Bundestagskandidatur Merz liebäugelt mit Comeback

Kurz nach der Wahl seines Kontrahenten Armin Laschet zum neuen CDU-Vorsitzenden erklärte Friedrich Merz seine Bereitschaft, Bundeswirtschaftsminister zu werden. Daraus wurde vorerst nichts. Jetzt erklärte er, „nicht abgeneigt“ zu sein, erneut für den Bundestag zu kandidieren.

Friedrich Merz bei einer Kandidatenrunde in der CDU-Zentrale Anfang Januar.

Friedrich Merz bei einer Kandidatenrunde in der CDU-Zentrale Anfang Januar.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Friedrich Merz denkt erneut über ein parlamentarisches Comeback nach. Er sei „nicht abgeneigt“, im Hochsauerlandkreis erneut für den Bundestag zu kandidieren, sagte Merz der „Westfalenpost“. Zwar sei er bereits „von mehreren Stadtverbandsvorsitzenden im Sauerland gefragt worden, ob ich mir vorstellen kann, für den Wahlkreis anzutreten“, sagte Merz. Allerdings wolle er „keine offene Feldschlacht“.

Das bezog sich zunächst auf den Innenpolitiker Patrick Sensburg, der nach dem Ausscheiden von Merz 2009 sein Nachfolger als Direktkandidat im Hochsauerland geworden war. Inzwischen spielt er in der ersten Liga des Bundestages mit. So ist er Mitglied im Parlamentarischen Kontrollgremium, das in geheimen Sitzungen die Arbeit der Nachrichtendienste überwacht. Außer seiner Mitgliedschaft im Ältestenrat und im Immunitätsausschuss kam nun auch noch der Verteidigungsausschuss dazu. Zudem ist der Oberstleutnant der Reserve Vorsitzender des über 115.00 Mitglieder zählenden Reservistenverbandes. Bereits im Januar hatte er erklärt, erneut im Hochsauerlandkreis kandidieren zu wollen. „Da war Friedrich Merz noch in ganz anderen Gedanken“, meinte er jetzt in Anspielung auf den Versuch von Merz, CDU-Chef zu werden.

Seit dem Wochenende gibt es für den Wahlkreis zudem einen weiteren Bewerber: Bernd Schulte wandte sich am Wochenende in einem Schreiben an alle CDU-Mitglieder des Hochsauerlandkreises, um ebenfalls seinen Hut in den Ring zu werfen. Der 36-Jährige war Kämmerer in Hemer und wechselte danach in die Staatskanzlei nach Düsseldorf, gilt als Vertrauter von Ministerpräsident Armin Laschet, der beim CDU-Parteitag im Rennen um den Bundesvorsitz gegen Merz gewann.

In dem unserer Redaktion vorliegenden Brief geht Schulte nicht auf Sensburg oder Merz ein, betont jedoch seine Heimatverbundenheit. „Mein Ansporn und Anspruch ist es, unsere Heimat zu gestalten, lebenswert zu erhalten und ein stückweit besser zu machen: als Vater von drei Kindern, dem die Chancen von Jung und Alt gleichermaßen wichtig sind. Und als jemand, der weiß, was vor Ort in den Familien, in den Kommunen los ist und was die Menschen bewegt“, schreibt er den Parteifreunden.

Die Konstellation von drei Kandidaten für einen Sitz hat Merz wohl nicht in bester Erinnerung. Einen möglichen Ausweg für seine Ambitionen hat auch Sensburg schon gewiesen: „Friedrich Merz hat ja überall Chancen.“ Auch in der Nachbarschaft in NRW könnten für ihn Wahlkreise in Frage kommen. Wenn er denn wirklich will.

Unter den Merz-Anhängern wurde die Aussicht auf einen im Bundestag agierenden ehemaligen Unionsfraktionschef mit Freude aufgenommen. Aber auch unter den Mitbewerbern gibt es Befürworter dieses Schrittes. Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki würde eine Rückkehr von Merz jedenfalls begrüßen. „Aus meiner Sicht wäre Friedrich Merz eine Bereicherung für den Deutschen Bundestag“, sagte Kubicki unserer Redaktion. „Deshalb würde ich mich freuen, wenn er nach der Wahl als Parlamentarier tätig wird.“

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