Kritik an Vorzugsbehandlung für IOC-Präsident Bach Der Herr der Pässe

Exklusiv | Peking/Berlin · Der umstrittene IOC-Präsident Thomas Bach besitzt deutsche Diplomatenpässe, die ihm weltweit Grenzen und Türen öffnen. Die Bundesregierung verteidigt die Vorzugsbehandlung für den Sportfunktionär. SPD-Politiker und Anti-Lobby-Experten fordern mehr Transparenz und strengere Regeln bei der Passvergabe.

 Zeigt sich bei Kritik an der Menschenrechtslage in China, dem Gastgeber der Olympischen Winterspiele, zugeknöpft: IOC-Präsident Thomas Bach.

Zeigt sich bei Kritik an der Menschenrechtslage in China, dem Gastgeber der Olympischen Winterspiele, zugeknöpft: IOC-Präsident Thomas Bach.

Foto: Eibner/imago

Thomas Bach genießt in diesen Februartagen die größtmögliche Bühne. Der IOC-Präsident aus Deutschland schaut bei den am Sonntag endenden Olympischen Winterspielen in Peking bei vielen Wettkämpfen vorbei, herzt deutsche Medaillengewinner. Heftig kritisiert wurde Bach unter anderem für seine Eröffnungsrede, in der er zu massiven Menschenrechtsverletzungen im kommunistischen China schwieg und den unpolitischen Geist Olympias beschwor. Unter anderem die USA, Australien, Kanada und Großbritannien boykottierten die Eröffnung, schickten keine Regierungsvertreter. Außenministerin Annalena Baerbock verkündete ebenfalls öffentlichkeitswirksam ihr demonstratives Fernbleiben: "Ich bin großer Sportfan, aber zu Olympia werde ich in dieser Zeit definitiv nicht fahren“, sagte die Grünen-Politikerin, früher selbst Trampolinspringerin. Das mutet nach größtmöglicher Distanz zum IOC und seinem seit 2013 amtierenden Präsidenten an, der bei der Vergabe von Olympia an autoritär geführte Staaten keine Berührungsängste kennt. Dennoch kann sich der Jurist, Ex-Siemens-Lobbyist und frühere Fecht-Olympiasieger Bach unverändert auf Rückendeckung aus Berlin verlassen - und zwar in Form zweier Diplomatenpässe, ausgestellt vom Auswärtigen Amt. Wie Recherchen unserer Redaktion zeigen, läuft ein Pass bis August 2023, der andere bis 2026. Das FDP-Mitglied kommt seit den 1990er Jahren in den Genuss dieser Vorzugsbehandlung. Die Regierungen wechselten, der spätere Herr der Ringe blieb immer ein Herr der Pässe.