Porträt Zwischen Krise, Koch und Kronprinz: Das ist der neue rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Clemens Hoch

Seit dem 18. Mai führt der Rheinländer das Mainzer Gesundheitsministerium an. Warum er bereits viele Erfahrungen in der Corona-Krise gesammelt hat, was ihm Beobachter noch zutrauen.

Clemens Hoch: Das ist der neue Gesundsminister in Rheinland-Pfalz
Foto: dpa/Andreas Arnold

Im Büro von Clemens Hoch stehen noch unausgepackte Umzugskartons. Doch der 43-Jährige hat momentan andere Aufgaben zu erledigen. Hoch ist der neue Gesundheitsminister im Land, nachdem Vorgängerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler als Chefin in die SPD-Fraktion im Mainzer Landtag gewechselt ist. Bei Null fängt der Andernach bei der Corona-Bekämpfung aber nicht an. Im Gegenteil. Als Chef der Staatskanzlei zog er im Hintergrund bereits die rheinland-pfälzischen Fäden, als es um den gemeinsamen Weg mit Bund und Ländern ging in der Krise ging. Seine Aufgabe in den ersten 100 Tagen, so sagt er selbst: „Die Pandemie in die Schranken weisen“.

Ein ehrgeiziges Ziel von einem ehrgeizigen Mann, der durchaus eine steile Karriere hingelegt hat. SPD-Mitglied ist der Andernacher seit 1996. Nach dem deutschen Titel bei der Fußball-Europameisterschaft trat Hoch den Sozialdemokraten bei, nachdem er die Spiele mit dem örtlichen SPD-Fraktionschef gesehen hatte und danach Lust auf Parteiarbeit hatte. 2006 schaffte Hoch dann den Einzug in den Mainzer Landtag - im Jahr, als die SPD die absolute Mehrheit bei der Landtagswahl schaffte.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer soll in der Corona-Krise zufrieden gewesen sein, wie Hoch die Bund-Länder-Runden aus der Staatskanzlei vorbereitet hat. Auch wenn es den Rheinländer gewurmt haben muss, wenn tags danach in den MPK-Runden mit Kanzlerin Angela Merkel die diskreten Aussagen hinter verschlossenen Türen quasi dauerhaft live bei Boulevardzeitungen wie „Bild“ über die Ticker liefen. „Die Runden waren immer ein Gremium, das vertrauensvoll zusammengearbeitet hat. Sie lebten immer vom persönlichen Austausch. Leider haben sie stark unter den digitalen Formaten gelitten. Ich bin zuversichtlich, dass sie nach der Pandemie wieder reibungsloser funktionieren“, sagt Hoch, der im landespolitischen Mainz für seinen strategisch denkenden Kopf und klare Ansagen bekannt ist. Staatssekretärsrunden im Land soll der Sozialdemokrat straff geführt haben. „Ich arbeite gerne effizient und weiß gerne, wo ich dran bin. Und die allermeisten Menschen wissen bei mir, wo sie dran sind“, sagt der Minister.

Beobachter trauen ihm noch weitere politische Aufstiege zu. Hoch gilt mit Alexander Schweitzer und Sabine Bätzing-Lichtenthäler als einer der drei aussichtsreichsten Kandidaten in der Frage, wer in der SPD irgendwann mal auf Ministerpräsidentin Malu Dreyer folgen könnte. Angesprochen auf das Wort „Kronprinz“, das die Nachfolger so oft umschreibt, weicht der Rheinländer scherzhaft aus. „Der Kronprinz ist ja ein Begriff aus der Monarchie – und ich finde ehrlich gesagt nur eine Monarchie ganz gut, das ist die niederländische. Aber im Ernst: In Rheinland-Pfalz haben wir mit Malu Dreyer eine Ministerpräsidentin, die noch mindestens fünf Jahre regieren wird. Darüber bin ich sehr froh“, sagt Hoch.

Neben der Politik kocht der SPD-Mann leidenschaftlich gerne. „Durchaus lecker und gut, aber nicht zu kompliziert. Meinen drei Kindern brauche ich kein Vier-Gänge-Menü vorsetzen“, sagt der Gesundheitsminister, der auch gerne auf den Traumpfaden und Traumschleifen in Eifel und Hunsrück wandert. In Zeiten der Pandemie, als viele Menschen zuhause blieben, seien die Pfade oft verlassen gewesen, sagt Hoch. Er wünscht sich, dass es damit bald vorbei ist.

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