Zertifikat via Handy-App Digitaler Impfpass soll Reisen in Europa wieder erleichtern

Berlin · Über eine Smartphone-App sollen Bürger künftig nachweisen können, dass sie gegen Covid-19 geimpft worden sind. Das digitale Impfzertifikat soll wieder mehr Mobilität und Reisen innerhalb Europas ermöglichen - und noch rechtzeitig vor den Sommerferien fertig werden. Manchen kommt die Lösung nicht schnell genug.

Noch vor den Sommerferien will die Bundesregierung einen digitalen Impfpass bereitstellen. Vollständig geimpfte Personen sollen das Zertifikat, das in Arztpraxen oder Impfzentren ausgestellt werden kann, per Smartphone-App hochladen und vorzeigen können. Der Nachweis soll Geimpften wieder mehr Freiheiten besonders für die Mobilität und das Reisen innerhalb Europas ermöglichen. Entwickelt wird die technische Lösung von einem von der Bundesregierung beauftragten Unternehmenskonsortium aus IBM, ubirch, govdigital und Bechtle. Zwischen Mitte Mai und Ende Juni soll die Anwendung zur Verfügung stehen, wie am Mittwoch aus Regierungskreisen bekannt wurde.

Das Ziel sei es, damit eine EU-weit kompatible Lösung auf den Weg zu bringen, wie aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) verlautete, das die Federführung über das Projekt hat. Für Geimpfte soll mit dem digitalen Impfpass ein möglichst schneller und sicherer Nachweis möglich sein.

Konkret soll der Impfnachweis für die Nutzer in zwei Schritten erfolgen. Im ersten Schritt können Bürger den elektronischen Zertifikatsservice in dem Impfzentrum oder der Arztpraxis, in der sie ihre Impfung erhalten haben, aktivieren lassen. Daraufhin kann die geimpfte Person ihr digitales Zertifikat inklusive des notwendigen QR-Codes in der entsprechenden App auf dem Smartphone hinterlegen. Für diejenigen, die kein Smartphone besitzen, ist auch ein Ausdruck in Papierform mit dem abgebildeten QR-Code erhältlich. Im zweiten Schritt erfolgt die Prüfung des Zertifikats, die die nötige Sicherheit gewährleisten soll. Dafür müssen Nutzer sich mit einem Ausweisdokument gegenüber einem Prüfer identifizieren, so dass das Zertifikat auch der richtigen Person zugewiesen werden kann.

Der Nachweis von Impfungen in dem gelben Impfbuch in Papierform ist davon vorerst unberührt. Der digitale Impfpass wird im Zuge der Pandemiebewältigung nur für Covid-19-Impfungen angeboten.

Um Transparenz herzustellen, soll die Anwendung als Open-Source-Projekt bereitgestellt werden, wie es aus dem BMG weiter hieß. Konkret würde das bedeuten, dass der Quellcode der Anwendung, also die technische Grundlage des Systems, offen einsehbar wird. Perspektivisch soll es auch möglich werden, die Zertifikate in der offiziellen Corona-Warn-App zu hinterlegen. Ein genauer Zeitplan hierfür wurde noch nicht bekannt. Bei einem Verlust oder Wechsel des Smartphones soll das Zertifikat über den ausgedruckten QR-Code erneut ins Handy eingelesen werden können.

Für Personen, die bereits die vollständige Impfung hinter sich haben, soll es möglich sein, das digitale Zertifikat auch nachträglich noch zu erhalten. Die Bundesregierung sucht dafür noch nach einem Verfahren. Diskutiert wird auch noch, ob überstandene Corona-Infektionen wie ein vollständiger Impfschutz gewertet werden. Dies sei abhängig von laufenden Forschungen, wie es aus Regierungskreisen weiter hieß.

Der deutsche Impfpass soll kompatibel sein mit dem EU-weiten Zertifikat, an dem im Moment auf EU-Ebene gearbeitet wird. Am Mittwoch legten die EU-Staaten dazu ihre Position für die Verhandlungen mit dem Europaparlament fest. Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, Manfred Weber, drang auf eine schnelle Lösung. „Beim EU-Impfzertifikat muss Tempo gemacht werden“, sagte Weber unserer Redaktion. Für die Einigung der Mitgliedstaaten sei es „höchste Zeit“ gewesen. „Es hat schon zu lange gedauert, bis der Vorschlag auf dem Tisch lag“, kritisierte Weber. Das Zertifikat sei in dieser Phase der Pandemie „ein ganz wichtiges Instrument hin zu mehr Normalität“. „Zudem sollten Inhaber des Zertifikats ihre europäischen Bürgerrechte zurückbekommen, vor allem die Reisefreiheit“, sagte Weber.

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