Strafanzeige im Internet erstatten In Trier fällt der Startschuss für die Online-Wache der Polizei

Trier · Bald können die Bürger in Rheinland-Pfalz übers Internet Anzeige erstatten. Das soll die Beamten entlasten und Hemmschwellen abbauen. Klingt gut, aber es gibt auch Skeptiker.

 Die Polizei in Brandenburg war die erste deutsche Polizeibehörde mit einer Internet-Wache. So ähnlich könnte auch die Online-Wache der Polizei Rheinland-Pfalz aussehen.

Die Polizei in Brandenburg war die erste deutsche Polizeibehörde mit einer Internet-Wache. So ähnlich könnte auch die Online-Wache der Polizei Rheinland-Pfalz aussehen.

Foto: Screenshot TV

Wer bei der Polizei eine Anzeige erstatten will, weil ihm etwa das Fahrrad gestohlen oder er übers Ohr gehauen wurde, kann dies bald auch übers Internet erledigen. Das rheinland-pfälzische Innenministerium gibt nach Informationen unserer Zeitung in der ersten Dezemberwoche in Trier den Startschuss für die sogenannte Online-Wache.

Die Bürger sollen über die Internet-Dienststelle demnächst nicht nur Diebstähle oder Betrügereien melden, sondern auch auffällige Beobachtungen mitteilen können. Die Online-Wache sei eine „schnelle, zeit- und ortsunabhängige sowie barrierearme Anzeigemöglichkeit“, heißt es dazu im Mainzer Innenministerium.

Die virtuelle Wache soll beim Landeskriminalamt angedockt sein. Dort werden die übers Internet eingegangenen Strafanzeigen und Zuschriften gesichtet und – je nach Zuständigkeit – an die einzelnen Polizeidienststellen verteilt, wo sie bearbeitet werden.

In den meisten anderen Bundesländern gibt es bereits Online-Wachen. Vorreiter war Brandenburg. Dort können Straftaten schon seit 15 Jahren über eine Internetseite der Polizei gemeldet werden. Im vergangenen Jahr wurden in Brandenburg über 35 000 Anzeigen online erstattet; fünf Jahre zuvor waren es noch 26 500. Nach Schätzungen der Polizei geht etwa ein Fünftel der gemeldeten Anzeigen über das Service-Portal ein. Vor allem Auto- und Fahrraddiebstähle würden so gemeldet, heißt es.

In Rheinland-Pfalz hatten sich vor allem die Grünen für die Online-Wache starkgemacht. „Für die Bürger werden Hemmschwellen abgebaut, für die Polizisten fallen bürokratische Schranken weg“, meint Innenexpertin Pia Schellhammer. Die rheinland-pfälzischen Gewerkschaften sehen dem Projekt mit gemischten Gefühlen entgegen. Die Digitalisierung dürfe nicht dazu führen, dass die Polizei sich in der Fläche zurückziehe, sagt die neue Landeschefin der Gewerkschaft der Polizei, Sabrina Kunz. Eine Entlastung der Polizei sei allein deshalb schon nicht zu erwarten, weil das Online-Portal rund um die Uhr besetzt und ausgewertet werden müsse, meint Benno Langenberger von der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Und der Landesvorsitzende des Bundes deutscher Kriminalbeamter, Christian Soulier, gibt zu bedenken, dass eine im Internet aufgegebene Anzeige nicht den persönlichen Kontakt ersetze.

Für die gemeinsam mit dem Saarland entwickelte rheinland-pfälzische Online-Wache sind laut Mainzer Innenministerium drei zusätzliche Stellen vorgesehen

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