Landtag Und plötzlich blinkt beim Ex-Landrat die Kühlwasser-Anzeige

Bitburg/Morbach/Mainz · Wie vier Neulinge aus der Region Trier ihren ersten Tag als Abgeordnete im Landtag erleben – und welche Ziele sie in dieser Wahlperiode haben.

 Joachim Streit hatte Angst, den Auftakt zu verschlafen und kämpfte mit seinem Auto. Der Bitburger führt die Freien Wähler an.

Joachim Streit hatte Angst, den Auftakt zu verschlafen und kämpfte mit seinem Auto. Der Bitburger führt die Freien Wähler an.

Foto: TV/Florian Schlecht

14 Abgeordnete vertreten die Region Trier in dieser Wahlperiode im Mainzer Landtag. Vier von ihnen sind völlige Neulinge, die mit der Wahl von Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) auch ihre erste Sitzung erlebt haben. Dabei wälzte sich Joachim Streit noch in der Nacht zuvor hin und her im Bett, „weil ich Angst hatte, ich könnte verschlafen“, erzählt der Ex-Landrat vom Eifelkreis Bitburg-Prüm, der nun Fraktionschef der Freien Wähler ist. Der Wecker klingelte Streit zwar rechtzeitig wach, doch auf der Strecke nach Mainz folgte der nächste Schreck. Beim Auto leuchtete die Kühlwasser-Anzeige auf. Auf einer Raststätte füllte Streit das Kühlwasser auf, fuhr weiter, kam pünktlich in Mainz an, wo er mit dem gewohnten blauen Anzug stand. „Nichts überhitzt, nichts kaputt im Auto“, sagte Streit lachend, der nicht mit seinem Porsche zur ersten Sitzung gefahren war, sondern mit dem Viano. Der Grund dafür: „Ich habe ein großes Bild von einem Holzhacker in der Eifel dabei gehabt. Und meinen Bürostuhl, den ich mir schon nach der Bürgermeister-Wahl in Bitburg von meinem eigenen Geld gekauft habe.“ Im Mainzer Landtag, so sagt Streit, freue er sich vor allem auf die Debatten. Der Landesregierung wirft er bei der finanziellen Ausstattung der Kommunen „Verfassungsbruch“ vor, kündigt an: „Da werden wir ständig nachhaken.“ Ebenfalls in der Opposition sitzt Dennis Junk, der scheidende CDU-Bürgermeister der Verbandsgemeinde Wittlich-Land. Noch in der Nacht zum Dienstag beantwortete er die letzte E-Mail in seinem alten Amt, wo es um den Trailerpark gegangen sei. Nun ist er Landtagsabgeordneter. Einbringen will er sich dort besonders für Kommunen, als Mitglied des Innenausschusses wolle er auch für bessere Umstände für die Feuerwehr kämpfen, als Familienvater nehme er aber die Bildung in den Blick. Mehr leiden werde das Familienleben durch die neue Aufgabe nicht, sagt Junk. „In der Verbandsgemeinde gab es außerhalb der Corona-Zeit kaum einen Abend, an dem ich nicht auf der Sitzung in einer Ortsgemeinde war“, sagt Junk, der auf der Fahrt nach Mainz ganz froh war über die Hochmoselbrücke. „Es ist schon entspannter, auf der Strecke nicht die ganze Zeit Lastwagen vor sich zu haben“, betont er augenzwinkernd. Mit ihm sitzt neu auch Lars Rieger aus Schweich in der CDU-Fraktion. Der fuhr mit dem Zug nach Mainz und war ganz baff: „Ich habe den Anschlusszug in Koblenz pünktlich bekommen und werde nun wohl weiter mit der Bahn fahren.“ Auch wenn der Ex-Abgeordnete Bernhard Henter ihn schon gewarnt habe, manchen Zug nach Mainz bereits verpasst zu haben. Als versierter Kommunalpolitiker war es Rieger ein großes Anliegen, in die Landespolitik zu gehen. „Der Landtag entscheidet über eine 7-Stunden-am-Stück-Betreuung in den Kitas, lässt die Kommunen aber alleine damit, Ruheräume und Küchen zu bauen“, moniert Rieger. Einbringen wolle er sich auch dafür, die Pflege zu verbessern. Was Rieger auf absehbare Zeit auch mit der CDU ändern will: Seine Vorgänger bei den Christdemokraten saßen in der Opposition, seit 1991 regiert die CDU nicht mehr in Rheinland-Pfalz. „Die Hoffnung stirbt zuletzt“, sagt Rieger augenzwinkernd. „Ich hoffe, dass die CDU irgendwann wieder die Landesregierung bildet.“