Ernährung Noch hebt sich der Deckel längst nicht überall

Trier · Das neue Internetportal „Topf Secret“ soll Verbrauchern sagen, wie es ein Betrieb mit der Hygiene hält. Das klappt nicht immer.

Die letzte Überprüfung durch die Lebensmittelkontrolleure liegt ein Dreivierteljahr zurück. Damals hatten die Beamten vom Kölner Umwelt- und Verbraucheramt bei dem italienischen Restaurant in der Innenstadt tatsächlich etwas zu nörgeln. Es seien „Mängel bei der Ausbildung und Schulung des Personals“ festgestellt worden, heißt es in dem später an das Resturant übersandten Kontrollbericht. Außerdem müssten unverzüglich konkret benannte Hygienemängel beseitigt werden.

Ohne die vor einem Monat auf Initiative der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch und der Transparenzinitiative Frag den Staat an den Start gegangene Internetseite „Topf secret“ wäre dieser Kontrollbericht wohl nie an die Öffentlichkeit gelangt.

Doch dank der Mitte Januar freigeschalteten Online-Plattform ist es für Verbraucher inzwischen zumindest theoretisch relativ einfach, unter Verweis auf das Verbraucherinformationsgesetz (siehe Stichwort) an einen solchen Kontrollbericht zu kommen.

Mit wenigen Klicks und ein paar ausgefüllten Feldern können auf der entsprechenden Internetseite lebensmittelrechtliche Betriebsüberprüfungen angefordert werden. Der ganze Vorgang dauert nicht einmal eine Minute und ist zudem für den Antragsteller kostenlos.

Da ist es nicht verwunderlich, dass in den ersten zwei Wochen nach Start der Plattform deutschlandweit bereits über 15 000 Anträge gestellt worden seien, wie Foodwatch stolz verkündete. Was für die Verbraucherschutzorganisation ein Erfolg ist, ist für die betroffenen Behörden zunächst einmal jede Menge zusätzliche Arbeit. Denn irgendjemand muss sich in den jeweiligen Verwaltungen ja auch um die Anfragen kümmern. Bis Ende vergangener Woche gingen bei den zuständigen Ämtern in der Region über 120 Anfragen allein, die meisten davon – 35 – landeten auf dem virtuellen Tisch der Trierer Kontrolleure.

Besondere Eile wird bei der Beantwortung aber offensichtlich nur in den rheinland-pfälzischen Verwaltungen an den Tag gelegt. Zwar wird in der Regel noch der „Eingang Ihres Auskunftsersuchens bestätigt“. Doch für die abschließende Beantwortung wird häufig darauf verwiesen, dass man noch das nach dem Gesetz erforderliche Anhörungsverfahren der betroffenen Betriebe abwarten wolle. Und das kann dauern.

Nahezu alle von unserer Zeitung befragten regionalen Verwaltungen weisen darauf hin, dass sie die von der Online-Plattform angestrebte dauernde Veröffentlichung der Informationen aus diversen Gründen „als kritisch ansehen“, wie es Vulkaneifelkreis-Sprecherin Verena Bernardy formuliert.

Eine Meinung, der sich der rheinland-pfälzische Gaststättenverband Dehoga nur allzu gerne anschließt. „Wir sehen darin keinen Mehrwert für den Verbraucherschutz, sondern reinsten Populismus“, kritisiert Dehoga-Präsident Gereon Haumann das neue Verbraucherportal. Topf Secret gefährde Existenzen und vernichtet Arbeitsplätze, daher gehöre dieser Topf sofort vom Herd genommen.

Manche Anfrage erübrigt sich von alleine. Im nordrhein-westfälischen Recklinghausen erkundigte sich Ende Januar ein Verbraucher nach den letzten Hygienekontrollen in einem Restaurant in der Innenstadt. Die im Internet veröffentlichte Antwort der Behörde ließ nicht lange auf sich warten: „Der von Ihnen angefragte Betrieb ist bereits seit mehreren Jahren geschlossen.“

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