aber wir bestrafen auch selbst“, sagt der Wittlicher Gefängnisleiter und verweist darauf, dass manchen Häftling der zeitweise Fernseherentzug härter treffe als beispielsweise ein Monat mehr Haft. Zudem würden die Gefangenen natürlich über die Gefährlichkeit der Drogen informiert, sagt Patzak.

Ein Blick auf die Statistik zeigt das Ausmaß des Problems.  Nahezu jeder zweite in Rheinland-Pfalz einsitzende Häftling hat ein Drogenproblem. Vor zwei Jahren wurden 1369 von 3155 Gefängnisinsassen in Rheinland-Pfalz als drogenabhängig eingestuft. Das waren 43 Prozent. Ein Jahr zuvor lag der Anteil noch bei immerhin 34 Prozent.

Nach Angaben des Justizministeriums wird auf eine mögliche Drogensucht jeder getestet, der ins Gefängnis kommt. Abhängigen Insassen würden freiwillige Therapien angeboten.

Wer als Gefangener das nötige Kleingeld und die entsprechenden Verbindungen hat, kommt – allen Gegenmaßnahmen zum Trotz – auch hinter Gittern an seinen Stoff. Dem Einfallsreichtum von Schmugglern und Rauschgiftkonsumenten sind kaum Grenzen gesetzt.

Es werde zwar streng kontrolliert, sagt Winfried Conrad vom Landesverband der Gewerkschaft Strafvollzug. Aber trotzdem ergäben sich immer wieder genügend Versteckmöglichkeiten – „der Begrüßungskuss, das Kleinkind oder Baby auf dem Schoß des Inhaftierten“, sagt Gewerkschaftsvorsitzender Conrad.

Praktiker verweisen deshalb darauf, wie wichtig sorgfältige Untersuchungen und Kontrollen seien. Dazu gehörten auch regelmäßige Durchsuchungen der Zellen – insbesondere von Drogenabhängigen, heißt es im Mainzer Justizministerium. Dabei werden auch Rauschgiftspürhunde eingesetzt, allerdings viel zu selten, beklagt die Gewerkschaft Strafvollzug. Ihre Vertreter fordern schon lange, dass auch in Rheinland-Pfalz justizeigene Drogenspürhunde eingesetzt werden sollten. Mit dem nun zunächst nur in der Wittlicher Justizvollzugsanstalt eingesetzten neuen, 45 000 Euro teuren  Drogendetektor dürften zumindest dort die Drogenfunde steigen. Landesjustizminister Herbert Mertin will den Test in absehbarer Zeit auf die Gefängnisse in Diez und Frankenthal ausweiten.

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