Christoph Heusgen übernimmt die Münchner Sicherheitskonferenz Der Neusser Heusgen leitet jetzt die Sicherheitskonferenz

München/Berlin · Mit langen Verhandlungen und stiller Diplomatie kennt sich Christoph Heusgen aus. Diese Erfahrung kann der ehemalige deutsche UN-Botschaft gut brauchen, wenn er nun von Wolfgang Ischinger den Vorsitz der Münchner Sicherheitskonferenz übernimmt

 ARCHIV - 01.04.2019, USA, New York: Christoph Heusgen, deutscher Botschafter bei den Vereinten Nationen, kommt zu einer Sitzung des Sicherheitsrates der UN. Der künftige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die EU sowie die Nato-Staaten in der Ukraine-Krise zu Zusammenhalt aufgerufen. Foto: Ralf Hirschberger/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

ARCHIV - 01.04.2019, USA, New York: Christoph Heusgen, deutscher Botschafter bei den Vereinten Nationen, kommt zu einer Sitzung des Sicherheitsrates der UN. Der künftige Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Christoph Heusgen, hat die EU sowie die Nato-Staaten in der Ukraine-Krise zu Zusammenhalt aufgerufen. Foto: Ralf Hirschberger/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Ralf Hirschberger

(hom) Es ist Sonntag früher Nachmittag. Vor dem Hotel Bayerischer Hof in der Münchner Innenstadt sind die gepanzerten Limousinen abgefahren. Der große Ballsaal, in dem die Teilnehmer der Sicherheitskonferenz drei Tage über Krieg und Frieden diskutiert haben, leert sich. Christoph Heusgen steht nun vor einem neuen Abschnitt. Ebenso wie Wolfgang Ischinger. Beide sind Diplomaten. Beide beherrschen ihr Metier, die Kunst, zwischen den Zeilen zu lesen und zu sprechen.

Am Sonntag übernahm Heusgen, der ehemalige deutsche UN-Botschafter in New York, die Leitung der Münchner Sicherheitskonferenz, die Ischinger, ehemaliger Botschafter in Washington und London, fast 14 Jahre geleitet hat. Ischinger, 75 Jahre alt, bleibt Vorsitzender des Stiftungsrates der Sicherheitskonferenz. Heusgen, 66 Jahre alt, in Neuss aufgewachsen und dort im Schützenbrauchtum verwurzelt, übernimmt das operative Geschäft. Wenn in einem Jahr wieder eine echte Präsenzveranstaltung abgehalten werden kann, moderiert Heusgen erstmals als Vorsitzender die weltweit renommierteste Konferenz ihrer Art.

Ischinger hat die Konferenz seit seiner Übernahme 2008 zu einer echten Marke mit einem Team von heute knapp 80 Mitarbeitern und einem Jahresbudget von mehr als zehn Millionen Euro ausgebaut. Nun muss Heusgen der Veranstaltung seinen Stempel aufdrücken und seine Linie finden. Vielleicht wird er die Konferenz, die zu einer Veranstaltung mit einem Programm mit Dutzenden Neben- und Seitenveranstaltungen zusätzlich zur Hauptbühne geworden ist, wieder etwas verkleinern. Heusgen hat vor dieser 58. Münchner Sicherheitskonferenz im Interview mit unserer Redaktion auch nicht ausgeschlossen, mit einigen Veranstaltungen der Marke „MSC“ (Munich Security Conference) auch nach China oder Russland zu gehen. Zukunftsmusik, aber man darf ja Pläne haben.

Wenn Heusgen im nächsten Jahr erstmals durch die Konferenz führt, wird er vor allem in den Tagen vor und während der Veranstaltung mit wenig Schlaf auskommen müssen. Damit kennt er sich aus. Als langjähriger außenpolitischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel gehörte es sozusagen zu Heusgens Jobbeschreibung, lange Gipfelnächte von EU, Nato, G7 oder G20 mit wenigen Stunden Schlaf zu überstehen – und den Verhandlungstag danach gleich mit. Stehvermögen holt sich Heusgen bei regelmäßigen Läufen. An seiner letzten Stelle als UN-Botschafter in New York absolvierte er dort auch den weltbekannten Marathon durch alle fünf Bezirke mit Zieleinlauf im Central Park. Womöglich kehrt er dorthin als Läufer noch einmal zurück. Foto: dpa

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